Nach offenem Brief: Ärger im Fürther Frauenhaus
04.11.2015, 11:58 Uhr
Als Gabriele Küffner Anfang der neunziger Jahre mit einigen Mitstreiterinnen das Fürther Frauenhaus aufbaute, waren das noch schwere Zeiten für Frauen in Not. Sie hatten kaum eine Lobby, wer ihnen helfen wollte, musste viele Hürden überwinden. Einiges hat sich seitdem verändert, das meiste sogar verbessert. Dennoch sieht Küffner das Frauenhaus in Gefahr.
Dort herrsche, so Küffner, inzwischen ein „Klima des Schreckens“. Gemeinsam mit zwei anderen Frauenhaus-Mitgliedern hat sie deshalb einen offenen Brief verfasst, diesen an die Frauenhäuser der Region, die Fraktionen und Parteien im Stadtrat, die Vorsitzende des Frauenhauses, Eva Göttlein, und an die Redaktion dieser Zeitung geschickt.
Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen den Vorstand des Hauses; unter anderem sei einer langjährigen Mitarbeiterin gekündigt worden. Der Grund dafür ist der als Modellprojekt eingeführte sogenannte pro-aktive Ansatz (die FN berichteten ausführlich). Dieser sieht vor, dass die Polizei, die zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird, künftig die betroffene Frau darauf hinweist, dass sie, ihr Einverständnis vorausgesetzt, ihre Daten an das Frauenhaus weiterleitet. Innerhalb weniger Tage bekommt die Betroffene dann einen Anruf und die Möglichkeit, mindestens ein Beratungsgespräch über ihre Situation zu führen.
Die Arbeit — fünf Stunden pro Woche — muss eine Sozialpädagogin leisten, so will es das Familienministerium, das das Projekt finanziert. Der erfahrenen Mitarbeiterin des Frauenhauses sei nun gekündigt worden, weil sie zwar viele Jahre lang sozialpädagogische Arbeit geleistet hat, jedoch kein entsprechendes Studium vorweisen kann. Gabriele Küffner versteht das nicht. Sie sieht in der Kündigung ein Feigenblatt; der pro-aktive Ansatz sei zum Anlass genommen worden, die Mitarbeiterin loszuwerden.
„Falsche Entscheidung“
Die Kündigung hält Küffner für eine Fehlentscheidung: „Die Mitarbeiterin hat Erzieherin gelernt und zusätzlich eine heilpädagogische Ausbildung absolviert.“ Sie sei dadurch für das Frauenhaus eine schier unentbehrliche Kraft, da sie auch mit den oftmals schwer traumatisierten Kindern umzugehen wisse. Unverständlich ist ihr deshalb, warum es nicht gelungen sei, die Frau irgendwie zu halten.
Eva Göttlein, die im März Silke Rick als Vorstandsvorsitzende des Frauenhauses abgelöst hat, möchte sich auf FN-Nachfrage zu der Personalie öffentlich nicht äußern. Den offenen Brief, in dem auch ihr Rücktritt gefordert wird, nennt sie eine „Ansammlung von Gerüchten und unsäglichen Vorwürfen“. Bereits bevor das Schreiben bei ihr eingegangen ist, seien Vorstandsmitglieder auf der Straße beschimpft und Unwahrheiten über sie verbreitet worden. „So wollten wir nicht weiterarbeiten“, sagt Göttlein und erklärt, dass sie deshalb Ende September zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen hatte. In diesem Rahmen fand eine Vertrauensabstimmung statt: „Ich wollte wissen, ob ich als Vorstandsvorsitzende noch erwünscht bin oder besser mein Amt niederlege“, so Göttlein.
80 Prozent der zahlreich erschienenen Mitglieder hätten die Hand für sie gehoben — für die Frauenhaus-Leiterin ein Zeichen, dass sie ihre Arbeit mit der nötigen Unterstützung fortführen kann. Ihrem Einsatz für Frauen in Not möchte Göttlein nun am liebsten wieder ungestört nachgehen — zumal sie sich wegen der Querelen auch um das Frauenhauses sorgt. Es handle sich schließlich um einen „sehr sensiblen Verein“, dessen Ruf „gefährdet“ sei.
Gabriele Küffner wiederum würde sich gerne zu einem Gespräch mit Vorstand und Angestellten des Frauenhauses an einen Tisch setzen. „Vielleicht versteht man nach einem intensiven Austausch, was genau passiert ist“, hofft sie. Göttlein kann sich das allerdings nicht vorstellen: „Wir sind die letzten, die nicht gesprächsbereit gewesen sind.“ Jederzeit hätte man sie anrufen oder vorbeikommen können. Nach dem offenen Brief jedoch und der Schmutzwäsche, die darin ihrer Ansicht nach gewaschen worden sei, habe sie an einem Austausch momentan „kein Interesse“.
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