Gut zwei Dutzend Hinweise

"Aktenzeichen XY" zu Lieselotte Lauer: Polizei kennt möglicherweise Versteck der Leiche

18.11.2021, 14:06 Uhr
Als zweiter Fall wurde der von Lieselotte Lauer vorgestellt.

© Isabel-Marie Köppel, NN Als zweiter Fall wurde der von Lieselotte Lauer vorgestellt.

"Seit einiger Zeit häufen sich bei uns die Cold Cases, also ungeklärte Fälle, die schon viele Jahre zurückliegen. Warum ist das so? Die Antwort ist ganz einfach: Mord verjährt nie", sagt Rudi Cerne, der Moderator von "Aktenzeichen XY... ungelöst", zu Beginn der Sendung am Mittwochabend. Er verweist in Folge dessen auf den Fall Lieselotte Lauer, die vor 29 Jahren verschwand.

Wie üblich zeigt das ZDF zunächst einen kurzen Film, in dem Schauspielerinnen und Schauspieler die Gegebenheiten von damals nachstellen. Zu sehen ist zunächst eine junge, dunkelblonde Frau, die in einem Auto zu ihrer Katze im Transportkorb spricht: "Na komm, Ellalein. Schau mal, das ist dein neues Zuhause." Lieselotte Lauer, genannt "Lissy", zog im Mai 1992 in eine Dachgeschosswohnung in Aue, einem Ortsteil von Haundorf ein.

Film mit vielen Details

Zunächst erfährt man viel über ihr Leben, dass sie damals 30 Jahre alt war, eine eigene Wohnung brauchte, weil sie sich getrennt hatte, aber noch ein gutes Verhältnis zu ihrem Ex-Freund pflegte. Sie arbeitete in Gunzenhausen, wie die meisten ihrer Freunde und Bekannte, bei der Firma SEL. Sie sei nach dem Umzug aufgeblüht, war viel unterwegs, und mehrere Männer zeigten wohl Interesse an ihr. Über eine neue Beziehung sei aber nichts bekannt gewesen.

Es scheint alles gut zu sein. Nur ihr Ex-Freund, der bereits mit einer neuen Frau zusammenlebte, erhielt im Juni 1992 immer wieder seltsame Anrufe. In dem Film hört man jemanden am Telefon schnaufen, dann ist eine Männerstimme zu hören: "Jetzt ist sie von der Disco nach Hause gekommen. Sie hat ihren neuen Freund dabei. Du hältst dich fern von ihr, verstanden?" Beunruhigt fährt der Ex-Freund zu Lissy. Die gibt jedoch nichts darauf, wer solle sie schon beobachten? Zur Polizei geht sie nicht und erzählt auch sonst niemandem etwas davon.

Dann, am 1. Juli 1992, kommt sie etwa um 0.30 Uhr von der Spätschicht nach Hause. Etwa zehn Minuten später hört eine Nachbarin, wie jemand das Haus verlässt und sieht, dass jemand mit Lissys Auto wegfährt. Am Morgen muss Lissy wieder zurückgekommen sein, denn etwa um 9 Uhr wird sie beobachtet, als sie wieder von der Wohnung wegfährt, so viel weiß die Polizei. Eine Stunde später will sie eine Zeugin in der Gunzenhäuser Innenstadt gesehen haben.

Beschädigungen waren wohl schon vorher da

Stutzig werden ihre Freundinnen und Arbeitskollegen als sie am Nachmittag nicht zur Spätschicht auftaucht. Es stellt sich heraus: das Auto ist weg, die Katze nicht gefüttert. Das sei untypisch für Lissy. Auch habe sie sich nicht krank gemeldet und das gemeinsame Einkaufen mit einer Freundin nicht abgesagt. Ihre Freunde gehen also zur Polizei und melden sie als vermisst.

Kriminalhauptkommissar Gunnar Schara von der Kripo Ansbach hatte während des Abends interessante Informationen zu dem Vermisstenfall parat.

