Von der Schulkindbetreuung zum Hort

18.02.2013, 09:00 Uhr
Von der Schulkindbetreuung zum Hort

© Schönfeld

Zuletzt musste die Schulkindbetreuung, deren Träger der private Verein „Kinderspielgruppe Tuchenbach“ ist, im Januar aus Personalnot zwei Tage lang geschlossen bleiben. Eine Übernahme des Kostendefizits von monatlich rund 3600 Euro war seitens der Gemeinde nur bis März diesen Jahres zugesagt. Das alles war für Bürgermeister Leonhard Eder Grund genug, die betroffenen Eltern und die Vorstandschaft der Kinderspielgruppe zu einer Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus einzuladen.

Die Irritation ist den Besuchern anzumerken. Will die Gemeinde jetzt etwa die Schulkindbetreuung selbst in die Hand nehmen? Zu den Aufregungen geführt haben mag unter anderem, dass vor ein paar Tagen auf der Internetseite der Gemeinde Stellenanzeigen für Fachpersonal zur Betreuung von Schulkindern seitens der Gemeinde geschaltet worden sind.

Bürgermeister Eder, der zu diesem Abend auch den gesamten Gemeinderat eingeladen hatte, stellt gleich zu Anfang klar: „Wir wollen eine Schulkindbetreuung in Tuchenbach.“ Auf Unverständnis stößt beim Bürgermeister jedoch, wie „es bei einer personellen Ausstattung mit 65 Betreuerstunden zu einer Schließung der Einrichtung am 23. und 24. Januar kommen konnte“. Denn gerade diese üppige Personaldecke führt laut Aussage Eders letztlich auch zu dem hohen Defizit von monatlich 3600 Euro.

„Wir hören immer vom Bürger, ihr habt doch Geld, seid schuldenfrei, das könnt ihr schon zahlen. Aber gerade unsere finanzielle Lage ermöglicht es uns beispielsweise, bei Gehsteigsanierungen den Bürger nicht extra belasten zu müssen. Wir schauen als Gemeinderäte über den Tellerrand hinaus und denken auch daran, dass wir die Rücklagen vielleicht später einmal brauchen, wenn die Gewerbesteuer nicht mehr so fließt“, beschreibt Eder die Lage.

Mit spitzer Feder hat er in der Verwaltung nachgerechnet und präsentiert sein Ergebnis: Demnach ließe sich die Schulkindbetreuung mit 40 Betreuerstunden straffer organisieren und so die Kosten drücken. „Ich seh’ doch, dass die Kinder oft zu einem früheren Zeitpunkt abgeholt werden, als die Eltern gebucht haben“, bekräftigt der Bürgermeister.

„Ich mag den Vergleich Gehsteige — Kinderbetreuung nicht“, kontert ein Bürger. „Schließlich habt ihr doch die Familien damit gelockt, hier zu bauen, weil ihr familienfreundlich seid. Daran müsst ihr euch jetzt messen lassen.“ Ein anderer Bürger fürchtet, dass die Betreuung mit den reduzierten Stunden nicht zu machen ist.

„Wir dürfen hier nicht wie zwei Züge aufeinander zurasen“, geht Gemeinderätin und SPD-Bundestagsabgeordnete Marlene Rupprecht beschwichtigend dazwischen. „Die Eltern erwarten Qualität und wir sollten das Geld dort ausgeben, wo es sinnvoll eingesetzt ist.“

Einen völlig neuen Lösungsvorschlag bringt Manuela Grätz von der Kinderspielgruppe Tuchenbach ins Gespräch. „Wir könnten die Schulkindbetreuung als Hort organisieren“, schlägt sie vor und berichtet, dass der Verein dazu bereits Fakten gesammelt habe. „Wir hätten geeignete Räume, ein Architekt ist eingeschaltet, und wir haben erste Kontakte zum Landratsamt.“

Der Vorteil des Hortmodells liegt in der Finanzierung. Während die Schulkindbetreuung pauschal nach Gruppenstärke gefördert wird, teilen sich beim Hortmodell Staat und Gemeinde die Kosten anhand der Buchungszeiten mit jeweils 40 Prozent, der Träger gibt 20 Prozent dazu, so Grätz. „Das höre ich seitens der Kinderspielgruppe das erste Mal“, gibt sich Eder überrascht, steht dem Vorschlag jedoch „aufgeschlossen gegenüber“.

IGT-Gemeinderat Bernd Zollfrank lobt das Engagement des Vereins: „Ich bin dankbar für diesen Vorschlag. Es tut mir leid, dass wir da im Gemeinderat nicht selbst drauf gekommen sind.“ Die Finanzierung des Defizits der Schulkindbetreuung scheint vorerst einmal vom Tisch. „Wenn das mit dem Hort etwas wird, lassen wir die Schulkindbetreuung im Jugendtreff erst einmal so weiterlaufen“, verspricht Eder.

 

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