Ein Cadillac für Elvis Presley
17.3.2015, 11:00 UhrAls Schüler hat er in der Theater-AG mitgemacht. Was sonst? So, wie David Schirmer davon erzählt, erscheint das völlig selbstverständlich. „In der siebten Klasse hab’ ich zum Beispiel ,Der kleine Prinz‘ gespielt“, sagt er und fügt hinzu: „Mein Weg war eigentlich bald ziemlich klar.“ Für den 29-Jährigen, der in Erlangen aufwuchs, ging es weiter im Jugendclub des Erlanger Theaters. „Da gab es zum ersten Mal Kontakt mit Schauspielern.“
Das hatte Folgen.
Schirmer wurde bewusst, dass sich hier ein Berufsfeld auftut. „Nach dem Abi hatte ich dann schon gar keinen Plan B mehr.“ Er bewarb sich an Schauspielschulen. Schon nach dem vierten Vorsprechen hatte er sich einen Platz gesichert. Nicht irgendwo. Sondern in Essen an der Folkwang Universität der Künste. „Das hat schnell geklappt.“ Kann man so sagen. Man könnte aber auch sagen, dass das eine verflixt coole Nummer war. Weiß er natürlich auch. „Von 800 Bewerbungen ist ein Prozent erfolgreich.“
Überzeugt hat er die Folkwang-Verantwortlichen unter anderem mit einem Monolog aus „Leonce und Lena“ und mit einem selbstgeschriebenen Text: „Da habe ich einen Automechaniker gespielt, der Elvis Presley einen Cadillac verkauft.“
Nur einmal für einen Moment angenommen, er wäre nicht einer von den acht Glücklichen gewesen, die das Studium aufnehmen durften — was wäre dann gekommen? Schirmer denkt nach. „Vielleicht wäre ich jetzt Erzieher. Oder Krankenpfleger. Oder hätte ein traditionelles Handwerk gelernt. Auf jeden Fall eher Ausbildung als Studium.“ Überflüssige Gedankenspiele. 2012 bekommt er sein Diplom, gleich im Anschluss geht es für zwei Jahre ins Engagement ans Volkstheater Rostock.
In vertrauten Gefilden
Und jetzt also Fürth. „Hatte ich zunächst gar nicht so auf dem Schirm. Als es geklappt hat, fand ich es schön.“ Nach dem Studium im Ruhrgebiet und der Zeit in Rostock freut er sich über die Rückkehr in Gefilde, die ihm seit Kindertagen vertraut sind. „Ich mag hier unter anderem den Wiesengrund sehr, das ist toll zum Fahrradfahren.“ Nicht zuletzt ist da auch wieder die räumliche Nähe zu Familie und Freunden. „Ich bin gerade dabei, Bekanntschaften aufleben zu lassen.“ Zu Mitschülern etwa, die es zum Teil schon „sehr exotisch“ finden, dass es für ihn von der Theater-AG tatsächlich gradlinig auf die Bühne ging. Seine Eltern („Die haben mich immer unterstützt und mir vieles ermöglicht“) kommen selbstverständlich in die Premieren und „finden es toll, dass ich da oben stehe“.
In Fürth war David Schirmer bereits in „Die kleinen Füchse“ unter der Regie von Werner Müller im Stadttheater zu sehen. Nun wird er im Kulturforum in „Feldpost für Pauline“ mitwirken. Ein Stück für Menschen ab elf. „Für mich ist diese Abwechslung klasse“, freut sich der junge Darsteller. Die Chance, einerseits für verschiedene Altersgruppen und dabei ganz speziell für junge Zuschauer zu spielen, schätzt er ebenso wie unterschiedliche Auftrittsformen. „Im Kulturforum wird das Publikum jetzt in der Mitte sitzen, und wir spielen auf 360 Grad drumherum, das ist spannend für alle.“
Maja Nielsens Stück „Feldpost für Pauline“ führt zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs. „Ich habe gemerkt, dass ich über diese Periode merkwürdigerweise nicht so viel weiß wie über den Zweiten Weltkrieg, da habe ich in der Schule oder natürlich durch die Medien viel mehr von gehört.“ Zur Vorbereitung auf den Probenprozess ging Schirmer unter anderem ins Fürther Stadtmuseum und sah sich die aktuelle Ausstellung über jene Zeit an. Nielsens Text sei gut und lebendig. Das unterstützt natürlich dabei, sich in die Situationen hineinzubegeben und eine längst vergangene Epoche auf die Bühne zu bringen. „Requisiten kommt da auch eine wichtige Bedeutung zu. Wir greifen auf Helme, Gewehre, Uniformen zurück.“
Nach der Probe im Kulturforum hat sich Schirmer umgezogen. Bevor er auf sein Fahrrad steigt, liegt ihm noch ein Lob fürs neue Kult-Team am Herzen: „Es ist super, diesen Schritt zu gehen und mit einem festen Ensemble frische Energie und neue Muster zu ermöglichen.“ Ihm gefällt auch die Möglichkeit, zwischen Darstellern und Publikum eine weitere Art des Kennenlernens aufzubauen: „Wenn Schauspieler über längere Zeit in der Stadt sind, ist das ja nicht mehr so anonym, sondern man trifft sich vielleicht mal in einem Café.“
Oder im Wiesengrund. Mal sehen.
„Feldpost für Pauline“: Premiere am Donnerstag, 20 Uhr, Kulturforum (Würzburger Straße 2). Weitere Termine: 20./21. März (jeweils 20 Uhr), 23.-27. März (jeweils 10 Uhr), 26./27. März (jeweils 20 Uhr), 29. März (15 Uhr), 8./9. Juli (jeweils 10 Uhr), 10./11. Juli (jeweils 20 Uhr), 12. Juli (15 Uhr). Karten (Kinder 6, Erwachsene 12 Euro) im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Telefon 77 98 70)
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