Die Faszination „Konflikte lösen“
19.02.2014, 13:00 Uhr
Was muss man sich unter Ihrer Arbeit vorstellen, Frau Streng?
Sandra Streng: Bei der Konfliktvermittlung, so wie ich sie verstehe, geht es darum, den verschiedenen Parteien dabei zu helfen, selbstständig eine Lösung zu finden, die beide Seiten zufriedenstellt. Dabei ist es sehr wichtig, dass der Vermittler nicht entscheidet, wer Recht hat, sondern immer neutral bleibt. Das unterscheidet meine Position von der eines Streitschlichters.
Mit welcher Art von Fällen befassen Sie sich?
Streng: Hier im Rahmen der Freiwilligen Agentur sind das eher weniger komplexe Fälle, wie beispielsweise ein Nachbarschaftsstreit. Dabei ist es auch möglich, dass eine Konflikt-Partei aus mehr als einer Person besteht. So etwas wie eine Scheidungsmediation würde es hier dagegen eher nicht geben.
Wo findet eine solche Sitzung statt?
Streng: Am besten an einem neutralen Ort. Zum Beispiel einem Raum, den die Marktgemeinde Roßtal zur Verfügung stellt. Auf keinen Fall sollte eine solche Sitzung bei einer der betroffenen Personen zuhause ablaufen, weil diese dann einen Heimvorteil hätte.
Seit wann bieten Sie die Konfliktvermittlung in Roßtal an?
Streng: Das Projekt ist noch sehr jung und unser Angebot besteht erst seit Ende vergangenen Jahres. Deshalb habe ich bisher auch noch keinen Fall bearbeitet.
Aus welchem Grund werden Sie in dieser Richtung tätig? Sind die Roßtaler besonders streitlustig?
Streng: Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich möchte mich ehrenamtlich engagieren. Da ich hier in Roßtal wohne und die Freiwilligen Agentur kenne, habe ich mich an sie gewandt und angeboten, die Tätigkeit auszuführen.
Was hat Sie dazu bewogen, eine Ausbildung zur Konfliktvermittlerin zu machen?
Streng: Persönliches Interesse. Ich finde es wichtig und auch faszinierend, Konflikte zu lösen, bevor Beziehungen diesen zum Opfer fallen. Deswegen geht es bei meiner Arbeit eben vor allem um Fälle wie Nachbarschaftsstreit oder Ähnliches, bei denen eine längerfristige Beziehung zwischen zwei Parteien besteht und auch erhalten werden soll. Diese Möglichkeiten bietet beispielsweise ein Gericht oftmals nicht.
Wie sieht eine solche Ausbildung aus?
Streng: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt keine einheitliche Ausbildung zur Konfliktvermittlerin. Ich für meinen Teil mache im Moment eine Ausbildung zur Mediatorin. Es handelt sich in diesem Fall um ein Studium. Nach meinem Abschluss habe ich nicht vor, hauptberuflich oder gegen Honorar als Konfliktvermittlerin zu arbeiten.
Die Konfliktvermittlung ist Teil der Freiwilligen Agentur Roßtal – wie ist diese aufgebaut und welche Arbeit wird dort gemacht?
Streng: Die Agentur wird von Maria Dotzler-Schmidt, Andrea Prosch und Andrea Wimmer geleitet. Man will hilfesuchende Bürger Roßtals und hilfegebende vermitteln. Es wird Unterstützung angeboten, beispielsweise durch Schüler-Coaches, die versuchen, das Selbstvertrauen von Jugendlichen zu stärken und ihnen so durch die Schulzeit zu helfen, oder „Leihgroßeltern“, die Zeit mit Kindern verbringen und so berufstätige Eltern entlasten. Das passiert alles ehrenamtlich, die Agentur finanziert Ausgaben ausschließlich über kleinere Spenden.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen