Die Triesdorfer Hochschule rüstet sich
28.02.2011, 16:13 UhrEs war kein offizieller Spatenstich, sondern eher ein informelles Treffen, das gestern am Bauzaun zwischen dem „alten“ Neubau und der Villa Sandrina stattfand. Dort kamen Vertreter der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, des staatlichen Bauamts Ansbach, der Architekturbüros Ackermann und Raff (Stuttgart) und des Bauunternehmens Völkel und Heidingsfelder (Nürnberg) zusammen. Ackermann und Raff hatte den europaweiten Architektenwettbewerb gewonnen. Völkel und Heidingsfelder ist vom staatlichen Bauamt als Generalunternehmer für den jetzt begonnenen ersten Bauabschnitt beauftragt worden.
FH-Präsident Professor Hermann Heiler ist sehr zufrieden, dass nun Nägel mit Köpfen gemacht werden. Lange hatten er selbst, sein Vize Dr. Rudolph Huth, die anderen Professoren in Triesdorf und nicht zuletzt die Studierenden warten müssen, bis es endlich losging. Es ging auch darum, rechtzeitig die Weichen für die prognostizierte Zunahme der Studierendenzahl, die neuen Studiengänge und den doppelten Abiturjahrgang in diesem Jahr zu treffen. All das kann nach Überzeugung von Heiler gemanagt werden. Als er vor wenigen Tagen sah, dass die Baumaschinen in Triesdorf hinter dem großen Hörsaal anrückten, war der Ärger aus dem Jahr 2010 vorbei: „Der Frust ist abgebaut.“ Wie berichtet, hatte es unter anderem wegen des Grundstücks für den Neubau einige Probleme gegeben. Der Bezirk als bisheriger Besitzer und der Freistaat brauchten lange Zeit, um sich – nach energischen Politikerworten – einig zu werden.
Fünf neue Hörsäle und ein EDV-Labor
Der erste Bauabschnitt wird fünf Hörsäle, ein EDV-Labor und neun Büros umfassen. Die Nutzfläche wird rund 1000 Quadratmeter betragen. Diese bilden dann das künftige Vortragszentrum. Den Weg, mit einem Generalunternehmer zu kooperieren, wählte das federführende staatliche Bauamt, um einen schnelleren Baufortschritt zu erreichen, erläuterte Architekt Jürgen König, Leiter des Bereichs Hochbau am staatlichen Bauamt. Mit Völkel und Heidingsfelder hat man einen Auftragnehmer, der es gewohnt ist, Projekte in dieser Größenordnung zu stemmen. Dirk Koldemeyer, Projektteamleiter der Nürnberger Firma, äußerte sich zuversichtlich, dass der straffe Zeitplan eingehalten werden kann. Die Baufirma wird selbst vor allem Ingenieur- und Hochbauleistungen einbringen und sich zum Teil der Dienste von Subunternehmern bedienen. Diese sollen möglichst aus der Region kommen. Das staatliche Bauamt habe die Leistungsfähigkeit dieser Subunternehmer geprüft, ergänzte Jürgen König.
Vermutlich Ende August wird dann mit dem zweiten, noch aufwendigeren Bauabschnitt begonnen werden. Dann wird das staatliche Bauamt die Gewerke wieder, wie es auch normalerweise abläuft, einzeln vergeben. Dieser zweite Abschnitt hat den Schwerpunkt bei den Laboren, es werden aber auch Verwaltungsräume geschaffen.
Fertigstellung ist für Oktober 2013 geplant
Im Oktober 2013 soll der „neue“ Neubau mit rund 3000 Quadratmetern Nutzfläche komplett fertig sein. Er wird rund 17,4 Millionen Euro erfordern – inklusive einem separaten Verwaltungsgebäude auf der Nordseite, der Sanierung der Gaststätte „Zum Adler“ und neuer Stellplätze jenseits der Staatsstraße. Nimmt man die Erstausstattung hinzu, wird die Investitionssumme wohl über 20 Millionen Euro betragen. Zum Vergleich: Der „alte“ Neubau hat 10,7 Millionen Euro gekostet.
Der entstehende Neubau ist für die drei Studiengänge Erneuerbare Energien, Wassertechnologie und Lebensmittelmanagement vorgesehen. Der Gebäudekomplex soll sich harmonisch in das spezielle Triesdorfer Umfeld mit ländlichem Ambiente, historischen Gebäuden und den auffallenden Alleen einfügen. Dazu dienen die geneigten Dächer und die gefalteten Fassaden. Florian Gruner (Ackermann und Raff) sprach gestern von einem „Glashauscharakter“ der Gebäude. Diese werden energetisch auf dem allerneuesten Stand sein. Auch an Fotovoltaik ist, wie beim „alten“ Neubau, gedacht. Ein Referenzobjekt in Sachen umweltfreundliche und innovative Energienutzung und Energieeinsparung wird der Neubau aber nicht sein – aus finanziellen Gründen.
Dass in Triesdorf so kräftig investiert werden kann, liegt an dem gescheiterten Transrapid-Projekt und dem daraus resultierenden Programm „BayernFIT“. Triesdorf kam zum Zuge, das Stammhaus Weihenstephan nicht. Regionale Politiker, insbesondere Stimmkreisabgeordneter Gerhard Wägemann, hatten sich für den Standort Triesdorf eingesetzt.
Nach Darstellung von Hochschulpräsident Heiler ist es ganz wichtig, dass zum Beginn des Wintersemesters die neuen Hörsäle zur Verfügung stehen werden. Die anspruchsvollen Übungen konzentrieren sich auf die höheren Semester. Bis dahin wird die Millioneninvestition abgeschlossen sein, und insbesondere die Labore werden dann genutzt werden können.
Im Moment hat die Hochschule alle Hände voll zu tun, um den doppelten Abiturjahrgang zu verkraften. Es wurden für Triesdorf vier Container angeschafft. Sie stehen bereits, dienen im Sommer als provisorische Hörsäle und werden wohl in einem halben Jahr nach Weihenstephan gebracht, wo sie ebenfalls dringend gebraucht werden.