Eine „schwarze Weihnacht“ zum Einschenken
23.12.2013, 09:00 Uhr
Braumeister Walter Simon aus Effeltrich in der Fränkischen Schweiz hat sich dem Erhalt der heimischen Bierkultur verschrieben. Dass ihm Industriebiere ein Graus sind, verwundert niemanden unter den etwa einem Dutzend Kursteilnehmern. „Diese Biere sind durch die Filtrierung und Pasteurisierung zwar deutlich länger haltbar“, erklärt er, „aber dabei von einem Lebensmittel zu sprechen, halte ich für deutlich übertrieben.“
Sein Gegenstück ist die „Schwarze Weihnacht“ – so hat Simon das Bier getauft, das an diesem Tag in der Küche der Langenzenner Mittelschule gebraut wird. Drei Mal Freude daran verspricht er: Beim Brauen, bei der Bierprobe und beim Schenken.
Wobei letzteres nicht alle Hobbybrauer im Sinn haben. „Wenn es wirklich sehr gut schmeckt, wird es nur zum Eigenbedarf getrunken“, stellt etwa Bernhard Fischer klar. Der Langenzenner hat den Vhs-Kurs von seiner Frau Martina geschenkt bekommen. Nun stehen beide hinter dem Herd, auf dem ein großer Topf mit Gerstenschrot dampft.
Rumtopf oder Johannisbeerwein haben die Fischers schon einmal selbst angesetzt, Bier noch nie. „Mal sehen, was dabei raus kommt“, meint Martina Fischer.
Den großen Holzlöffel bedächtig im Sud kreisend, hat sie stets auch ein Auge auf das Thermometer, das in der leicht nach Müsli schmeckenden Brühe steckt. 63 Grad ist die ideale Temperatur, um aus dem geschroteten Getreide den Zucker zu lösen. „Dann kommen die Enzyme ins Schwitzen und machen aus Stärke Zucker“, erläutert Braumeister Walter. Das ist nötig, weil das Gerstenmalz im Gegensatz zu Beeren oder Weintrauben keinen eigenen Fruchtzucker hat. Der wird aber gebraucht, damit das Gebräu später auch schön gärt.
Ob’s noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest angezapft werden kann? Daniel Steinhäuser und Jürgen Bogner sind da skeptisch. „Das wird wohl eher was für Silvester oder Neujahr“, meint Bogner, der seinen Braukollegen erst im Kurs kennengelernt hat. Beide sind „passionierte Biertrinker“, wie sie erzählen und noch nicht ganz überzeugt, ob aus der Maische in ein paar Wochen wirklich trinkbares Bier wird „oder süßer Bonbonsaft.“
An technischer Ausstattung benötigen die Amateure erstaunlich wenig: Ein großer Koch- oder Einwecktopf sowie ein Eimer oder Topf zum Läutern, also Filtern. Auf den endgültigen Biergeschmack haben letztlich Läutern, Sieden und Kühlen ebenso Einfluss wie die Zutaten Wasser, Malz und Hopfen. Und selbst Wasser ist nicht gleich Wasser, macht Walter Simon deutlich: „Hartes Wasser ist besser für Dunkles, weiches besser für Helles geeignet.“ Der Grund: Der Kalk im härteren Wasser färbt sich ein und verträgt sich außerdem nicht so gut mit dem Hopfen.
In den Großbrauereien werde deswegen Calciumchlorid dem Brauwasser beigegeben, um es weicher zu machen. Das Reinheitsgebot also ein reines Marketinginstrument? Das sei zumindest zweifelhaft, findet Walter Simon und setzt noch einen drauf: „Egal bei welcher Temperatur getrunken – so ein Industriebier kann nicht mehr schlechter werden.“ Wie die „Schwarze Weihnacht“ schmeckt, werden die Bierfreunde dagegen erst bei der ersten Bierprobe in ein paar Wochen wissen.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen