Bewegende Momente in der Milchküche
13.3.2012, 19:00 UhrSeit Horst Gemeinhardt 1988 den Gedenkraum für die Familie Krautheimer in der ehemaligen Milchküche der Krippe eingerichtet hat, gilt der ehemalige Lehrer am Helene-Lange-Gymnasium (HLG) als ausgewiesener Kenner der Familiengeschichte. Entsprechend kann er bei der Führung durch die Krippenräume, die im Rahmen der Woche
der Brüderlichkeit stattfand, mit jeder Menge Detailwissen aufwarten. „Wenn man so lange hier als Lehrer residiert, fragt man sich eben schon, was es mit der Krautheimer Krippe auf sich hat.“
Ein Rückblick: Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts starb noch jedes vierte Kind in Fürth kurz nach der Geburt. Dem Wunsch ihres verstorbenen Mannes Nathan folgend, suchte Martha Krautheimer den Kontakt zu den städtischen Behörden, um mit einer wohltätigen und überkonfessionellen Stiftung die Not vor allem auch alleinstehender Mütter zu mildern. Im November 1912 wurde das Gebäude in der Maistraße — in unmittelbarer Nähe zum Nathanstift – eingeweiht. Bis 1966 diente es seinem ursprünglichen Zweck, seitdem wurde es von den benachbarten Schulen für den Unterricht genutzt.
An die Zeit, als sie hier über ihren Abiturprüfungen in Französisch und Chemie brütete, kann sich Ute Steiger noch sehr gut erinnern. Dass sie aber als Baby schon in denselben Räumen gelegen hatte, lässt die 56-Jährige nun mit ganz eigenen Gedanken an der Führung teilnehmen. „Es ist ein Wahnsinnsgefühl — so, als wäre man daheim,“ sagt die Wilhermsdorferin sichtlich bewegt, zumal sie seit ihrem Abitur 1975 das Gebäude zum ersten Mal wieder betreten hat.
Zum 100-jährigen Bestehen der Krippe im Herbst will das Jüdische Museum Franken, das hier seit 2004 eine Dependance führt, zusammen mit dem HLG ein neues Workshop-Programm starten, in dem das Thema Menschenrechte im Mittelpunkt steht. Zudem soll die Ausstellung in der Maistraße überarbeitet werden – einige von der Sonne ausgebleichte Faksimile-Postkarten bedürften dringend der Erneuerung.
Heute um 19.30 Uhr wird die Woche der Brüderlichkeit mit dem Vortrag „Frauen als Helden. Purim und die Rezeption der Esthergeschichte“ im Jüdischen Museum (Königstraße 89) fortgesetzt.
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