Kleeblatt verliert den Caterer im Ronhof
18.9.2020, 06:00 UhrSeit 2017 versorgt das renommierte Cateringunternehmen El Paradiso aus Nürnberg die Gäste des Ronhofs mit Essen und Getränken. Mitten hinein in die Euphorie zum Saisonstart vor Publikum platzt die schlechte Nachricht von Geschäftsführer Jens Brockerhof: "Wir mussten die Zusammenarbeit beenden."
Der Grund sei nicht die mangelnde Rentabilität. Immerhin werden zum Saisonauftakt am Sonntag 3325 Zuschauer zugelassen. Schlimmer sei "die fehlende Planbarkeit für Veranstaltungen dieser Größenordnung" mit viel Personal und vielen Lebensmitteln. "Das hat das Erstligaspiel in München gezeigt, das zunächst mit und jetzt kurzfristig ohne Zuschauer stattfinden muss", erklärt Brockerhof. Ein Alptraum für jeden Caterer.
Zu dem Gastronomie-Unternehmen aus der Nürnberger Nordstadt gehört auch das Sterne-Restaurant "Sosein" in Heroldsberg, allein im nächsten halben Jahr eröffnet Brockerhof vier neue Lokale. Im Februar 2017 hat El Paradiso den langjährigen Caterer Aramark im Ronhof abgelöst. Seither versorgte man nicht nur die Gäste im VIP-Bereich mit raffinierten Häppchen, sondern bot auch in den Buden hinter den Blöcken Bratwurstsemmeln und Bier an.
Die Tür stand lange offen
Stadionbetriebsdirektor Tobias C. Auer zeigt für die Kündigung des Vertrags Verständnis. Auch andere Unternehmen, mit denen die SpVgg zusammenarbeitet, müssten derzeit jeden Euro umdrehen. Für El Paradiso stand die Tür lange offen: Er habe bereits zu den ersten Firmenveranstaltungen, die nach dem Lockdown in der Haupttribüne stattfinden durften, immer wieder gefragt, ob die Nürnberger die Verpflegung übernehmen wollten.
Doch statt normalerweise 800 bis 1000 Gäste waren im Bauch der Tribüne nur 70 zugelassen. Das habe El Paradiso genauso abgelehnt wie die Kabarett-Abende der Comödie auf der Südtribüne mit maximal 400 Eintrittskarten. Und nun kam auch noch die Zusage, den ersten Spieltag vor Publikum auszutragen, überraschend früh. Auer: "Wir dachten, wir hätten Zeit bis Oktober, uns über das Catering Gedanken zu machen." Dazu verbietet der Gesetzgeber den Verkauf von Alkohol – "das aber ist für den Anbieter wichtig", weiß Auer. Er stehe aber bereits mit potenziellen Nachfolgern in Verbindung.
Am Sonntag rund um das Spiel gegen den VfL Osnabrück will die SpVgg wenigstens alkoholfreie Getränke anbieten. Verkaufen wird sie aber kein Caterer, sondern Spielerinnen der zweiten Kleeblatt-Frauenfußballmannschaft, deren Trainer Auer ist, und Mitglieder der "Sportfreunde Ronhof". Die Fangruppe will mit den Einnahmen die leere Kasse für das Projekt "Fanbunker" füllen, denn wegen der angeordneten Geisterspiele fiel für sie die Möglichkeit flach, bei Heimspielen Spenden zu sammeln.