Erinnerung an Fürths Luftfahrt-Geschichte
21.7.2008, 00:00 UhrRecht Bescheiden nimmt sich der Hinweis an einer seitlichen Revisionstür des U-Bahn-Hauptzugangs Soldnerstraße aus. Abseits des großen Publikumsstromes fällt das nach der Landung am 5. November 1952 aufgenommene Bild einer viermotorigen Lockheed 1049 Constellation nebst dem Hinweis: «An dieser Stelle über dem U-Bahnhof Hardhöhe befand sich 1950 - 1955 die Landebahn des Industrieflughafens Nürnberg-Fürth», kaum ins Auge.
Dennoch ist der ehrenamtliche Fürther Flughafenarchivar Winfried Roschmann froh, dass auf seine Initiative hin mit bescheidenen Mitteln wenigstens ein kleiner historischer Fingerzeig ermöglicht wurde. Aufgewachsen in unmittelbarer Nähe der regionalen Luftdrehscheibe, hat er deren Entwicklung hautnah miterlebt. Als Enkel der Wirtin des am Faschingsdienstag 1971 abgebrannten Atzenhofer Flugplatz-Casinos war er in Fliegerkreisen zu Hause. Der bis dato von den Gotha-Flugzeugwerken (die «Waggon») genutzte Flugplatz diente nach dem Krieg bis zur Eröffnung des neuen Flughafens bei Kraftshof als Ersatz für den zerbombten Flugplatz Marienberg und den ausgedienten Fliegerhorst Atzenhof.
«Von hier aus», erläutert Stadtheimatpfleger Alexander Mayer, «ist mein Vater als Grundig-Entwicklungsingenieur 1953 nach New York gestartet, um zum ersten Mal Farbfernseher unter die Lupe zu nehmen.» Von Fürth aus reiste auch der Eisbär «Schorschi» aus dem Nürnberger Tiergarten per Luftfracht in den Berliner Zoo. Bis 1961 hieß der Stadtteil am Industrieflughafen übrigens noch «Flughafensiedlung». Der Industrieflughafen war unter amerikanischer Regie fünf Jahre lang provisorisch betrieben worden. Zuvor firmierte der im Ersten Weltkrieg angelegte Flugplatz Atzenhof als Flughafen Nürnberg-Fürth.
Auch um die Erinnerung an die Atzenhofer Luftfahrtgeschichte ist Roschmann bemüht. So wollte er auf der Grünfläche, auf der einst das Flugplatz-Casino stand, eine Erinnerungsstätte einrichten. Ein Vorhaben, das sich inzwischen zerschlagen hat. Die Grünfläche hat sich nämlich ein Bauinvestor gesichert, um hier zwölf Reihenhäuser zu errichten. Jetzt will Roschmann wenigstens auf der benachbarten Grünanlage nahe der historischen Flugwerft Tische und Bänke samt einer Erläuterungstafel aufstellen. Ein Pendant der alten Werft steht in Oberschleißheim. Hier hat das Deutsche Museum seine Luftfahrtabteilung stilvoll untergebracht.
In der Fürther Werft hat sich unter anderem ein Medienstudio eingerichtet. Lofts entstehen nebenan in der ebenfalls historischen «Normalflughalle». Die großen Flugzeughangars späterer Jahre werden von Firmen genutzt. Der größte Teil des alten Flugplatzes dient als Golfplatz, Der Rest als Gewerbepark («Golfpark»).