Fürths heilsame Quellen kommen ins Rollen
11.10.2008, 00:00 Uhr
Sanft sprudelt das heilsame Wasser unter dem Dach des anmutigen Pavillons. Ein Weg windet sich über eine geschwungene Brücke zu einem dezent griechisch-römisch anmutenden Bau . . . Das klingt vertraut, oder? Doch um Fürths gesunde Quellen zu bewundern, muss am Sonntag niemand zur Kleinen Mainau und in die Uferstadt wandern. Wilhelm Schnabl hat dafür gesorgt, dass der Stadtverband der Kleingärtner das Ensemble auf Rädern durch die Stadt ziehen kann. Vor sechs Monaten reifte der Plan für den Festwagen bei Schnabl. Seither hat der 59-Jährige «sehr viel Zeit» in das Projekt gesteckt («Die besten Ideen habe ich nachts - und in der Badewanne»). Unterstützt wurde er von Georg Stolz (71) und Roland Weck (40), der ganz offen zugibt: «Zuerst war ich skeptisch, ich hab’ gedacht, wir schaffen’s nicht pünktlich . . .»
Jetzt schauen die beiden stolz auf das fertige Werk, bei dem nur noch wenige Handgriffe fehlen, bis es auf den Weg durch Fürth geschickt wird: «Das ist wie bei einer Frau, wir müssen jetzt nur noch die Schminke anbringen.» In den vergangenen Wochen hat Wilhelm Schnabl täglich zehn bis 12 Stunden gearbeitet, auch an den Wochenenden: «Ich bin in Altersteilzeit, deshalb war das möglich, aber das ist keine Arbeit, das hier ist Liebhaberei», erzählt der Mann, der mehrere Berufe gelernt hat und unter anderem Maschinenschlosser und Schreiner ist.
Das Haus der Kleingärtner in der Südstadt wurde für die Operation Festwagen zur Werkstatt. Hier entstand nach vielen Fotos, die Schnabl bei Spaziergängen durch die Mainau machte, zunächst ein Miniaturmodell und dann der große Aufbau, der zu guter Letzt auf einem Auflieger installiert wird. Doch zunächst war «Augen aufhalten» angesagt. «Man sieht es vielleicht nicht mehr», schmunzelt Schnabl, «aber ich habe eine Menge alten Kram verbaut, den niemand mehr wollte, und den ich irgendwo im Gerümpel entdeckt habe.»
Kleine Suchaufgabe für aufmerksame Kärwazug-Zuschauer: Wer entdeckt die ausgemusterten Schränke, die nun perfekt in den Festwagen installiert wurden? Die alte Stuhllehne? Wer hätte erraten, dass das Geländer der Mini-Quellenbrücke aus Abflussrohren gebastelt wurde, die dank Heißluft die passende Form annahmen? Abfallstücke von Styroporplatten zur Wärmedämmung wurden zu formschönen Details. Dank dieses Einfallreichtums halten sich die Materialkosten mit rund 350 Euro in Grenzen.
Klebstoff für die Dahlien
Natürlich wäre der Wagen der Kleingärtner nicht perfekt ohne Blumen. Die werden heute, Samstag, aus den Gärten gebracht. Ausgesucht schöne Dahlien sollen es sein, die mit Hilfe von Klebstoff auf den Wagen kommen. Am Sonntagmorgen treffen sich die rund 60 Hobby-Gärtner, die zu Fuß im Zug mitziehen, schon in aller Frühe. Schon jetzt liegen die grünen Schürzen, die Strohhüte, die geschmückten Gießkannen und Rechen bereit, die dann angelegt werden.
Wilhelm Schnabl, der seit 1976 immer wieder im Zug dabei ist, freut sich drauf. «Die Begeisterung der Zuschauer, der Beifall - schön ist das», sagt er erwartungsvoll. Und ab Montag kann der fleißige Kleingartenfreund auch in seinem eigenen grünen Reich wieder in aller Ruhe nach dem Rechten schauen. In den letzten Wochen, sagt Schnabl, hat die Zeit nämlich nur fürs Rasenmähen und Rosenschneiden gereicht. Aber dafür wird am Sonntag garantiert den Zuschauern etwas Besonderes blühen.
Der Erntedankfestzug startet am Sonntag, 12. Oktober, um 11 Uhr und zieht durch Herrnstraße - Schwabacher Straße - Maxstraße - Friedrichstraße - Rudolf-Breitscheid-Straße - Schwabacher Straße - Kohlenmarkt - Brandenburger Straße - Königstraße - Ufer-/Weiherstraße.