Mit der Rangaubahn nach Gräfenberg?
3.2.2013, 16:00 UhrWas es denn damit auf sich habe, wollte der Cadolzburger Kreisrat Michael Bischoff (SPD) im Kreisausschuss wissen. Doch Landrat Matthias Dießl konnte auch nur mit vagen Auskünften dienen. Eine Mitteilung für den Kreistag, der am Montag, 4. Februar, im alten Landratsamt am Fürther Stresemannplatz zu einer Sitzung zusammenkommt, sei in Vorbereitung, sagte er.
Fakt ist: Die Bayerische Eisenbahn-Gesellschaft (BEG) untersucht seit einiger Zeit den sogenannten Schienenkorridor Sektor West – die Bahnstrecken von Nürnberg beziehungsweise Fürth nach Neustadt an der Aisch, Markt Erlbach und Cadolzburg. Der Hintergrund: Die Route Nürnberg über Neustadt nach Würzburg – so steht es auf der Internetseite des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) zu lesen – gilt bereits heute als derart stark überlastet, dass weder die prognostizierten Steigerungen im Güterverkehr aufgefangen werden können noch ein Ausbau im Personennahverkehr möglich ist.
Es habe noch keine Gespräche gegeben, sagte der Landrat mit Blick auf die BEG, anscheinend sei aber eine direkte Durchbindung der Rangaubahn nach Nürnberg aufgrund der hohen Belastung der Strecke „zu störanfällig“. Die Koppelung von Rangau- und Gräfenbergbahn, vermutete er, sei wohl auf das Bestreben der Stadt Nürnberg zurückzuführen.
Von dort sei „die Initialzündung ausgegangen“, bestätigt VGN-Pressesprecher Manfred Rupp auf FLN-Anfrage. Diese Variante zur Erschließung ihrer Nordstadt hätten die Nürnberger im Zuge ihres seit mehreren Jahren laufenden Nahverkehrs-Entwicklungsplans untersucht. Auf der Basis von drei Haltepunkten (Thon, Rollnerstraße, Wetzendorf) wurde das Fahrgastpotential grob bewertet. Die entsprechenden Pläne sind letztlich ein alter Hut. Darüber diskutiert wird bereits seit Anfang der 1990er Jahre.
Die Gräfenbergbahn befährt aktuell eine 28 Kilometer lange Strecke vom Nürnberger Nordostbahnhof über die Stadtteile Ziegelstein und Buchenbühl, weiter via Heroldsberg und Kalchreuth nach Gräfenberg. Nach Fürth kommt die Linie schon heute im Schnitt alle zwei Tage — zum Auftanken. Der Zug tuckert dann vom Nordostbahnhof auf den Gleisen der alten Ringbahn über Thon, den Westfriedhof, Muggenhof am alten AEG-Gelände vorbei, überquert auf Brücken Fürther und Sigmundstraße. Dann fädeln sich die Fahrzeuge auf die Strecke zwischen den Hauptbahnhöfen Nürnberg und Fürth ein.
Der rund acht Kilometer lange Abschnitt zwischen Nordostbahnhof und Stadtgrenze ist laut VGN komplett für Bahnzwecke gewidmet, auch wenn darauf kein Personenverkehr mehr abgewickelt wird. Vor zwei Jahren seien auch Sanierungsmaßnahmen getroffen worden. „Als durchaus interessante Trasse für den öffentlichen Nahverkehr“, stuft der Leiter des Nürnberger Verkehrsplanungsamtes Frank Jülich die Strecke ein. Rund 20 Millionen Euro, erklärte er vor rund einem Jahr auf Nachfrage der Nürnberger Nachrichten, müsste man investieren, um die Strecke auf Vordermann zu bringen. Die Ausgaben wären auch förderfähig. Da die Planungen „Gräfenbergbahn-Rangaubahn“ die Nürnberger Stadtgrenzen überschreiten, kam nun der Zweckverband VGN (ZVGN) ins Spiel. Im ZVGN sitzen die Oberbürgermeister und Landräte, der dem VGN angehörenden Städte und Landkreise. Das Gremium bat die BEG, auch diese Variante mit in die besagte Korridor-Untersuchung zu integrieren.
Kritische Betrachtung
Was den Nutzen einer derartigen Verbindung angeht, die nichts mit der gewünschten Variante von Cadolzburg zum Nürnberger Hauptbahnhof zu tun hat, gibt man sich im Landkreis Fürth skeptisch bis zurückhaltend. Im April 1996 beurteilte man diese Absicht im Landratsamt noch als „grundsätzlich positiv“. Jetzt hört sich das ein wenig anders an: Der Landrat sehe die Sache „auf den ersten Blick sehr kritisch“, sagt Behördensprecher Bernd Kuch. Allerdings könne man das Unternehmen noch nicht bewerten, dazu bedürfe es umfassender Informationen.
Die Verbindung sei nicht im Sinne der Pendler auf der Rangaubahn, meint dagegen Kreisrat Bischoff. „Das ist zwar schön für einen Familienausflug nach Gräfenberg. Aber was wollen die Cadolzburger am Nürnberger Nordostbahnhof?“ Ähnliche Fragen stellt sich Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel. Zwar glaubt auch der SPD-Mann, Pendler aus Zirndorf zöge es eher ins Nürnberger Zentrum denn in den Norden der Nachbarstadt, aber: „Ich weiß nicht, ob es dazu Untersuchungen gibt, was wir brauchen sind Zahlen.“
Neben den Bedürfnissen der Berufspendler führt Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst (CSU) ein weiteres Argument für die Durchbindung zum Hauptbahnhof ins Feld: Jahrelang habe die Bahn die Gemeinden aufgefordert, Baugebiete so auszuweisen, dass Bahnlinien gestärkt würden. „Da hat Cadolzburg seine Hausaufgaben gemacht“, meinte Obst mit Blick auf Egersdorf Nord. Hier hat der Gemeinderat unlängst die Weichen für den zweiten Abschnitt gestellt. Nun sagt der Bürgermeister sei die Bahn am Zug.
Laut Bernd Kuch hat die BEG für das Frühjahr schriftliche Ergebnisse angekündigt. Dann soll sich auch der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreises mit der Thematik befassen.
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