Vergeblicher Sitzstreik: Steiner Bürgerinitative kämpfte für Wald-Erhalt
28.2.2021, 14:36 UhrAuf die Formulierung "zu ernten" legt Landschaftsplaner Bernhard Walk von der ausführenden Firma "Grosser-Seeger und Partner" Wert. Es handele sich nämlich keinesfalls um eine Rodung, sondern lediglich um eine "Waldnutzung".
Die gut dreißig mit vielen Schildern und noch mehr Unverständnis zur Aktion gekommenen Anwohner konnten das Vorgehen trotzdem nicht nachvollziehen. "Wir hätten uns im Vorfeld mehr und vor allem eine bessere Kommunikation mit allen Beteiligten gewünscht", ärgert sich Herwig Lutz, Sprecher der für den Erhalt des insgesamt etwa 3000 Quadratmeter großen Waldstückes gegründeten Bürgerinitiative.
"Hier werden Tatsachen geschaffen"
Ihm pflichten auch Steins Zweiter Bürgermeister Betram Höfer (CSU) und sein Stadtratskollege Dietmar Oeder (Grüne), der auch als städtischer Umweltreferent fungiert, bei. "Während der letzten Stadtratssitzung vor ein paar Tagen hat niemand von der heutigen Aktion gesprochen", echauffiert sich Höfer. "Hier werden gerade Tatsachen geschaffen."
Indes wüssten alle zuständigen Behörden sehr wohl von der Maßnahme, entgegnet Bernhard Walk. Im Vorfeld wurden seit Wochen alle betroffenen Bäume "einzeln kartografiert und auf ihre Erhaltungswürdigkeit hin geprüft". Besonders die alten Eichen sollen geschont werden.
Von den Behörden genehmigt
Viele in die Jahre gekommene und morsche Kiefern hat der frühere Eigentümer bereits vor geraumer Zeit gefällt, seitdem liegen sie kreuz und quer in dem Forststück. Sowohl die untere Naturschutzbehörde, das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, als auch das Fürther Landratsamt gaben unlängst ihr schriftliches Einverständnis für die Maßnahme.
Ohnehin weise der einstmals im Besitz eines örtlichen Landwirtes befindliche Wald "erheblichen Pflegerückstand" auf, diagnostiziert der studierte Landschaftsplaner Walk. Binnen weniger Stunden fielen auf dem ausgewiesenen und mit Farbspray markierten etwa 300 Quadratmeter großem Teilstück die Bäume.
Bauplatz für einen Kindergarten
Sie machen Platz für den von der Firma Schultheiß Projektentwicklung an dieser Stelle geplanten Kindergarten, der wiederum ein Teil des insgesamt 25.000 Quadratmeter großen Bauvorhabens auf dem früheren Ackerland ist. "Wenigstens werden in Cadolzburg Ersatzpflanzungen vorgenommen", erklärt Oeder. "In Stein fehlen uns allerdings die Bäume".
Wie es insgesamt mit dem Mammutprojekt, das intern als "Bebauungsplan 8d" firmiert, weitergeht entscheidet der Steiner Stadtrat demnächst. Oeder zufolge haben etliche Anwohner bereits Einwände bei der Stadt geltend gemacht. Diese müssen nun geprüft werden und "dann sieht man weiter".
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