Franken-Tatort in Fürth: Filmdreh bei brüllender Hitze
27.6.2019, 05:57 Uhr"Ja, was is des?", wundert sich ein Passant in der Hornschuchpromenande ob des roten Absperrbandes. Der Grund sind Dreharbeiten: Bei schweißtreibenden Temperaturen wird an diesem Nachmittag dort für den sechsten Franken-Tatort "Die Nacht gehört dir" gefilmt.
Schwere Kamerageschütze sind auf dem Grünstreifen aufgestellt, dazu ein Zelt, unter dessen Dach die Schauspieler und Regisseur Max Färberböck ein wenig in den Schatten fliehen können. "Es ist genau so heiß wie beim ersten Franken-Tatort", erinnert sich Färberböck, der mit hochgekrempelten Ärmeln trotz der Hitze Gelassenheit ausstrahlte. Genau wie die Darsteller. "Mir ist das lieber als Kälte. Man muss ja als Schauspieler oft T-Shirt tragen, dabei ist es Herbst oder Winter", findet Fabian Hinrichs, der im Tatort Hauptkommissar Felix Voss gibt.
Gedreht wird auf der Promenade vor Hausnummer 7. Dort wohnt im Film das Mordopfer, das mit einem Sushimesser erstochen wurde — von einer guten Freundin. Wer der Täter ist, ist diesmal von Anfang an klar. Aber das Motiv gibt Rätsel auf.
"Es geht um menschliche Abgründe. Um die Sehnsucht nach Liebe in einer Zeit von zunehmender Beziehungsunfähigkeit", erklärt BR-Redakteurin Stephanie Heckner das Thema des neuen Franken-Tatorts. Während Färberböck unter dem Zeltdach vor einem Bildschirm Platz nimmt, machen sich Schauspieler und Team bereit. Rund 50 Leute sind im Einsatz. Kameramänner, Ton- und Licht-Assistenten, dazu Komparsen in Polizeiuniform und Bestatter-Kleidung. Noch einmal fächelt sich Dagmar Manzel alias Co-Hauptkommissarin Paula Ringelhahn mit ihrem Fächer Luft zu, dann schlüpft sie wieder in den Trenchcoat.
"Achtung Dreh! Und, bitte!", ruft der Aufnahmeleiter, dann sagt Manzel auf dem Gehsteig ihren Spruch auf: "Was wäre Nürnberg ohne Honig". Über 30 Mal hat sie diesen Satz heute schon wiederholt. Weil die Szene aus mehreren Perspektiven gefilmt werden muss.
Gemeinsam mit Hinrichs schreitet sie dann schnellen Schrittes in Richtung Tatort. Ein Tross aus Kamera- und Tonleuten folgt ihnen. Um das harte Licht zu mildern, hält ein Assistent ein Lichtsegel über die Köpfe der Schauspieler. Der Kontrast aus Hell und Dunkel auf ihren Gesichtern wäre sonst im Film später zu krass. Ein paar Mal wiederholt sich die Szene noch, dann ist sie im Kasten. "Abgdreht!", sagt Färberböck — er ist zufrieden mit dem, was er auf dem Bildschirm verfolgt hat.
Seit 7 Uhr ist das Team im Einsatz, seit 9 Uhr sind die Schauspieler am Set. Zwölf-Stunden-Tage sind keine Seltenheit. Ab und zu lassen sie den Drehtag gemeinsam ausklingen. Sehr freundschaftlich sei der Umgang beim Franken-Tatort. "Man freut sich immer, alle wieder zu sehen", meint Eli Wasserscheid, die zusammen mit Andreas Leopold Schadt und Matthias Egersdörfer zu den echten Franken im Kommissaren-Team gehört.
Franken-Fans geworden sind mittlerweile Hinrichs und Manzel. Viel Interesse und Freude komme ihnen von der Bevölkerung hier entgegen. "Neulich haben welche ein Schild aus einem Haus gehalten, auf dem stand "Good Job" erzählt Manzel und lacht. "Und es sind einfach tolle Drehorte", ist die Berlinerin begeistert. "Allein schon die Straße hier, das ist doch der Hammer!" Während Manzel zur Entspannung, wenn nicht gedreht wird, gerne an der Pegnitz sitzt, radelt Kollege Hinrichs am liebsten umher. Sein quietschgelbes Rad, aus zweiter Hand erstanden, hat er deshalb immer dabei.
Nur mit dem fränkischen Dialekt, da müsse man aufpassen, dass der auch richtig gerät, findet Egersdörfer, der an dem Tag keinen Einsatz hat, aber mit einem Strohhut auf dem Kopf vorbeischaut. "Da droht sonst die Gefahr von Tritten und Schellen, für uns, die wir hier leben. Das unterschätzt der Münchner gern", meint der Kabarettist, der in Fürth wohnt. Vor der Hitze flieht er gerne in seinen Hinterhof.
Wo sie sich alle am Ende dieses heißen Drehtags erholen werden, ist für das Tatort-Team klar: Bei einem gemeinsamen kühlen Bier. "Was gibt es an einem solchen Tag Schöneres", meint Eli Wasserscheid und lacht.
Bis zum 4. Juli soll der Franken-Tatort abgedreht sein, 2020 wird er im Ersten ausgestrahlt.
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