Ungewöhnliche Wohngemeinschaft
18.09.2009, 00:00 Uhr
Die Idee zu einer ambulant betreuten Senioren-WG für demenzkranke Menschen, so berichtet die Initiatorin Petra Schütz vom Verein «Zuhause trotz Demenz», hatte sie schon vor vielen Jahren. Als Pflegedienstleitung im ambulanten Pflegedienst verfügt sie über Erfahrung im Umgang mit den Patienten. Auch ihre eigene Großmutter, erzählt Schütz, litt an der tückischen Krankheit, die den Betroffenen schleichend aber unaufhaltsam alles vergessen lässt.
«Die Erfahrung zeigt», so Schütz, «dass Demenzkranke in Heimen meist schnell abbauen und der Krankheitsverlauf sich durch die dortigen Lebensumstände der Betroffenen stark beschleunigt.» Das familienähnliche Wohnumfeld in einer betreuten Senioren-WG und die gemeinsame Gestaltung des Alltags würden sich dagegen in aller Regel positiv, also verlangsamend, auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.
Dies belegten unter anderem die Erfahrungen einer vergleichbaren Senioren-WG in Obersteinbach im Steigerwald. Schon seit über vier Jahren leben dort demenzkranke Senioren familienähnlich zusammen. Sowohl die Betroffenen selbst als auch deren Angehörige, Ärzte und das Pflegepersonal vor Ort sind offenbar äußerst zufrieden mit dem bisherigen Erfolg dieses WG-Projekts. «Die Versorgung von demenzkranken Menschen in einer Wohngemeinschaft ist eine echte Alternative zur Heimunterbringung», bekräftigt Rut Wahrenburg vom Verein für ambulante Sozialdienste aus Nürnberg. Die Senioren-WG in Obersteinbach hat sie 2004 mit ins Leben gerufen.
Als Wahrenburg zum ersten Mal von den Oberasbacher WG-Plänen erfuhr, bot sie sofort ihre Unterstützung an: «Jetzt stehen wir uns regelmäßig gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite», sagt Petra Schütz.
Schon seit 2006 hatte sie nach einem geeigneten Objekt für die geplante Senioren-WG in Oberasbach gesucht, wurde aber erst im Mai 2008 in der Schillerstraße fündig. Inzwischen nähert sich dort der umfangreiche Um- und Innenausbau des Gebäudes allmählich seinem Ende. Bis zum 31. Oktober muss allerdings auch alles fertig werden, denn dann rücken schon die ersten neuen Mieter an.
«Die Kosten für einen WG-Platz sind in etwa mit denen einer Heimunterbringung vergleichbar», sagt Schütz. Die Zimmer sind zwischen 12 und 20 Quadratmeter groß. Es gibt einen sehr geräumigen Gemeinschaftsraum mit Kamin und großer neuer Glasfront zum Garten hin, die viel Tageslicht hereinlässt. Auch farblich sollen später im ganzen Haus verschiedene Akzente gesetzt werden, aus einem ganz praktischen Grund, wie Schütz erklärt: «Andere Farben in jedem Raum erleichtern Demenzkranken die Orientierung.»
Im Umfeld der künftigen Senioren-WG mag der eine oder andere bislang womöglich noch etwas skeptisch sein, was es mit dem recht ungewöhnlichen Wohnprojekt denn nun genauer auf sich hat. Darum sind alle Nachbarn und interessierten Bürger nun zu einer Hausbesichtigung mit umfassenden Informationen eingeladen, und zwar am Montag, 21. September, um 18 Uhr in der Schillerstraße 36 in Oberasbach. «Auch für die Erstbesetzung der WG sind noch ein paar Plätze frei», sagt Schütz, «wir hoffen auf reges Interesse.» MATTHIAS GLASER