Regen-Ersatz: Fürth will Bäume mit Gießsäcken retten
9.8.2019, 06:00 UhrEs hat heftig geregnet, am Wochenende und am Mittwoch noch einmal. Detlef Post hat das mit Freude beobachtet. Einen verregneten Sommer fände er wunderbar.
Detlef Post gehört zu den Baumpflegern im Fürther Grünflächenamt. Er weiß, wie sehr Hitze und Trockenheit den Stadtbäumen im letzten Jahr zugesetzt haben, die Folgen sieht man heuer: Erschreckend viele Bäume seien abgestorben. Der Sommer 2019 sei leider bislang nicht viel besser. Die jüngsten Regengüsse sind längst nicht ausreichend.
Post und seine Kollegen bemühen sich nach Kräften, Schäden zu verhindern. Rund 2000 junge Stadtbäume sind aufs Bewässern angewiesen, sagt er, im ersten Jahr bekommen sie wöchentlich 150 bis 250 Liter, danach bis zum fünften Jahr 14-tägig. Eine Fremdfirma unterstützt das Grünflächenamt dabei.
Etwas länger noch werden Exemplare versorgt, die es besonders schwer haben: Bäume am Straßenrand, mit kleinen Baumscheiben. Post und seine Kollegen testen zurzeit, ob man sie mit Hilfe von Gießringen und Gießsäcken besser durch die "extreme Phase" bringen kann.
Das Problem: Diese Bäume haben kaum offenen Boden, durch den Wasser dringen kann. Zudem ist die Erdoberfläche oft stark beansprucht und verkrustet, so Post. Es dauert also lange, bis der Boden aufweicht und Nässe in die Tiefe gelangt. Die Folge: "Bei starkem Regen läuft der größte Teil ungenutzt über die Baumscheiben hinweg." Auch das konventionelle Gießen mit dem Schlauch ist an solchen Stellen aufwendig – die städtischen Mitarbeiter müssen die Wassergabe auf mehrere Male aufteilen.
Gießringe können die Arbeit erleichtern: Im Sommer 2018 brachte die Stadt erstmals welche an, inzwischen sind 300 Bäume an schwierigen Standorten damit ausgestattet, etwa an der Willy-Brandt-Anlage.
Die Ringe gleichen flachen Trichtern
Die Ringe gleichen Trichtern, die, rund um den Stamm, eine große Menge Wasser aufnehmen können. Sie sind ein Stück eingegraben, ragen 20 Zentimeter aus dem Boden und fassen 200 bis 250 Liter. Das Wasser sickert über Stunden hinweg ins Erdreich. Bisher habe man gute Erfahrungen damit gemacht, sagt Post.
Nicht überall aber ist Platz für die Ringe. Daher experimentiert Fürth nun – wie auch andere Städte – mit Gießsäcken: Sie umschließen den Stamm im unteren Bereich. 100 Liter passen rein, sie laufen acht bis zwölf Stunden lang langsam heraus, "als wenn es den ganzen Tag sachte regnen würde". Vor einigen Tagen haben 25 Bäume auf Schulhöfen und Kita-Arealen so einen Sack bekommen, man will hier Erfahrungen sammeln.
Wo es möglich ist, werden Erzieherinnen die Behälter einmal pro Woche mit den Kindern befüllen; wo es keine Schläuche gibt, kommt das Gießfahrzeug des Grünflächenamts vorbei. Im Herbst sollen die Säcke dann eingesammelt und eingelagert werden – für den nächsten Sommer.
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