Schaumgeborenes Bad besteht die Feuertaufe
20.10.2007, 00:00 Uhr
Schon eine Stunde vor Einlass stehen die ersten Damen vor der Tür. In Kälte und Regen – genau das richtige Wetter für die Sauna. Drinnen ordnet Lena Zeman (34) nochmal die Prospekte auf dem Empfangstresen, der Putztrupp wischt jeden Fleck akribisch weg und saugt sogar die Terrasse draußen.
In der Küche werden die Mitarbeiter eingewiesen: Jägersoße hier, die Arrabiata für die Nudeln dort. Die ersten Schnitzel tauchen ins sprudelnde Fett. «Ihr beide bitte an die Kasse. Gudja, Sie machen die Ausgabe», Gastronomiechef Ralf Döhler hat jetzt eigentlich gar keine Zeit, sich auch noch um die Presse zu kümmern. 18 Leute arbeiten, bloß die Kasse nicht. Noch nicht. Döhler zückt das Handy, der Administrator muss helfen.
Große Nervosität
Die Nervosität ist groß, die langgehegten Badeträume Fürths stehen vor der Feuertaufe: Werden alle Kassen funktionieren? Die Drehkreuze schließen? Kommen die Gäste mit den Chips im Armband zurecht, die Eintrittskarte, Schlüssel und Zahlungsmittel zugleich sind? Draußen wächst die Traube der Gäste, drinnen im Spaßbad klappt Hausmeister Ingo Müller (49) die letzten von 100 Liegestühlen auf. Und an der Bar im Obergeschoss zeigt Susanne Gretsch (23) der Schülerin Hilke Erperschidt (19), wie man Bier zapft. Der Schaum steht gut.
Und dann schäumt die Laune über. Geschäftsführer Horst Kiesel (53) erscheint in blauem Hemd und mit strahlendem Lächeln. Schlag 16 Uhr öffnen sich die Glastüren, die Menschen strömen. «Dieser Ansturm ist überwältigend», sagt Kiesel über Lautsprecher. Zwischendrin, wenn er grad niemanden mit Handschlag begrüßen oder umarmen muss.
Seine Partnerin Daniela Knauer (39) drückt liebe Gäste: «Es hat lang gedauert, aber jetzt sind wir wieder da!» Bis sie sich im Fürthermare zurechtfinden, wird es dauern. «Ich brauche erst einen Kompass», seufzt eine alte Dame. Umkleiden, Duschen, die Übergänge vom Spaß- zum Thermalbad und von dort zur Sauna, das ist gewöhnungsbedürftig für alle, die die familiäre Sauna am Scherbsgraben gewohnt waren.
Aber: Wem es dort gefiel, der ist auch von der neuen Anmutung bei wohligen 30 Grad Celsius begeistert. Erdige, sonnenwarme Farbtöne, dunkle Möbel und großzügige Blickachsen. Selbst als 380 Gäste sich im Bad tummeln ist noch Platz. Nur in den Saunen wird es eng. 65 sitzen beim ersten Aufguss in einer der Hütten, nebenan treten Schwitzende krebsrot in die kühle Herbstluft. Sie prüfen mit den Fingern die Temperatur in den Tauchbecken, schreien unterm eiskalten Schwall der Dusche.
Dass nebenan der Monteur den Türschließer nachzieht, die Föhne noch angeschlossen werden und ein Stromausfall die Rutsche blockiert – geschenkt. Auch darüber, dass bei den Fußbadebecken die Stöpsel fehlen, und eins der Thermalbecken auf den Gang schwappt, können die Stammgäste hinwegsehen. Sie freuen sich. Ganz einfach. «Das ist ein Ding! Das wir in Fürth einmal was Schönes haben», sagt Marie-Luise Wedel aus Vach. Nächstes Mal muss ihr Mann mit «und mei Mama nehm’ ich auch mit». Auch Edith Sörgel und Claudia Weingärtner planen schon den nächsten Besuch, mit Männern dann. «Statt Kneipe machen wir halt Wellness.»
Horst Kiesel fällt ein Stein vom Herzen. Der erste Moment gelungen, die erste Reaktion positiv. Natürlich wird er auch anderes hören. Marion Ossadnik etwa wünscht sich einen Nur-Sauna-Tarif. Sie nutze nie alles – und da seien 17,50 Euro für vier Stunden oder 20 Euro für eine Tageskarte viel. Und die Kinder, sagen andere, würden sie gern mal mit ins schöne neue Thermalbad (ab 16 Jahre) nehmen.
(Mehr zum Thermalbad im Spezial auf Seite 3, Diashow im Internet unter www.fuerther-nachrichten.de)