Eine ganz stille Preisverleihung
14.11.2011, 13:00 Uhr
„Diese Tatsache haben wir bisher nicht an die große Glocke gehängt“, meint Sigrid Vogel, die Sprecherin des Büchereiteams, bescheiden. Denn die Verleihung verläuft ganz unspektakulär. Kein ominöser Anruf vom Preiskomitee im Morgengrauen, keine Einladung nach München, ja nicht einmal eine Urkunde gibt es für diese Würdigung. „Wir kriegen es selbst nur mit, wenn das Preisgeld von 250 Euro wieder einmal auf unserem Konto eingegangen ist“, sagt Vogel.
Dabei ist die Konkurrenz ziemlich groß und die Kriterienliste recht umfangreich. Neben der Leserzahl punkten die Büchereien vor allem mit dem Schlüssel für die Ausleihe und ihren Veranstaltungen.
Der Schlüssel für die Ausleihe beschreibt das Verhältnis der ausgeliehenen Medien zu den in der Bücherei vorhandenen Büchern, DVD, CD und Spielen. „Da kommen wir eben immer über die 2,0“, sagt Angelika Fiederling stolz, „während andere Büchereien gerade mal die 1,0 schaffen.“
Im Klartext heißt das: Jedes einzelne der 3000 Medien wird im Jahr mindestens zweimal ausgeliehen. Auf jeden der durchschnittlich 300 Leser kommen pro Jahr etwa 20 Bücher oder andere Medien.
Angelika Fiederling ist eine von vier ausgebildeten „Büchereiassistentinnen im kirchlichen Dienst“ im Büchereiteam von etwa zwölf Frauen, die alle ehrenamtlich arbeiten.
Den Schwerpunkt hat das Team auf Vorschul- und Grundschulkinder gesetzt. Es gibt wöchentlich drei Ausleihtermine im evangelischen Gemeindehaus und zusätzlich eine im Kindergarten. Wenn sich gerade eine große Anzahl von Puschendorfer Kindern in einer Grundschulklasse befindet, fährt eine der Mitarbeiterinnen mit einem Kofferraum voller Büchern auch mal direkt in die Schule, um die Kinder für das Lesen zu begeistern.
Öffentliche Vorlesestunden, Autorenlesungen, die jährliche Beteiligung am Ferienprogramm und mindestens zwei Flohmarktaktionen pro Jahr sorgen dafür, dass die Zahl der Leser nicht abnimmt.
„Unsere besondere Stärke ist die Aktualität“, betont Ulrike Schneider. Ein Buch, das zwei oder drei Jahre nicht ausgeliehen wurde, wird rigoros aussortiert und landet auf dem Flohmarkt. Es kann vorkommen, dass ein Buch, das auf der Buchmesse groß rauskommt oder im Fernsehen gerade angepriesen wird, bereits schon seit mehreren Wochen zuvor in der Puschendorfer Bücherei ausgeliehen werden kann. Bei den erwachsenen Lesern, die etwa 40 Prozent der Gesamtleser ausmachen, stehen aktuelle Romane und Krimis hoch im Kurs. Bei den Kindern, berichtet Sigrid Vogel, sind derzeit „Das magische Baumhaus“, „Die fabelhafte Zauberfee“ oder Bücher aus der Reihe „Die drei ???“ der große Renner.
Was das Team derzeit beschäftigt ist die Digitalisierung der Medien. Eva Hirt und Gabriele Gorny übernehmen diese Aufgabe. Was seit mehr als 50 Jahren handschriftlich auf Karteikarten festgehalten worden ist, soll im kommenden Jahr durch Strichcode und Einlesescanner vereinfacht werden. Finanziert wird die ganze Arbeit hauptsächlich durch die Leser. Pro ausgeliehenem Buch und Ausleihwoche sind zehn Cent Gebühr fällig, ein Buch auf dem Flohmarkt kostet 50 Cent oder einen Euro.
Zugang zum Lesen
Die Räume stellt die evangelische Kirchengemeinde. Pfarrer Markus Broska lobt das Büchereiteam genauso wie Bürgermeister Wolfgang Kistner. „Wir sind froh, dass es das Team gibt“, sagt das Gemeindeoberhaupt. Für Pfarrer Broska ist der Büchereidienst ein „wertvolles diakonisches Werk“. Denn wer nicht lesen kann, so Broska, findet auch keinen Zugang zum Lesen in der Bibel, dem wichtigsten Buch für alle Christen.
Sich mit der Büchereiarbeit in die Kirchengemeinde und in die politische Gemeinde einzubringen, so beschreiben die Frauen ihre eigene Motivation. Wie selbstverständlich wird da noch die „eigene Liebe zu den Büchern“ und der „Wunsch, seinen und anderen Kindern mit Literatur neue Welten zu erschließen“ als Gründe für das ehrenamtliche Engagement genannt.
Die nächste Veranstaltung findet am Freitag, 18. November, dem „bundesweiten Vorlesetag“, statt. Dann will das Büchereiteam die Neuerscheinungen des Jahres 2011 vorstellen und daraus vorlesen. Der Vorleseabend beginnt um 19.30 Uhr in der ParkVilla am Schlagweg.
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