Multikultureller Frauentreff Fürth lädt Migrantinnen ein
23.2.2016, 21:00 UhrDie Innenstadt ist an diesem windigen Sonntagnachmittag beinahe ausgestorben, doch im Multikulturellen Frauentreff herrscht reges Treiben. Immer wieder geht die Tür auf, stecken Frauen ihren Kopf herein und bekommen zur Begrüßung meist eine herzliche Umarmung. Bald schon sind alle in angeregte Gespräche vertieft, verschiedene Sprachen erklingen, in einer Ecke des Raumes warten die Speisen auf einem Buffet darauf, probiert zu werden.
„Mut für Frauen“ heißt das Motto, unter dem der interkulturelle Austausch mit Migrantinnen und geflüchteten Frauen zum vierten Mal stattfindet. Die Beliebtheit des Treffs wachse, erzählt Brigitte Fuchs, Grünen-Stadträtin und im Vorstand des Multikulturellen Frauentreffs aktiv. Sie begrüßt, dass Migrantinnen und weibliche Flüchtlinge einen Ort haben, an dem sie sich zum Austausch und Kennenlernen treffen können: „Einen Schutzraum, wo sie entspannt sein können und sich nicht gegen die Männer behaupten müssen.“ Nicht selten führt diese lockere Stimmung dazu, dass am Ende gemeinsam getanzt und gesungen wird.
Auch Messeret Kasu, Vorsitzende des Frauentreffs, gefällt die gelöste Atmosphäre an diesen Nachmittagen am besten. Was es bedeutet, als Flüchtling in einem fremden Land anzukommen, hat die Äthiopierin selbst erlebt. Heute unterstützt sie als Mitglied des Integrationsbeirats und bei der Flüchtlingshilfe der Caritas Frauen, die ähnliche Schicksale haben. Sie kennt fast alle, die zum interkulturellen Austausch kommen, und spricht mit ihnen auf Amharisch, einer Sprache, die viele Frauen aus Äthiopien und Eritrea verstehen. Sie machen die Hauptgruppe der Besucherinnen aus, andere sind aus Kamerun, dem Sudan und Syrien.
Aus Aserbaidschan stammt Aytan Azimova; seit dreieinhalb Jahren lebt sie in Deutschland. Zum ersten Mal war sie bei dem Treffen dabei, um Kontakte zu knüpfen. An ihre Anfangszeit im neuen Land erinnert sie sich gut: an die vielen Termine bei den Ämtern, wo sie wegen ihrer behinderten Kinder Rat suchte, an die Sprachschwierigkeiten und den Deutschkurs, der ihr half, sich zu orientieren.
Inzwischen spricht die 33-Jährige fließend Deutsch. Möglichst schnell sollen auch die Frauen, die erst kürzlich hier angekommen sind, die Verständigungshürde nehmen können. Drei Mal in der Woche bietet der Multikulturelle Frauentreff deshalb Sprachunterricht an. Von fünf auf 27 Frauen ist die Teilnehmerzahl mittlerweile angestiegen. Inzwischen sitzen, so erzählt Brigitte Fuchs, einige Mütter unter ihnen. Frauen, die aufgrund ihres Alters eigentlich keinen Sprachkurs mehr angeboten bekämen, seien so doch noch am Integrationsprozess beteiligt.
Außerdem gibt es nun einen Nähkurs im Multikulturellen Frauentreff. Bunte Beutel, die man mit einer Kordel zusammenziehen kann, sind schon entstanden. Sie sollen, befüllt mit gespendetem Hygienebedarf, an Flüchtlinge verteilt werden, die für ihre Habseligkeiten oftmals nur Plastiktüten haben.
Der Nähkurs basiert ebenso wie der Deutschunterricht auf ehrenamtlichem Engagement. Weil es finanzielle Unterstützung dennoch braucht, durfte sich der Verein gleich über zwei Spenden freuen. Brigitte Fuchs hatte beim Jahresempfang der Grünen Geld in einer Box gesammelt, die sie Messeret Kasu überreichte. 100 Euro kamen außerdem von Charlotte Johnson, Vorsitzende des Migrationsausschusses Mittelfranken von ver.di. Seit November kann man dort für mindestens zwei Euro kleine Armbänder erstehen. Der Erlös der Aktion kommt dann verschiedenen Vereinen zu, die sich für Flüchtlinge engagieren.
Dass es dazu manchmal gar kein Geld braucht, bewies eine Fürtherin, die sich kurz entschlossen dazu bereit erklärte, demnächst mit den Migrantinnen und geflüchteten Frauen Crêpes zu backen, um sich dabei in Ruhe kennenzulernen.
Informationen über den Multikulturellen Frauentreff gibt es auf dessen Facebook-Seite. Spenden an Multikultureller Frauentreff e. V., IBAN: DE02 7625 0000 0009 5451 95. Der nächste interkulturelle Austausch findet am Sonntag, 20. März, um 15 Uhr in der Moststraße 9 statt.