Mit Druck und Humor
08.12.2009, 00:00 Uhr
Bei dem siebenköpfigen Mini-Orchester mit Leadsänger Maximilian Baumer, Saxofonist Johannes Blendinger, Gitarrist Holger Scherzer, Basser Jürgen Salomon, Schlagzeuger Uli Blendinger, Armando Murolo an der Percussion und Keyboarder Peter Hellinger gibt es kaum Stil- und nur wenige Geschmacksgrenzen. Erlaubt ist, was gefällt und in den großen Jazz-Kosmos der «Bazaar»-Mitglieder passt.
Das können deutsch gesungene Schmuse-Swingnummern im Stile Roger Ciceros sein, boshafte Betrachtungen über Promis im Allgemeinen und Theo Waigels Augenbrauen im Speziellen – aber auch höchst gelungene Coverversionen von Jazzklassikern wie «Caravan» oder Pop-Dauerbrennern wie David Bowies unverwüstlichem «Starman».
Der Raumfahrer trägt zwar auch bei «Harzers Bazaar» ein buntes Glitzersakko. Dieses hat aber bewusst hinzugefügte Flicken und Flecken, weil die Band von all zu blankpoliertem Sound so wenig hält, wie vom sklavischen Nachspielen bekannter Vorlagen. Das Kommando hat bei vielen Nummern das Saxofon. Und das ist gut so, denn Johannes Blendinger ist nicht nur ein einfallsreicher Solist, er weiß auch, wie man Druck macht und das musikalische Geschehen mit spannenden Einfällen vorwärts treibt.
Erstaunlich genug, dass diese so innovative wie lustige Combo ein regionales Eigengewächs ist und nicht aus den amerikanischen Jazz-Hochburgen New York oder Chicago stammt. Mit dem bräsig polternden Dialekt-Couplet vom «Dirnhofer» wird sogar der Oberpfälzer Heimat die Reverenz erwiesen – worunter das Niveau keine Sekunde lang leidet.
Tiefere Seinsfragen
Kein Problem, wenn man wie «Harzers Bazaar» auch tiefere Seinsfragen wie «Wer tut was wegen wem?» erschöpfend diskutiert. In diesem speziellen Fall ist die Antwort übrigens relativ simpel: Das buntgemischte Publikum im Blue Note tanzt zu dieser Musik ausgelassen ab, weil «Harzers Bazaar» es kräftig krachen lässt . . . HANS VON DRAMINSKI
Aktuelle CD: Harzers Bazaar, «Miss!» Eigenverlag, erhältlich über die Homepage www.harzers-bazaar.de