Gute Zahlen für Landkreisbank

Jürgen Eisenbrand

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4.5.2019, 12:13 Uhr
Gute Zahlen für Landkreisbank

© Jürgen Eisenbrand

So jedenfalls lässt sich eine Entwicklung beschreiben, die jüngst bei der Bilanz-Pressekonferenz der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen deutlich wurde. Und die zum einen für gute Geschäftszahlen sorgte – und zum anderen für erfreute Mienen beim Vorstand der Genossenschaftsbank.

Seit 2008, dem Jahr des Börsencrashs und der Lehman-Pleite, entwickelten sich die Geschäfte der Landkreis-Raiba bemerkenswert anders als die anderer Bankengruppen in Bayern: Die Bilanzsumme wuchs um 74 Prozent, die der "anderen" schrumpfte um 6 Prozent. Die Wachstumsraten bei den Kundengeldern (59 zu 26 Prozent), den Krediten an Firmen- (100 zu 8 Prozent) und Privatkunden (71 zu 20 Prozent) waren bei der hiesigen Raiba ebenfalls deutlich höher – auch im Vergleich zum Durchschnitt der Volks- und Raiffeisenbanken im Freistaat.

"Früher wurden wir unterschätzt", erklärt Vorstand Wilfried Wiedemann. Sein Kollege Gerhard Meyer spricht sogar davon, dass die Raiba vor der 2007 vollzogenen Fusion zur Landkreisbank womöglich "belächelt" worden sei. Seitdem jedoch habe das genossenschaftliche Geldhaus "viel in Fachkompetenz investiert" (Wiedemann) und so deutlich "mehr Spezialisten" herangebildet. "Und diese Kompetenz wird angenommen", freut sich Wiedemann, der freilich auch zugibt, dass der Imagewandel lange gedauert habe: "Wir mussten uns beweisen."

Nun aber habe die Raiba gegenüber Groß- oder Internet-Banken einen entscheidenden Vorteil: "Wir sind regional verbunden", sagt Wiedemann. Und damit liege sein Haus eben voll im Trend: Der Kunde kenne seine Bankberater persönlich, und er wisse, dass die auch das nötige Fachwissen hätten. Und auch dass seine Bank Kunden auch dann noch die Stange halte, wenn andere bereits abwinkten, zahle sich am Ende aus: "Wenn Sie jemanden einmal durch eine wirtschaftliche Krise begleitet haben, dann ist der Ihnen ewig dankbar."

"Gutes Personal ist brutal viel wert", fasst Wiedemann zusammen, warum die Landkreis-Raiba ihre 241 Mitarbeiter im vergangenen Jahr fast 1200 Tage zur Weiterbildung schickte; allerdings werde es zunehmend schwieriger, die jährlich sechs Azubi-Stellen mit qualifizierten Bewerbern zu besetzen.

Die Zahlen jedenfalls, die Meyer und Wiedemann in der Gunzenhäuser Geschäftsstelle für 2018 präsentierten, spiegeln eine Erfolgsgeschichte wider, die von den beiden Vorständen mit Attributen wie "sehr zufrieden", "freuen uns sehr" oder "sehr froh" garniert werden.

Bilanzsumme stieg kräftig

Die wichtigsten Kennziffern: Die Bilanzsumme stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent (62 Millionen Euro) auf 1,427 Milliarden Euro, die Einlagen um 5,3 Prozent (53 Millionen) auf 1,051 Milliarden und die Kredite um glatte 7 Prozent (51 Millionen) auf 778 Millionen Euro. Wobei die Raiba im Landkreis bei Einlagen und Krediten deutlich über dem Schnitt der Raiffeisenbanken in Bayern liegen (4,8 beziehungsweise 6,1 Prozent).

Das betreute Kundenanlagevolumen stieg auf 1,808 Milliarden Euro, das der Kredite auf 852 Millionen – insgesamt ein Plus von 5,1 Prozent. Eine kleine Delle gab es bei den Wertpapierdepots, deren Volumen um 10 auf 356 Millionen Euro sanken – vor allem wegen der im letzten Quartal 2018 ausgesprochen miesen Stimmung an den Börsen und der generell niedrigen Zinsen. Der freundliche Börsenstart im Jahr 2019 habe das Minus bei Fonds und Aktien aber längst wieder ausgeglichen.

Bei Lebens- und Sachversicherungen verzeichnete die Raiba ein kräftiges Plus, das Bausparen "stagnierte auf hohem Niveau", so Wiedemann, und auch bei Immobilien sei man "immer mehr im Geschäft angekommen". Über den vermittelten Umsatz von 27,1 Millionen Euro (Vorjahr 23,5) "freuen wir uns ungeheuer", jubelte er.

Das Betriebsergebnis 2018 sank zwar gegenüber den Vorjahren (1,37 bzw. 1,20 Prozent) leicht auf 1,12 Prozent der Bilanzsumme (rund 16 Millionen Euro) – womit die Raiba in Altmühlfranken aber erneut ein gutes Stück über dem Durchschnitt der Raiffeisenbanken im Freistaat (0,89 Prozent) liegt. Verantwortlich für den prozentualen Rückgang sei der allgemein niedrige Zinssatz.

Interessant für die 27 961 Mitglieder der Genossenschaftsbank im Landkreis: Sie werden, falls die zuständige Vertreterversammlung zustimmt, mit insgesamt 408 000 Euro am Erfolg der Raiba beteiligt. "Eine attraktive Dividende von 3,5 Prozent", nennt das Vorstand Gerhard Meyer – und hat noch ein paar weitere Zahlen parat.

So habe man im vergangenen Jahr 652 neue Mitglieder begrüßen dürfen, verrechnet mit den Abgängen blieb ein Plus von 150. An soziale Zwecke seien aus dem Prämienspartopf etwa 247 000 Euro geflossen, mehr als eine halbe Million hätten die PS-Gewinner einstreichen können. 13 000 Besucher hätten Veranstaltungen der Bank besucht, und 7300 "kleine Künstler" am Jugend-Malwettbewerb teilgenommen. Und, für die Gemeindekassen besonders interessant: Rund 4,7 Millionen Euro habe sein Institut an Steuern bezahlt, 2,2 Millionen davon verblieben via Gewerbe- und Grundsteuer in den 27 Landkreis-Kommunen, in denen die Raiba derzeit noch vertreten sei.

Aus drei Filialen wird eine

Im Herbst schließt die Filiale in Raitenbuch, und aus den drei Niederlassungen in Neudorf, Bieswang und Solnhofen soll eine in Pappenheim werden, wo es allerdings aus Denkmalschutzgründen "sehr schwierig" (Wiedemann) sei, eine geeignete Immobilie zu finden. Diese Pläne seien bereits länger bekannt, "weitere Filialschließungen sind nicht geplant", sagt Wilfried Wiedemann. Fügt aber einschränkend hinzu: "Es wäre vermessen, sich da auf acht oder zehn Jahre festzulegen."

Man könne nicht Geld ausgeben für Dinge, die nicht genutzt würden, sagt der Vorstand und spielt dabei auf die auch in seinem Institut rasant fortschreitende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs an. Aber: "Wenn genügend Kunden in die Filiale kommen, dann schließen wir die auch nicht."

Der Kunde hat es also ein Stück weit selbst in der Hand, wie "regional" aufgestellt die Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen auch in Zukunft sein wird.

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