"Der Denkmalschutz muss flexibler werden"
15.8.2019, 21:00 UhrDerzeit tourt die erfolgreiche Romanautorin und Historikerin durch den Freistaat, um sich vor Ort zu informieren und für eine bessere Förderung zu werben. Bei ihrem Besuch in Fürth bekam sie "gelungene und weniger gelungene Beispiele" zu sehen.
Den Titel "Denkmalstadt" hat sich die Stadt bekanntlich selbst verliehen. Für Grünen-Stadtrat Kamran Salimi ist dies bis heute "Segen und Fluch zugleich". Denn einerseits werde Baudenkmälern dadurch natürlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. "Andererseits bekommt man nicht selten zu hören, dass es auf ein Denkmal mehr oder weniger auch nicht ankommt, wenn es einem Projekt im Weg steht", so Salimis Wahrnehmung. Seine Schlussfolgerung: Der Kampf um den Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz müsse weiterhin konsequent geführt werden.
Salimi erinnerte an Überlegungen der Bahn, die Vorhalle des Bahnhofsgebäudes abzureißen — mit der Begründung, sie habe keine Funktion mehr, wenn 99 Prozent der Fahrgäste die darunter liegende Unterführung nutzen, um zu den Gleisen zu gelangen. "Eine Funktion hat Neuschwanstein ja auch nicht", merkte Weigand dazu lakonisch an. Als es anschließend in die Hornschuchpromenade ging, war die Historikerin aus Schwabach sichtlich beeindruckt von der gepflegten historischen Bausubstanz in der Prachtmeile.
"Wie ein Klotz"
Dass das umgebaute Hornschuch-Center mit seiner Lamellenfassade "wie ein Klotz" (Salimi) in das Ensemble hineinrage, gefiel ihr indes weniger. Ihre Fürther Gastgeber, darunter die Grünen-Landtagskollegin Barbara Fuchs, Stadtrat Harald Riedel und der stellvertretende Stadtheimatpfleger Lothar Berthold, erinnerten an die emotionalen Diskussionen im Vorfeld dieses Bauprojekts, mit dem sich die Hoffnung auf Belebung der Innenstadt verband.
Weigand kennt das aus anderen Städten: Es sei "schon ein Phänomen, dass man glaubt, ein schlecht laufendes Einkaufszentrum mit einem weiteren in unmittelbarer Nähe attraktiver machen zu können".
Eine erste Erkenntnis habe sie während ihrer mehrwöchigen Reise durch Bayern bereits gewonnen: "Der Denkmalschutz muss grüner und flexibler werden." Konkret führte die Landtagsabgeordnete dazu zwei Forderungen an: Angesichts einer älter werdenden Gesellschaft dürfe Barrierefreiheit, etwa durch den Einbau von Aufzügen, kein Tabu in denkmalgeschützten Häusern sein. Ebenso wenig dürften die zuständigen Behörden Photovoltaik-Anlagen grundsätzlich ablehnen, "denn es gibt mittlerweile Module in Biberschwanzform, die kaum ins Augen fallen".
Insgesamt gelte es, die "seit Anfang der 90er Jahre massiv heruntergefahrenen Fördergelder für den Denkmalschutz wieder zu erhöhen", so Weigand. Würden Bauherren mehr Geld für die anspruchsvollen Arbeiten erhalten, dann könnte der Denkmalschutz nach ihrer Überzeugung auch ein deutlich besseres Image bekommen.
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