Sorge um die Natur: Keine "Hüttengaudi" im Felsenkeller
19.11.2019, 16:40 UhrNach den Worten von Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung ist für Donnerstag bereits ein Krisengespräch im Rathaus angesetzt. Vorher will sich Pächter Michael Urban auf Anfrage der FN zum Sachverhalt nicht äußern. Er hat es allerdings bereits auf Facebook getan und den an ihn gerichteten Brandbrief des BN gleich mit veröffentlicht.
Der Post beginnt mit den Worten "Hallo ihr Lieben, der BN ist der Meinung, wir stören die Idylle im Wald". Bis auf Weiteres, so schreibt Urban grollend, bleibe der Felsenkeller geschlossen. Und mehr noch: Man überlege sogar, "ob wir den Betrieb überhaupt noch aufrechterhalten".
Der BN hatte sich in dem Brief entsetzt über die geplante Party gezeigt. Die Veranstaltung sollte am Freitag von 17 bis 24 Uhr unter dem Titel "Fridays for Hüttengaudi" mit einer DJane Publikum in den Felsenkeller locken. Den Titel empfinden die Naturschützer zudem als Verunglimpfung der Fridays-for-Future-Bewegung. Sie erinnern daran, dass Urban, als das Comödie-Team 2018 die Bewirtung im Felsenkeller übernahm, selbst versichert hatte: Die Lage im Wald verbiete "rauschende Partys mit Lärm und Ausschweifung".
Neben dem Verbot erzürnt den Pächter aber auch die Kritik des BN daran, dass der Felsenkeller in diesem Winter sonntags geöffnet sein soll. 2018 sei nur vom Sommerhalbjahr die Rede gewesen. Urban kontert mit den Worten: "Wir haben stets viel Herzblut, Liebe und Arbeit in den Felsenkeller gesteckt und uns, glaube ich, auch nie falsch verhalten." Der Pächter weist in diesem Zusammenhang auf die über 100-jährige Tradition des Ausflugslokals hin, wo es in früheren Zeiten noch um einiges ausgelassener zugegangen sei als heute.
Dagegen sorgt sich der BN-Kreisvorsitzende Reinhard Scheuerlein um die größte Fledermauskolonie des mittelfränkischen Beckens im unterirdischen Steinbruch gleich hinter der Waldwirtschaft. Das Areal steht unter strengem Naturschutz. Ein Grund, weshalb das städtische Ordnungsamt die Fete auch nicht genehmigen konnte.
"Der Wald soll nicht zur Party-Location werden"
Alarm geschlagen hatte Scheuerlein unter dem Motto: "Wehret den Anfängen". Wie er gegenüber den FN erläutert, befürchtet er Weiterungen: "Ich kenne den Mechanismus solcher Veranstaltungen. Da fällt jemand hin und dann braucht man eine Beleuchtung. Der Wald soll aber Wald bleiben und nicht zur städtischen Party-Location werden."
Scheuerlein erinnert daran, dass der BN seine Sorgen bereits 2018 geäußert hatte. Daraufhin habe der OB betont, die Beschränkung aufs Sommerhalbjahr und auf die Tage Donnerstag bis Sonntag (vorher Mittwoch bis Sonntag) werde dem Wald und den dort lebenden Tieren Entlastung bringen.
Scheuerlein räumt ein, dass sich anfängliche Befürchtungen über ausufernden Fahrzeugverkehr auf den Waldwegen nicht bestätigt hätten. Doch fordert er von der Stadt als Eigentümer der ehemaligen Hopfenscheune weiterhin restriktive Regeln für den Wirtschaftsbetrieb. Dies betreffe vor allem die Fragen, wer eine Zufahrtsgenehmigung erhält, wie häufig und wie laut Musik sein darf. Als Schließzeit sei 21 Uhr versprochen worden.
OB: "Auch im Winter ist der Betrieb möglich"
Der BN sperre sich nicht gegen Freizeitangebote in der grünen Lunge, doch die Belange der Natur und Erholung müssten im Gleichgewicht bleiben. Dass dies gelingen kann, davon ist der Fürther OB überzeugt. Jung hält dafür, dass der natürliche Wald gerade zum Charme des Felsenkellers beiträgt. Neue Attraktionen wie das Rotwildgehege und der geplante Wald-Wild-Erlebnispfad könnten für zusätzliche Anziehungskraft sorgen. In dieser Umgebung müsse gegenseitige Rücksichtnahme eigentlich selbstverständlich sein.
Von Michael Urban und seinem Team hat Thomas Jung eine hohe Meinung. Er habe Großartiges geleistet und die Stadt könne ihm dankbar sein. Grundsätzlich, so der OB, gebe es hinsichtlich der Öffnungszeiten keine Einschränkungen. Auch im Winter sei der Betrieb möglich. Jung erinnert daran, dass der Glühwein im Felsenkeller nach dem Spaß auf dem Rodelhang an der Erddeponie schon immer ein populäres Vergnügen gewesen sei.
Ganz schlecht wäre es in den Augen von Thomas Jung, wenn Michael Urban das Handtuch wirft. Der Rathauschef ist überzeugt, dass bei dem Gespräch am Donnerstag ein Kompromiss gefunden werden kann.
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