Fast wie Flutlicht: Fürther Naturschützer klagen über Lampen
28.10.2020, 05:47 UhrDer BN fordert mehr Zurückhaltung in Landschaftsschutzgebieten, zu denen der Fürther Wiesengrund zählt. Denn vielen nachtaktiven Tierarten, darüber herrscht allgemein Konsens, schaden zu grelle Lichtquellen. Sie ziehen vor allem Insekten an und führen bei ihnen zum Zusammenbruch des angeborenen Orientierungsvermögens, sagen Experten. Auch das erfolgreiche Volksbegehren Artenvielfalt hatte sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Lichtbelastung zu reduzieren.
"Heller als in der Innenstadt"
Man begrüße zwar ausdrücklich, wenn für die Straßen- und Wegebeleuchtung energiesparendes LED-Material eingesetzt wird, heißt es in der Stellungnahme des Fürther BN weiter. "Eine Überprüfung der bestehenden und geplanten Beleuchtung in den Schutzgebieten" sei jedoch dringend nötig. Denn meist habe deren Intensität durch die Umrüstung erheblich zugenommen.
Besonders augenfällig werde dies dort, wo Lampen mit den bisher verwendeten und den neuen Leuchten nahe beieinander stehen – etwa an der Dambacher Brücke und an Jakobinenstraße und Dr.-Mack-Straße. So erscheine der Geh- und Radweg am Pappelsteig "heller beleuchtet als etliche Straßenzüge in der Fürther Innenstadt" .
Warum fliegen Insekten immer ins Licht?
Der BN spricht gar von "beinahe flutlichtartiger Beleuchtung", die zu allem Überfluss bisweilen beim Radfahren blende. Auch in puncto Sicherheit bringe das intensive Licht "keinen Vorteil, da sich das menschliche Auge zwar sehr gut auf geringe, gleichmäßige Ausleuchtung einstellen, aber starke Hell-Dunkel-Kontraste schwer ausgleichen kann". So sei etwa die Umgebung eines Lichtkegels bei starker Beleuchtung schlechter zu erkennen als bei gedämpfterem Licht.
"Auf ein Mindestmaß begrenzen"
Der BN fordert nun von der Fürther Stadtverwaltung, die Lichtstärke "auf ein verhältnismäßiges Mindestmaß zu begrenzen" und die Lichtkegel wesentlich stärker auf den Wegebereich zu konzentrieren. Dadurch würden sie "angrenzende Naturräume" nicht erhellen, wie es derzeit beispielsweise am Geh- und Radweg nordwestlich des Friedhofstegs, entlang des Strengsparks sowie zwischen Heckenweg und Flutbrücke der Fall sei.
Beim städtischen Umweltamt rennen die Umweltschützer damit offene Türen ein – denn auch dort ist man sich des Problems durchaus bewusst, so der stellvertretende Behördenleiter Markus Schmid auf FN-Nachfrage. Aber: Als die Beleuchtung für Radwege jüngeren Datums konzipiert wurde, habe es die verschärften Vorschriften des Freistaats noch nicht gegeben. Diese traten als Konsequenz des Volksbegehrens erst im August 2019 in Kraft.
Selbst auf der neuesten, stark verbreiterten und erst Mitte dieses Jahres mit viel Stolz freigegebenen Route an der Pegnitz strahlt es noch zu hell, weil die Planung schon von 2017 stamme. Zwar habe man das Thema Licht, so Schmid, noch aus eigener Initiative in die umweltrechtliche Prüfung eingebracht. Doch die verbauten Leuchten genügten nicht den danach wirksam gewordenen, strikteren Vorgaben.
Jetzt will man nachrüsten
Sie seien nicht entblendet und entfalten, bestätigt Schmid, tatsächlich die kritisierte, flutlichtartige Wirkung. Das soll sich nun ändern: Unlängst habe man sich darauf verständigt, nach und nach mit nun verfügbaren, tauglicheren Leuchten nachzurüsten. Laut Schmid sind diese Modelle "zu 95 Prozent entblendet" und damit umweltverträglicher.
Der BN hat unterdessen eine weitere Anregung im Köcher. Seiner Ansicht nach sollte geprüft werden, ob nicht generell ein großer Teil der Fürther Straßenbeleuchtung wie etwa in Wien jede Nacht nach 23 Uhr um die Hälfte heruntergedimmt werden kann. Dadurch lasse sich auch eine erhebliche Menge Energie einsparen.
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