IHK berät: So finden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt

04.07.2016, 06:00 Uhr
IHK berät: So finden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt

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Wie heterogen die hiesige Bevölkerung schon vor dem Zuzug der vielen Flüchtlinge im vergangenen Jahr war, zeigte eine Vorstellungsrunde: Neben bekannten deutschen Nachnamen waren unter den Teilnehmern etliche, die Wurzeln in allen Teilen Europas haben.

"Auch wenn diese Herkunft zum Teil schon Generationen zurückliegt, sieht man, wie vielfältig die Migrationshintergründe hierzulande sind", stellte Rainer Aljochin fest, der selbst russische Vorfahren hat. In dem Seminar will der interkulturelle Trainer für kulturelle Unterschiede sensibilisieren.

"Man sollte als Unternehmer da keine Hemmungen haben, nachzufragen", findet Yvonne Wetsch von der IHK, die das ganztägige Angebot organisiert hat. Als Beispiele für Themen, die interessieren, nennt sie: Wie hält es der Bewerber mit dem Beten? Oder soll ich als Unternehmer in meiner Kantine Halal-Speisen anbieten? "Hier gibt es keinen Grundsatz, an dem man sich allgemein orientieren kann", erläutert Wetsch. "Wenn man unsicher ist, klärt man das am besten im individuellen Gespräch."

Patenschaften für Neuankömmlinge

Als Willkommenslotsin ist Wetsch Ansprechpartnerin für Betriebe rund um die berufliche Integration und hat Kurse wie diesen bereits in ganz Mittelfranken organisiert. Die Erfahrungen der Firmen mit Flüchtlingen seien dabei vielfältig: So habe ein Betrieb aus Dietenhofen im Landkreis Ansbach über Patenschaften zwischen langjährigen Mitarbeitern und Neuankömmlingen das Miteinander im Betrieb verbessert. Außerdem sei einigen Migranten über Mikrokredite, die über das Gehalt zurückgezahlt werden, der Erwerb eines Führerscheins finanziert worden. Ein größeres Unternehmen aus Weißenburg habe gar eine Fahrradwerkstatt eingerichtet, in der es die technische Begabung potenzieller neuer Mitarbeiter testet.

"Es besteht bekanntermaßen ein hoher Bedarf an arbeitsfähigen Leuten", sagt Wetsch. Entsprechend motiviert seien die Verantwortlichen, Flüchtlinge zu integrieren. Dass nach dem anfänglichen Optimismus angesichts des Bildungsstandards und der fachlichen Qualifikation der Migranten vielerorts Ernüchterung eingetreten ist, stellte Alexander Fix-Reinfelder von der Fürther IHK-Geschäftsstelle nicht in Abrede. Umso wichtiger seien Veranstaltungen wie diese, weil die berufliche Integration nur unter Einbeziehung der Wirtschaft funktioniere.

Ängste abbauen

Neben dem Abbau von Berührungsängsten, beispielsweise durch Rollenspiele, befassten sich die Seminarteilnehmer schwerpunktmäßig mit rechtlichen Aspekten, etwa welche Schritte nötig sind, um einen Flüchtling einzustellen und welche Aufenthaltstitel es gibt. "Wir haben Muster dieser Dokumente mitgebracht, damit die Firmenvertreter sie einmal mit eigenen Augen sehen und wissen, was sie bedeuten", erklärte Yvonne Wetsch.

Sie hatte zu dem Zweck auch einen Vertreter der örtlichen Ausländerbehörde eingeladen. Darüber hinaus entwickelten die Seminarteilnehmer gemeinsam eine Art Fahrplan, der den Ablauf des Arbeitserlaubnisverfahrens für eine beabsichtige Anstellung demonstriert.