Thomas Leeb: Ein Mann wie eine ganze Band
16.8.2017, 17:56 UhrIn den österreichischen Nockbergen, dem westlichen Teil der Gurktaler Alpen, liegt die Turracher Höhe. Das Hochplateau zwischen Kärnten und der Steiermark ist die Heimat von Thomas Leeb. In Sachen Idylle erreicht der Flecken die volle Punktzahl. Viel los ist hier eher nicht. Leeb war 13, als er sich selbst beibrachte, wie man Gitarre spielt. Langeweile sei aber nicht der Antrieb für seinen Fleiß gewesen.
Auf seiner Homepage (www.thomasleeb.com) wird der wahre Grund verraten. Der Teenager wollte, "wie jeder Junge in diesem Alter", mit seinem Spiel Mädchen kennenlernen. Ob das funktioniert hat, wird nicht berichtet. Bekannt ist jedoch, dass sich Leeb mit 15 Jahren sicher war, dass er Berufsmusiker werden will und erste Konzerte gab. Sieben Jahre später hatte er bereits drei CDs veröffentlicht, studierte Musik in einer kalifornischen Kunsthochschule und beschäftigte sich intensiv unter anderem mit traditioneller westafrikanischer Musik.
Heute wird der Gitarrist weltweit für seinen ganz eigenen Stil und seine individuelle Spielweise geschätzt. Grundsätzlich ist das der sogenannte "Fingerstyle", das heißt, die Saiten des Instruments werden mit den Fingern angeschlagen oder gezupft. Darüber hinaus erzeugt er einen ganz speziellen Sound zum Beispiel durch das rhythmische Anschlagen des Gitarrencorpus. Für Fachpresse, Kritiker und Fans gehört Leeb international zur Elite des aktuellen Fingerstyle-Spiels. Beifall kommt auch von Kollegen. So lobte etwa der englische Top-Gitarrist Guthrie Gowan: "Was Thomas auf einer akustischen Gitarre anstellt, sollte eigentlich gar nicht erlaubt werden. . ."
Alles gleichzeitig
Thomas Leeb weiß aus dem Feedback seiner Zuhörer, dass seine Musik "oft wie eine ganze Band klingt". Denn: "Bass, Akkorde, Melodie und Perkussion – alles passiert gleichzeitig." Der 39-Jährige vermutet, dass das "vielleicht eine Begleiterscheinung davon ist, in einem Bergdorf in Österreich aufgewachsen zu sein, wo zwar viel Gegend ist, aber sonst nicht viel passiert".
Doch nach Amerika, erklärt er, zog ihn damals vor allem das California Institute of the Arts. Ihn faszinierte, dass dort von "World Music, über Jazz und Tanz bis hin zu Theater und Fine Arts alles" unterrichtet wird. Die Begeisterung hat übrigens seine Studienzeit überdauert: "Im Herbst werde ich dort dem Lehrkörper beitreten", verrät Leeb. Doch das Leben in Kalifornien hat freilich noch einiges mehr zu bieten: "Das Wetter ist auch ein großes Plus. Der Winter in Österreich fehlt mir, ehrlich gesagt, überhaupt nicht."
Im Sommer kommt er allerdings gerne und regelmäßig in seine Heimat zurück. Er konzertiert und unterrichtet auf der Turracher Höhe, wo seine Familie ein großes Hotel führt. Die Plätze in seinem "Acoustic Guitar Boot Camp" sind begehrt. Am Samstag wird Thomas Leeb zum ersten Mal in Fürth einen Workshop leiten und am Abend (20 Uhr) ein Konzert geben. Den Kontakt zu Udo Martins Kofferfabrik stellte Guy Palumbo her, ein britischer Gitarrist, der schon lange in Franken lebt.
"Guy hat sich über die Jahre von Fan über Schüler in einen Bekannten und Freund gewandelt", erklärt Thomas Leeb, der am Freitag zunächst beim Hersbrucker Gitarrenfestival auftreten wird: ". . . und von da ist es ja dann wirklich nicht mehr weit nach Fürth."
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