"Güldener Ritter" mit einem Dach aus Stein
29.6.2011, 18:00 UhrIn die einstige Brauereigaststätte „Zum güldenen Ritter“ zieht wieder Wirtshausleben ein. Die Familie Hollberg restauriert das über 400 Jahre alte Jurahaus und wagt vor allem beim Dach mit einer originalen Juraplattendeckung eine handwerkliche Zeitreise.
Schon die ausgetretenen Dielen in der Gaststube erzählen von der bewegten Geschichte des schlichten, aber massigen Gebäudes. Bis ins 19. Jahrhundert saßen hier die Grafen von Pappenheim zu Gericht. Eine Familie Eckerlein oder Eggerlein erbaute das Haus vermutlich um das Jahr 1600 auf den Grundmauern der früheren Burg.
Seither waren alle Vorfahren von Angela Hollberg Wirtsleute. Ihr Großvater braute noch das Weißbier selbst, bis ein unachtsamer Mitarbeiter den Kessel trocken anheizte und zum Bersten brachte. Aus dieser Zeit stammen wohl auch die frechen, kunstvoll an die Deckenbalken gemalten Sinnsprüche im großen Festsaal im Obergeschoss. Vor 50 Jahren gab die Wirtsfamilie dann auch das Gastgewerbe auf.
Dass der baugeschichtliche Schatz mit den typischen Bruchsteinmauern und dem tonnenschweren Kalkplattendach seither nicht völlig verfallen ist, verdanken Dorf und Denkmalschutz den Hollbergs. Zwar wohnen Angela und Hermann Hollberg in Nürnberg, wollten aber schon immer etwas aus ihrem historischen Erbe machen. „20 Jahre lang sind wir jedesmal bei Regen hergefahren und haben die Wannen ausgeleert, damit die Bausubstanz erhalten bleibt“, blickt die Hausherrin zurück.
Das Ergebnis rechtfertigt die Mühe: Der „Güldene Ritter“ ist noch so gut in Schuss, dass vor allem im Erdgeschoss Böden, Wandputz und sogar die Sitzbänke der Gaststube erhalten bleiben können. Auf ihnen sollen künftig wieder Besucher Platz nehmen, sich fränkische Gerichte mit Kräutern aus dem Hausgarten schmecken lassen und im Rossstall zwischen den alten Pferdetränken Cocktails schlürfen. Das Obergeschoss wird zu neun Fremdenzimmern umfunktioniert, in denen Urlauber gemäß dem Jurahausprojekt von Landkreis und Naturpark „zu Gast im Denkmal“ sind.
„Ich habe anfangs auch nicht daran geglaubt“, räumt Architekt Johannes Steinhauser aus Mörnsheim ein. Kaum ein Bauherr wage sich an solche Projekte, geschweige denn an ein Steindach, das das Vier- bis Fünffache eines Ziegeldachs koste. Das große Kapital in Schambach sei aber die Geschichte des Hauses. Und zu der gehöre untrennbar das Juradach.
Bis zu sieben Schichten der besonders harten Kernsteinplatten aus dem Eichstätter Raum legen Dachdeckermeister Hans-Jürgen Strobl und sein Team nun überlappend auf das mächtige Gebälk – rund 120 Tonnen, verteilt auf 600 Quadratmeter. Dabei halten die von Hand gebrochenen Platten allein durch ihr Gewicht.
Bis im „Güldenen Ritter“ wieder fränkisch-feudal gespeist und residiert werden kann, wird es allerdings noch dauern: Allein mit dem Dachbelag wird das Trio um Hans-Jürgen Strobl gut zwei Monate beschäftigt sein.
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