Christkinder plaudern aus dem Nähkästchen
20.12.2013, 09:00 Uhr
Sie eröffnen die Advents- und Weihnachtsmärkte, besuchen Schulen, Kindergärten und Altenheime und werden auf vielen, vielen Fotos als Symbole für die Zeit des Schenkens und der Freude festgehalten. Für diese Aufgabe hatten sich Nadine Gillich und Sarah Baron gern als Engel zur Verfügung gestellt. Die Achtklässlerinnen, die wegen des Schulumbaus von Langenzenn an die Mittelschule nach Veitsbronn gewechselt sind, stellten fest, dass das dortige Christkind alle Aufgaben ganz allein bewältigen muss.
Schulsprecherin Nadine hatte deshalb die Idee, dass in diesem Jahr erstmals auch in Veitsbronn Engel das Christkind unterstützen. Schulleiter und Bürgermeister stimmten dem gern zu. Ihr Kleid und das der Freundin fertigte Mutti Aurelia Gillich an, die in fünf Tagen Flügel und Heiligenschein besorgte, Stoffe kaufte und über die Schnitte bis hin zum Aufnähen goldener Sterne auf weißem Samt und dem Umnähen weiter Ärmel mit goldenen Borten alles geschickt erledigte.
Vati Nikolaus Gillich spielt gewissermaßen das „Rentier“ und übernimmt für die frisch gebackenen Engel die Chauffeurdienste zu ihren Auftritten. Auch Christkind Selina Weiland findet diese weihnachtliche Verstärkung klasse: „Da bin ich nicht mehr ganz allein“, sagte sie, denn sie fühle sich im Grunde schon selber als „Oma“ unter den Christkindern.
Nur mit echtem Haar
Und das nicht etwa, weil sie die Älteste unter den insgesamt neun Christkindern im Landkreis wäre. Sie eröffnet bereits seit 2010 in Veitsbronn jährlich den Weihnachtsmarkt. „Solange ich darf, mache ich das weiter, von mir aus gerne noch zehn Jahre“, erklärt die sympathische 17-Jährige, die ihren Prolog längst auswendig kann und viel Wert darauf legt, dass ihr Haar echt ist.
„Unter einer Perücke juckt es, sie kann rutschen und sieht bei Schneefall so unecht aus“, erklärt sie. Deshalb stehe sie vor einem Auftritt auch „gern drei Stunden früher“ auf, um ihre blonden Haare Strähne für Strähne in Locken zu legen. Auch zur Bekleidung hat sie für ihre zwei jungen Engel Tipps aus drei Jahren Christkind-Erfahrung: „Zieht euch schön warm an, es kann kalt werden“. Sie selbst trug schon drei Paar Leggings, mehrere Schichten Pullover und dicke Moonboots unterm Christkleid. Und natürlich Handschuhe – wie es sich gehört selbstverständlich alles in Weiß.
Das musste zum Teil angeschafft werden. Und das werden wohl auch ihre zwei Engel noch tun, da weiße Handschuhe nicht unbedingt zur Grundausstattung von Schülern gehören. Doch schließlich soll die Kutschfahrt, auf die sich beide besonders freuen, ein tolles Erlebnis ohne klamme Finger werden.
Süßer Glöckchenengel
Das strahlendste kleine Mädchen in Weiß-Gold mit leuchtenden Lämpchen im Haar ist die sechsjährige Leonie. Sie darf als eines von zwei Glöckchenengeln eine Glocke schwingen, um für Ruhe und Aufmerksamkeit zu sorgen. Damit wechselt sie sich mit Laura ab, die mit den „Begleitengeln“ Agnes und Anna alle zusammen als Gefolge das Langenzenner Christkind Sara Christgau begleiten.
Die 16-Jährige mit imposanter Krone über der Lockenpracht führt 2013 die fünfköpfige Gruppe an, deren Management seit vielen Jahren in der Hand von Andrea Barz liegt, Vorsitzende der Langenzenner Frauen-Union. Die FU hatte die Idee der Christkinder in den Landkreis gebracht, das dadurch in Langenzenn bereits am längsten auftritt. Das 40. Mal wird es im kommenden Jahr sein.
Das Fahrzeug mit Elchgeweih an den Außenspiegeln ist inzwischen gut bekannt. Während andere Christkinder maximal drei Auftritte haben, spricht Barz von „30 bis 40“ zwischen November und dem 24. Dezember.
Am Weihnachtsnachmittag selbst sorgt das Christkind mit Engeln im Langenzenner Altenheim bei Kaffee und Plätzchen für Freude bei denen, die Weihnachten sonst ganz allein feiern müssten.
Und auch die jeweils auf die Ereignisse zugeschnittenen Prologe von Andrea Barz, die ihr Christkind in einer goldenen Mappe bei sich trägt, haben inzwischen Kultstatus: „Von vielen Seiten wurde uns aufgetragen, lobende Worte über diesen Landkreis zu sagen“, begann sie mit einem Dankeschön an die Gastgeber.
Seukendorfs 21-jähriges Christkind Melissa Shoneez-Dörfer fasste dann zusammen, was so ähnlich auch alle anderen Mädchen als die schönsten Momente im Christkind-Sein aufzählten: „Die Freude der Kinder zu sehen, ihre leuchtenden Augen, an viele verschiedene Orte zu kommen und viele Menschen kennen zu lernen.“
Darin ist sich die Gemeinde der Landkreis-Christkinder bei allen Unterschieden in der Ausstattung und der Anzahl an Auftritten völlig einig – und genoss einträchtig das Rampenlicht vorm Landkreis-Weihnachtsbaum.
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