Wenn Eltern ihre Töchter neu entdecken
12.04.2013, 19:00 Uhr
Mehr als 40 Eltern , darunter viele Väter, waren in die Mittelschule Oberasbach gekommen, um sich mit den Erziehungsthemen zu befassen. „Ich finde gut, dass so etwas angeboten wird“, sagte Olaf Tobiasch. „Dass dieser Abend themenbezogen und damit detailreich ist, das gefällt mir besonders“, meinte Susanne Bischoff. Bevor auch sie in Arbeitsgruppen angeregt diskutieren konnten, stellten vier Referentinnen die wichtigsten Fakten zu ihrem jeweiligen Themengebiet dar.
Elfriede Lutz, Psychologin bei der Erziehungsberatungsstelle im Landkreis, erklärte: Egal, welche Probleme es gebe, es sei für Eltern ausgesprochen wichtig, stets in Beziehung zur Tochter zu bleiben „und sich in die Situation des Kindes hineinzuversetzen“. Während der Pubertät seien Stimmungsschwankungen normal, schließlich durchleben die Mädchen gravierende psychische, körperliche und hormonelle Veränderungen. Ein Leistungsabfall sei für Schülerinnen der 7., 8. und 9. Klassen nicht selten. „Wie sollen sich denn die Mädchen in Mathe konzentrieren, wenn sie in einen Jungen verliebt sind?“, fragte Lutz in die Runde.
Rebellion gegen Mutter und Vater gehöre ebenfalls zum Erwachsenwerden. „Mädchen müssen sich positionieren“, so Lutz. Diese Zeit der großen Verunsicherung sei für die Eltern als Wegbegleiter auch nicht einfach, räumte die Psychologin ein, die eine „offene, wertschätzende und liebevolle Haltung“ empfiehlt.
„Eine ganz ambivalente Sache“ nannte Dr. Regina Vogt-Heeren, Frauenärztin aus Cadolzburg, die Entwicklung der Mädchen zu Frauen. „Erwachsen sein wollen, aber noch gar nicht erwachsen sein“, nannte sie die Phase. Ihrer Erfahrung nach seien die Mädchen über viele Details der Sexualität genau informiert, doch erstaunlicherweise wüssten sie oft nur wenig über den eigenen Körper.
Die Ärztin betonte, wie wichtig es sei, diesen gut zu kennen, „um auch Nein sagen zu können zu Dingen, die sie nicht tun wollen“. Die Mädchen würden meist erstmals in ihre Praxis kommen, wenn es um Verhütung gehe, so die Gynäkologin. Das sei häufig schon in sehr jungen Jahren der Fall, die Menstruation trete heute erstmals im Alter zwischen 9 und15 Jahren auf.
Luitgard Kern, Sozialpädagogin im Gesundheitsamt Erlangen, erklärte, wie schwierig es für Mädchen ist, sich während der Pubertät dem Gruppendruck und der Gruppennorm zu entziehen. So sein wie die anderen, dazu gehören – dies sei von immenser Bedeutung. Sie stünden im Spannungsfeld zwischen schulischem Leistungsdruck und Spaß haben, relaxen, genießen wollen. Für Eltern sei es schwierig, hier steuernd einzugreifen. Oft führe das zu einer zu großen Toleranz. „Vielen Mädchen werden zu zeitig schwierige Entscheidungen zugemutet“, so Kern. Alkohol sei dann möglicherweise ein Weg, dem zu hohen Druck auszuweichen. Statistisch gesehen machen 14- bis 15-Jährige ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol am häufigsten daheim. „Sie unterschätzen allerdings oft, wie wenig sie vertragen“, so Kern.
Gabi Uhlenbrock arbeitet als Sozial- und Medienpädagogin im Nürnberger Jugendtreff Maxfeld. Nicht mehr die Musik sei heute ein Streitpunkt zwischen Eltern und Kindern, sondern die sozialen Netzwerke. Fast alle Mädchen hätten ein Handy, sehr viele eine Digitalkamera. „Das, was früher stundenlang am Telefon besprochen wurde, läuft heute über Facebook.“ Sie verstehe aber auch die Angst der Eltern vor sexuellen Übergriffen, Mobbing, Computersucht und negativen Auswirkungen auf die Schulleistungen oder vor dem Verlust echter Freundschaften.
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