Kriminalhauptkommissar Gunnar Schara von der Kripo Ansbach hatte während des Abends interessante Informationen zu dem Vermisstenfall parat. © Screenshot www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest, NN

Wie bereits bekannt, wurde ihr Auto zwei Tage später auf einem Parkplatz in Gunzenhausen nahe der Altmühl entdeckt. Die Beamten stellten damals starke Beschädigungen am Unterboden des orange-roten Ford Fiestas fest. Heute ist die Kripo Ansbach mit dem Fall betraut, und Kriminalhauptkommissar Gunnar Schara an dem Abend Rudi Cerne zugeschaltet. Schara erklärt, dass er und sein Team mittlerweile davon ausgehen, dass die Beschädigungen nichts mit dem Verschwinden zu tun haben und bereits vorhanden waren. Der Fiesta sei ein Gebrauchtwagen gewesen.

Es sei gut möglich, dass Lissy Lauer ihren Wagen selbst auf dem Parkplatz abgestellt hat. Hinweise auf ein freiwilliges Verschwinden, Suizid oder einen Unfall, gebe es aber nicht. "Sie war dabei, ihr Leben neu zu ordnen. Sie galt als sehr zuverlässig im Kollegenkreis, aber auch im Freundeskreis", erklärt Schara. "Uns liegen Puzzleteile vor und Details, die für ein vorliegendes Verbrechen sprechen", führt der Kriminalhauptkommissar weiter aus. Näher darauf eingehen möchte er auf Nachfrage aber nicht.

Flintstone riecht Menschenknochen

Aber - und damit die interessanteste Information des Abends - gibt Schara preis: "Wir haben Anhaltspunkte für das mögliche Versteck des Leichnams. Und hier ist eine Absuche in Vorbereitung, die unmittelbar bevorsteht." Dafür konnte die Kripo ein Spezialistenteam gewinnen: Diemtar Kroepel und Flintstone. Bei Flintstone (zu Deutsch "Feuerstein") handelt es sich um einen gelernten Lawinensuchhund, der aber auch in der Archäologie eingesetzt wird. Langjährige Erfahrung und große Erfolge könne er vorweisen.

Sein Spezialgebiet sind menschliche Knochen. Er erschnüffle sie noch in 20 Metern Tiefe, in sowie an Gewässern - und dabei ist es dem Altdeutschen Hütehund egal, ob sie 20, 30 oder bereits 2000 Jahre alt sind. Flintstone ist der erste zertifizierte Archäologiehund in Deutschland - also eine echte Geheimwaffe. In einem Video des Bayerischen Rundfunks erzählt sein Herrchen von einem spektakulären Fund, als der struppige Hund in 14 Metern Tiefe die Knochen einer zersägten Frau in einem alten Müllloch errochen hat.

10.000 Euro Belohnung ausgelobt.

Während der Sendung gingen bereits 20 Hinweise zum Fall Lieselotte Lauer ein. Die Polizei sucht nach Zeuginnen und Zeugen, die Lissy Lauer kannten und Angaben zu ihrem Verschwinden machen können oder glauben, sie danach noch gesehen zu haben. Außerdem interessiert die Beamten nach wie vor, wo und mit wem sie die Nacht auf Mittwoch, 1. Juli 1992, verbracht hat. Wer in den vergangenen 29 Jahren etwas über mögliche Hintergründe für Lissy Lauers Verschwinden gehört hat, solle sich ebenfalls melden unter Telefon 0981/90940. Für Hinweise, die zur Aufklärung eines möglichen Verbrechens führen, sind 10.000 Euro Belohnung ausgelobt.

Bis zum Folgetag seien "gut zwei Dutzend Hinweise eingegangen", so ein Sprecher. Er spricht von einem "erfolgreichen Feedback". Unter den Personen befänden sich viele, die bereits 1992 Aussagen getätigt haben. Diese wollten sie noch mal konkretisieren beziehungsweise ergänzen, aber auch neue Zeugen. "Es ist schon die ein oder andere Spur dabei, die Potenzial hat, die Ermittlungen vorantreiben zu können", lautet die erste Einschätzung.

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