Verkehrsprojekte: Fürth ärgert sich über Nachbarstädte
14.5.2019, 06:00 UhrDas kommt in den besten Familien vor: Wenn die Interessen auseinander gehen, kracht es gelegentlich auch einmal fulminant. Was derzeit aber die viel beschworene Harmonie der Städteachse erschüttert, sind keine atmosphärischen Störungen mehr. Ausgerechnet bei großen Verkehrsprojekten lässt die Sorgfalt im Umgang miteinander zu wünschen übrig.
Es geht um den Ausbau des Frankenschnellwegs, eine neue Ostumgehung von Eltersdorf und die Verbindung von Fürth und Nürnberg bei Poppenreuth. In allen Fällen kreiden Fürths Verkehrsplaner ihren Kollegen in der Nachbarschaft schwerwiegende Planungsmängel an, die unmittelbare Auswirkungen auf die Kleeblattstadt haben.
Beim Frankenschnellweg ist es die mangelhafte Berechnungsgrundlage zur Prognose der Verkehrsentwicklung. Das hat Konsequenzen auf Fürths Ansprüche im Hinblick auf Lärmschutz. Baureferentin Christine Lippert hielt bei der Beratung in der jüngsten Bauausschusssitzung mit ihrer Verärgerung denn auch nicht hinter den Berg, dass Nürnberg die schon zuvor ins Feld geführten Kritikpunkte einfach ignoriert habe. Den baldigen Ausbau des Frankenschnellwegs halte man gleichwohl für wichtig.
Gefahr für die Bahnpläne
Die Alarmglocken haben in Fürth geschrillt, als die Kommune zufällig Wind vom Erlanger Plan der Eltersdorfer Umgehung bekommen hat. Das Vorhaben gefährdet nämlich mit seinen beiden Brücken die von Fürth bevorzugte Variante beim Ausbau der S-Bahn: Fürth lehnt einen Schwenk durchs Knoblauchsland bekanntlich ab und fordert eine Verlegung der Gleise entlang der Bestandsstrecke. Weil die Einspruchsfrist am 28. April ablief, hat die Stadt mit dringlicher Anordnung am 26. April Beschwerde bei der Regierung eingelegt. Sie fordert, dass die Erlanger Rücksicht auf Fürths Interessen beim Schienenverkehr nehmen.
Moniert wird in dem Schreiben ferner, dass die Auslegung der Planunterlagen vom 14. März bis 14. April in Erlangen nicht wie ortsüblich auch in der Nachbarstadt bekannt gemacht wurde. Ganz zu schweigen davon, dass die Pläne in Fürth ausgelegt worden wären. Das hätte nach Ansicht der Fürther Verkehrsplaner schon deshalb geschehen müssen, weil in unmittelbarer Nachbarschaft weitere, intensiv diskutierte Verkehrsprojekte wie die Ortsumgehung Niederndorf und die Hüttendorfer Talquerung angesiedelt sind.
Flughafen-Zubringer endet abrupt
Außerdem seien die Auswirkungen auf Fürth im Zuge von Verkehrsverlagerungen im Erlanger Verkehrsgutachten nicht ausreichend untersucht worden. Parallel zur Stellungnahme an die Regierung suchen die Fürther Verkehrsplaner nun das Gespräch mit ihren Erlanger Kollegen, um das Problem einvernehmlich zu lösen. Das gilt laut Lippert auch für den Konflikt mit Nürnberg.
Der wird jedoch zusätzlich befeuert durch die Nürnberger Pläne, den Weiterbau der Bamberger Straße zu beerdigen. Die Verlängerung des Flughafen-Zubringers Marienbergstraße Richtung Fürth endet an der Einmündung in die Raiffeisenstraße im Knoblauchsland zwischen Wetzendorf und Höfles. Ursprünglich war ein Durchstich bis zur Poppenreuther Straße vorgesehen.
Ökologischer Unsinn
Allerdings wollten die Grundstückseigentümer die dazu nötigen Flächen nicht verkaufen. Auch ökologische Gründe sprechen gegen den Weiterbau, da er Ackerland durchtrennen würde. Selbst wenn dem Durchstich in Fürth inzwischen niemand mehr nachtrauert, weil die Zeit der großen Straßenbauorgien nach den Worten von Oberbürgermeister Thomas Jung abgelaufen ist, hätte man sich das Projekt wenigstens als Option weiterhin offen gehalten.
Der Schleichverkehr durch die Poppenreuther Schneegasse Richtung Flughafen ist dem Fürther Verkehrsplanungschef Matthias Bohlinger nämlich ein Dorn im Auge. Auch wurmt es ihn, dass die Nürnberger in ihrem Abgesang auf den Weiterbau der Bamberger Straße keine alternative Perspektive zur Verbesserung des Durchgangsverkehrs, der Busverbindung und des Radwegenetzes an der Stadtgrenze bieten. Was die Fürther dazu treibt, sich in ihrer Stellungnahme einen Durchstich der Wilhelm-Hoegner-Straße zwischen Ikea und Alt-Poppenreuth zur Höfleser Straße in Nürnberg vorzubehalten.
Dass die Nürnberger die Stellungnahme aus Fürth nach den Worten von Baureferentin Christine Lippert wahrscheinlich zurückweisen werden, ist kein Hinderungsgrund. Keine Frage, das Klima der interkommunalen Zusammenarbeit in Verkehrsfragen war schon einmal besser.
Aber auch auf anderen Feldern fehlt es an Absprache. Das hat Ende vergangenen Jahres erst der unglückliche Vorstoß aus Erlangen zur Wiederbelebung der 1996 grandios gescheiterten Pläne eines gemeinsamen Gewerbeparks vor Augen geführt. Oberbürgermeister Thomas Jung erteilte seinem Erlanger Kollegen Florian Janik denn auch postwendend eine Abfuhr. Ein völlig unnötiger Streit mangels Kommunikation.
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