Zirndorfer Museum zeigt Ausrangiertes aus dem Alltag

27.12.2019, 11:00 Uhr
Zirndorfer Museum zeigt Ausrangiertes aus dem Alltag

© Foto: Sabine Rempe

Gleich zu Beginn liegt zum Beispiel ungeniert in der Vitrine, was früher züchtig bedeckt wurde: Das Korsellet und die Hüfthalter in einem namenlosen Farbton, der als "hautfarben" angepriesen wurde, sind noch immer mit den trickreichen Strumpfhaltern versehen, denen vormals tragende Aufgaben zukamen. Sie hatten – genau wie die zarten Unterröcke gleich nebenan – ausgedient, als Jeans für Jung und Alt in die Alltagsmode einzogen.

Unbenutzter Autokaffeekocher

Trickreich stellt sich eine "schwebende Trockenhaube" vor. Konnte doch die fleißige Hausfrau damit weiter durch Wohnung wuseln, während die Lockenwickler auf ihrem Kopf von warmer Luft umpustet wurden. Offensichtlich nie gebraucht wurde der "Autokaffeekocher", der noch in der Originalverpackung steckt. Vielleicht hatte der Fahrer Angst, dass er sich verbrüht, wenn das Ding neben ihm an der 12-Volt-Steckdose köchelt.

Wesentlich populärer war sicher das HB-Männchen, inoffiziell Bruno genannt, das als kleine Standfigur in der Ausstellung seine Aufwartung macht. Damit kein Fahrgast in die Luft ging, weil ihm das Wechselgeld nicht schnell genug überreicht wurde, trugen Schaffner anno dazumal Geräte mit sich herum, die auf Hebeldruck die passenden Münzen ausspuckten und offiziell "Galoppwechsler" hießen. Aus der Steinzeit der Parkraumbewirtschaftung stammt die Original-Parkuhr, die in beruhigendem Blau lackiert ist.

Zirndorfer Museum zeigt Ausrangiertes aus dem Alltag

© Foto: Sabine Rempe

Um einiges älter sind die zierlichen Schmuckstücke, die Besucher in einer anderen Vitrine bewundern können. Da gibt es Uhrketten, geflochten aus echten Haaren, oder Broschen mit Porträtfotos. Praktisch mögen die Hemdenkragen aus Papier gewesen sein, die nie in die Wäsche mussten – bequem waren die Dinger sicher nicht. Hausfrauen hatten vor dem Einzug von Waschmaschine und Co. freilich genug Arbeit. Davon erzählen Waschbretter, Teppichklopfer oder Stopfeier, die beim Sockenflicken zum Einsatz kamen. Mit zierlichem Kreuzstich hielt die Dame des Hauses vor langer Zeit auf einem Küchentuch fest: "Das Größte für den Mann ist eine Frau, die kochen kann."

"Wer kennt das noch?", die Frage, die zum Titel dieser bis März laufenden Sonderschau wurde, ist durchaus ernst gemeint. Natürlich können Besucher sich erst einmal im Raten versuchen, bevor sie nachlesen, wozu das eine oder andere Stück benutzt wurde. Doch Museumsleiterin Christine Lorber und ihr Team, die gemeinsam die ansprechend gestaltete Ausstellung aus dem Archiv zusammengestellt haben, bitten auch um Mithilfe: Wozu diente etwa diese merkwürdig geformte Zange, die ihr Geheimnis bislang für sich behält? Oder wofür war das schicke Gestell mit dem praktischen Einsatz gut?

Ein Wiedererkennen ist fast schon garantiert, wenn es um die Technik-Dinos geht, die das Museum hier präsentiert. Ein historischer Walkman gesellt sich da unter anderem zur fabelhaften Super-Acht-Kamera und zur Kodak Instamatic.

Begreifen ist übrigens erlaubt. Kinder können zum Beispiel versuchen, sich Badehauben mit Blümchen überzustülpen, oder Schnörkelbuchstaben nachmalen. Und wer mag, der darf noch einmal die Tasten einer Schreibmaschine klappern lassen und dabei einem fast vergessenen Sound lauschen.

"Wer kennt das noch?": Sonderausstellung im Städtischen Museum Zirndorf (Spitalstraße 2). Täglich (außer montags) 11 bis 16 Uhr. Bis 22. März.

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