Grellbunte Leichtigkeit
10.07.2011, 13:00 Uhr
Gibt es das eigentlich, einen Operettensänger? Im Nürnberger Opernhaus meisterte Karl Mikorey seinerzeit die anspruchsvollen Partien des Loge in Wagners „Rheingold“ und des Sixtus Beckmesser in den „Meistersingern“ mit großem Erfolg, auch bei den Bayreuther Festspielen sang er in den ersten Sommern nach dem Krieg. Im bemerkenswerten Dresdner „Vetter aus Dingsda“ macht Peggy Steiner in der Rolle der Julia deutlich, dass sie durchaus auch Opernpartien ihres Faches zu meistern imstande ist. Ihr klangvoller Sopran mit dramatischen Ansätzen trug wesentlich zum hohen sängerischen Niveau dieser Aufführung bei.
Attraktiv sowohl im Abendkleid als auch im Badeanzug stand sie auch darstellerisch im Mittelpunkt dieser Aufführung. Mit jugendlichem Charme und einer geschmeidigen Tenorstimme gestaltete Michael Heim als August Kuhbrot, der sich als Roderich de Weert ausgibt und damit ein heilloses Durcheinander auslöst, diese Partie — ein ebenbürtiger Partner Steiners. Das Lied vom armen Wandergesellen sang er mit viel Schmelz und zarten Pianotönen, die das Publikum begeistert beklatschte.
Soubrette Olivia Delauré als Hannchen und Frank Oberüber als Egon von Wildenhagen waren ein tolles Buffopaar mit perfekten Tanzeinlagen, Hans-Jürgen Wiese in der Rolle des Onkels Josse machte hörbar, dass er zumindest mal über eine wohlklingende Baritonstimme verfügte, und Silke Fröde als seine Ehefrau Wimpel fühlte sich in dieser Rolle sichtlich wohl. Auch die kleineren Rollen des Roderich und der beiden Diener waren sängerisch gut besetzt.
Mit „Neuer Mitte“
Das Ballett (Choreographie:Jens Nater) hatte seinen großen Auftritt in der Batavia-Szene, die auch optisch (Bühnenbild: Barbara Blaschke) einiges hergab. Regisseurin Rita Schaller setzt auf flotte, grellbunte Leichtigkeit und garniert die Handlung mit Gags, die aber nie in Klamauk ausarten; so fand sogar das geplante Fürther Einkaufszentrum „Neue Mitte“ Eingang in die Inszenierung.
Kapellmeister Peter Christian Feigel brachte die mit Walzer, Foxtrott und Tango angereicherte Musik Künnekes schwungvoll zu Gehör und war mit dem Orchester der Staatsoperette ein einfühlsamer Begleiter der Sänger.
Fazit: Auch im Jahr 2011 erweist sich das Stadttheater als ideales Schmuckkästchen für Operetten, von denen man auf diesem hohen Niveau gerne öfter Aufführungen hören und sehen würde.