Grüner Baum: Schicksal ist noch unklar

4.3.2015, 11:00 Uhr
Grüner Baum: Schicksal ist noch unklar

© Foto: Horst Linke

Was ist schiefgegangen im Grünen Baum? Die Fürther Folge aus der Reihe „Rosins Restaurants“ lieferte zwar kein Happy End, aber immerhin einige Antworten auf diese Frage. Am Ende weiß der Zuschauer, dass diese altehrwürdige Gaststätte für einen Wirt Traum oder Albtraum sein kann.

Der Grüne Baum, 382 Jahre alt, ist das größte Gasthaus in der Gustavstraße – die Pacht für so ein Haus ist stattlich. Auf 6400 Euro netto beziffert sie die Wirtin im Film, mit den Nebenkosten ist man rasch bei 10.000 Euro. Die vielen Räume, darunter der ausladende Saal, müssen schließlich beheizt werden. Genutzt werden sie indes viel zu selten, wie Rosin feststellt.

Die Probleme zeigen sich allerdings erst auf den zweiten Blick: Als Rosin im November anreist, ist die Gaststube gefüllt. Das Lokal erwirtschaftet einen Jahresumsatz von einer Dreiviertelmillion Euro. Der Koch scheint einen guten Job zu machen, das Personal wirkt freundlich. Rosin staunt. Einige Monate zuvor hatte die Wirtin sich für das Format beworben, weil der Betrieb dramatisch in Schieflage geraten war, ihr Schuldenberg immer größer wurde.

Für den Sender Kabel eins eilt der Sterne-Koch Gastronomen zur Hilfe. Er entwickelt ein neues Konzept, überarbeitet die Speisekarte, peppt die Inneneinrichtung auf. Nach Fürth kommt er zu spät: Die Wirtin ist am Ende ihrer Kräfte und bereits in Gesprächen mit einem Insolvenzverwalter, Patrick Meyerle.

Meyerle hat der Ausstrahlung zugestimmt, unter der Bedingung, wie er den FN sagt, dass das Gezeigte „nicht menschenverachtend“ ist. Mit der Folge, die vergangene Woche lief, kann er leben: „Es muss sich keiner der Agierenden fürs Scheitern schämen.“

Rosin selbst war begeistert von dem historischen Haus und sah eine Chance, das Traditionslokal zu retten. Er legte los, lud Testesser ein, stieß erste Verbesserungen an und erkannte: Für die Wirtin, die keine gastronomische Ausbildung und Erfahrung mitbrachte, ist der Grüne Baum zu groß. „Der Laden frisst euch auf!“, sagt Rosin an einer Stelle. Es fehle an Führungsqualität, einer klugen Kalkulation. Er will ihr einen Geschäftsführer zur Seite stellen – doch einen Neuanfang traut sich die Frau nicht mehr zu. Sie entscheidet sich für die Insolvenz. Heute gehe es ihr gut, sagt Meyerle, eine Last sei von ihr gefallen.

Meyerle hat sich viele Gedanken um das Lokal gemacht, das ihn persönlich fasziniert. Die Pacht sei marktüblich und nicht zu hoch, urteilt er. Es müsse aber „ein gestandener Gastronom rein, der in der Lage ist, die Besonderheiten dieser Gaststätte zu nutzen“. Zudem müsse man Geld in eine umfassende Renovierung stecken.

Mit diesem Haus, sagt er, „muss man den ganzen Tag Geld verdienen“, mit allen Räumen, nicht nur mit der klassischen Gaststube. Und: „Der 18-Jährige muss genauso gern reingehen wie der 80-Jährige.“ Die Kutscheneinfahrt etwa schreie danach, dass man hier einen Barbereich einrichtet und junge Menschen anlockt.

Der große Saal sei kaum genutzt worden. 2014 seien gerade einmal drei Hochzeiten im Grünen Baum gefeiert worden. Der Gustavstraßen-Streit habe die Situation wohl zusätzlich erschwert, glaubt er. Die Wirtin habe berichtet, dass Brautpaare fürchteten, wegen der Lärmproblematik nicht ausgelassen feiern zu können.

Wie geht es nun weiter? Man sei dabei, zu prüfen, was alles renoviert werden müsse, sagt Martin Leibhard, Geschäftsführer der Münchner Inselkammer-Gruppe, der das Haus gehört. Fest steht bereits: Künftig plant man ohne die Tucher Bräu, die bisher die Gaststätte pachtete und an einen Wirt weitervermietete. Man wolle den Grünen Baum in Zukunft „direkt verpachten“. Und, kündigt Leibhard an, man werde sich Zeit nehmen, einen geeigneten Wirt zu finden.

Die Folge über den Grünen Baum ist abrufbar unter www.kabeleins.de/tv/rosins-restaurants

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