Ein ernüchternder Sonntag mit Jutta Czurda

Männer, die nach Bifi riechen, kennen keinen Schmerz. Sie reiten nach Idaho ohne zwischen zwei „Bonanza“-Folgen aus dem Sattel zu steigen. Statt Idaho tut’s aber auch Zirndorf, und falls kein Pferd in Rufbereitschaft ist, kommt halt der gebrauchte Opel mit der Anhängerkupplung aus der Garage. Echten Country- und Westernfans winkt in dieser Woche eine Begegnung der durchschüttelnden Art.

Zum „Rodeo USA“ im Rahmen der deutsch-amerikanischen Freundschaftswoche pilgern Tausende Karohemd-Fetischisten in die Bibertstadt, „selbstverständlich wird auch Rinderwurst serviert“, so die FN. Lasso werfen, Kälber fangen, Ketchup schütteln: Es ist so schön, ein Landei zu sein. Als Held gilt, wer es länger als acht Sekunden einhändig auf dem Sattel eines störrischen Pferdes oder eines übel gelaunten Bullen aushält. Eine betagte Stute namens „Lufthansa“ macht ebenfalls mit, sie soll den weniger Geübten zum achtsekündigen Erfolgserlebnis verhelfen. Gleich beim Start bekommt jedoch der erste Hoppel-Kandidat zu spüren, dass mit „Lufthansa“ an diesem Tag nicht gut Spareribs essen ist. Die Alte simuliert Turbulenzen, eine Bruchlandung ist die Folge.

Mordskerle und Lufthansa, zweiter Teil: „Mit einem simulierten Flugzeugabsturz feierte die Freiwillige Feuerwehr Fürth ihr 125-jähriges Bestehen“ (FN). Oberbürgermeister Uwe Lichtenberg, leicht irritiert ob des wilden Spektakels in den Pegnitzauen, gratuliert diplomatisch verhalten; er wünscht „mehr Möglichkeiten zum Feiern als zum Löschen“. Motto: So jung wie heute stürzen wir nie wieder ab.

Der Sinkflug der SpVgg ins offene Grab Landesliga Süd hat nicht nur Nachteile. An den Kassenhäuschen ist „Gedränge“ ein moldawisches Fremdwort. Die FN liefern eine Erfolgsmeldung kurz vorm Saisonstart: „Der Verkauf von Dauerkarten hat begonnen. Bisher konnten 100 Karten abgesetzt werden.“ Das Vorbereitungsspiel gegen einen Erstligisten namens 1. FC Nürnberg endet 0:8.

Ähnlich klar und deutlich ist die Sprache, die das Bauordnungsamt in einem Schreiben an zwei Fürther Hausbesitzer spricht. Darin wird ihnen „der Vollzug der FBW (BayRS 215-2-4-1) und des BayVwVfG (BayRS 2010-1-I) auf der Grundlage der BayBO (BayRS 2132-1-I) der VVB (BayRS 214-2-1-I), der VAwSF (BayRS 753-1-4-J) und der GaV (BayRS 2132-1-4-I)“ mitgeteilt. Sie sollen „umgehend für die Beseitigung von 0001, 8151 (§ 20 Abs.1 VAwSF) und 8201 (§ 13 und 22 VVB) sorgen“. Wo das Amt recht hat, hat es recht. Übrigens ist Gegenstand des Schreibens eine Feuerbeschau, bei der Mängel moniert wurden.

Wer 0001, 8151 und 8201 beseitigen kann, kommt auch für diesen Job infrage: Eine Spielhalle sucht per Inserat „nette Damen ab 30, die es verstehen, mit unseren Gästen umzugehen“. Wer wieder mal alles auf die 17 gesetzt und alles verloren hat, neigt gern zu rabiaten Gefühlsausbrüchen.

Was das heißt, weiß auch er: Einen heißblütigen Mann aus der Südstadt bekommt die Polizei zu fassen. Er hatte das Telefonkabel in der Wohnung seiner Exfrau gekappt, das Telefon mitgenommen und versteckt.

Ihren guten Draht zur Hochkultur bringen die Einheimischen beim „Fürther Kunstsonntag“ zum Glühen. Gastgeber ist Jutta Czurdas CZ-Theater in der Kaiserstraße. Die FN: „Das Publikum warf hier nicht wie früher zwischen der zweiten und dritten Halben kurz einen Blick auf die Kunst.“ Nüchtern betrachtet gibt es eine vertanzte Modenschau, in der Jutta Czurda von einem freundlichen Kollegen auf die Bühne gekarrt wird. Wie man das nennt? Rodeo Fürther Art.