First-Class-Flug nach Nimmerland
07.01.2015, 17:00 UhrGroße Aufregung in der voll besetzen Stadthalle. Alles wartet auf „Peter Pan“. Aber der Beginn verzögert sich ein wenig. Die Kleinen werden ungeduldig, die Eltern müssen beruhigen. Doch dann zieht die Geschichte des Jungen, der nicht erwachsen werden will, alle in ihren Bann. Bald schon fliegt der ganze Saal davon auf die traumhafte Insel Nimmerland, wo Peter mit seinen „verlorenen Jungs“ lebt.
Alle beliebten Figuren aus der klassischen Geschichte sind mit dabei: die freche Fee Tinker Bell, die süße Tiger Lilly, der böse Captain Hook samt seinem Haken-Arm und den Piraten, Peters wilde Freunde und das Mädchen Wendy, das er aus der Realität nach Nimmerland bringt. Zunächst singen Wendys Eltern und Geschwister gemeinsam einen Song über den Zusammenhalt in der Familie und das oft stressige Alltagsleben. Doch dann taucht plötzlich Peter Pan, der Junge aus Wendys Traum, auf und macht ihr klar, dass sie ebenso fliegen kann wie er. So gelangt sie nach Nimmerland und wird zu einer Art Mutter für Peters Bande.
„Wir lieben Gefahr“
Aber da sind ja noch die gefährlichen Piraten, und Peter muss gegen seinen Erzfeind Hook kämpfen. Dazu braucht er Mut, wie er in zwei flotten Mitsing-Liedern ausdrückt. Die Titel „Wir lieben Gefahr“ und „einfach machen“ stehen für die offene, kindliche Weltsicht, loszulegen, wann immer man will und sich nicht um mögliche Risiken zu sorgen.
Hauptdarsteller Maximilian Boshammer ist ein perfekter Peter Pan. Schon äußerlich entspricht er mit seinen braunen Locken und der schlaksigen Figur dem Romanhelden. Doch auch sein Temperament, sein kindlich-jugendlicher Schwung, seine unbekümmerte Art, wie ein Füllen herum zu springen, passen genau dazu. Mit viel Charme, ansprechender Stimme und enormer Bühnenpräsenz meistert der Nachwuchs-Darsteller seine Rolle. Die Zuschauer lachen sich kringelig, als Peter seinen Schatten, der ihm verloren gegangen ist, mit Spucke an seinem Schuh festkleben will und ihn von Wendy festgenäht bekommt. In einem Lied erzählt er, warum er nicht mehr wachsen will: Er will frei sein, tun was er will.
Knuddelige Wendy
Carolin Pommert schwebt ganz in Pink als etwas überdrehte, liebenswerte Fee Tinker Bell über die Bühne und avanciert zum Publikumsliebling. Die Wendy legt Isabel Hössel knuddelig und gutherzig an, so dass man sich prima in sie hineinversetzen kann. Und Captain Hook ist in der Interpretation von Roman Nienhaus im Grunde ein netter Kerl, der dummerweise auf die falsche Seite geraten ist. Angst haben muss jedenfalls kein Kind vor ihm. Und Peter gewinnt ja sowieso.
Dann wäre da noch Jana Haccus, die als hübsche Indianerin Tiger Lilly und als Wendys Mutter eine gute Figur macht. Tolle Stimme, tolle Tanzeinlagen. So haben auch die Väter im Publikum ihre Freude.
Regisseur und Autor Helge Fedder hat ein Stück für die ganze Familie geschaffen, das leicht, aber nicht oberflächlich, das lustig und romantisch zugleich daher kommt. Erwachsene können sich in alte Zeiten träumen, Kinder erhalten frisches Selbstbewusstsein, Motto: Alles, was du brauchst, ist Glaube, Vertrauen und ein bisschen Feenstaub. Die Musik von Hans Christian Becker und Christoph Kloppenburg vereint schwungvoll poppige Melodien mit jazzigen Klängen, auch Soul-Einflüsse werden hörbar. Ein schöner Nachmittag.
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