Mehr Selbstbewusstsein angemahnt

11.12.2012, 17:50 Uhr
Mehr Selbstbewusstsein angemahnt

© Werner Falk

Die Metropolregion und der 1996 gegründete Marketingverein haben nach seiner Einschätzung schon viel erreicht und die fränkischen Regionen selbstbewusster gemacht. Vor dem Kreistag sagte er: „Wir sind das Netz mit vielen starken Knoten.“
Wie Landrat Gerhard Wägeman in der Montagssitzung des Kreistags in der Aula des Berufsschulzentrums Gunzenhausen gestand, hat sich der Kreis anfangs nicht so in die Metropol­arbeit eingebracht, wie dies sicherlich von den Initiatioren gewünscht war. Aber: „Seit einigen Jahren wirken wir aktiv mit.“ Balleis („Raus aus dem ständigen Jammern“) wandte sich gegen das fränkische Selbstmitleid, das früher vorherrschend war, als es da­rum ging, Franken in Bayern richtig zu verorten. „Es war nicht klug“, so der frühere Wirtschaftsreferent von Erlangen und einstige Zirndorfer Stadtrat, „sich mit München vergleichen zu wollen.“  Die Franken müssten einfach deutlicher zu erkennen geben, wo ihre Stärken seien.
Als absolut positiv sieht er es, dass die 55 Mitglieder im Rat der Metropolregion (es sind die Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister) absolut gleichberechtigt sind, im Gremium jeweils nur eine Stimme haben und sich somit auf Augenhöhe begegnen. Wie er den Kreisräten darlegte, ist die Arbeit intensiv. Derzeit gebe es rund 60 Projekte, vom „Seepferdchen“ bis zum Wissenschaftstag. An die 500 Leute seien in Foren engagiert und brächten ihre Ideen in das Netzwerk ein. Erfreulicherweise seien auch die Industrie-und Handelskammern sowie die Handwerkskammern dabei.
Die wahre und große Bedeutung der Metropolregion in Europa macht Balleis schon an drei geografischen Punkten deutlich: sie ist eingebunden in den Schifffahrtsweg vom Schwarzen Meer bis an die Nordsee, sie liegt an der Bahnlinie Stockholm-Palermo und an der internationalen Autobahn von London nach Istanbul. Als die Kernpunkte der Arbeit nannte er Verkehr und Logistiik, automotive Produkte, Information und Kommunikation sowie - ganz groß - Medizin und Gesundheit.
In der Metropolregion Nürnberg leben 3,45 Millionen Menschen auf 21349 Quadratkilometern. Hier gibt es 162000 Unternehmen mit 1,8 Millionen Beschäftigten und einer Exportquote von 47,3 Prozent. Der Prognos-Zukunftsatlas

2010 für Deutschland stuft Nürnberg nach München und Frankfurt/Rhein-Main auf den dritten Rang ein, noch vor Rhein-Neckar, Stuttgart, Hamburg, Rhein-Ruhr, Bremen-Oldenburg, Hannover-Braunschweig-Wolfsburg, Mitteldeutschland und Berlin-Brandenburg.
„Altmühlfranken“ nannte Balleis eine gute Sache, die Internetpräsentation sei hervorragend. Er ermunterte die Menschen im westlichen Mittelfranken, noch mehr als bisher den „Entdecker-Pass“  der Metropolregion für sich zu entdecken, denn er böte viele Vorteile, auch materielle.
Seit dem 1. Oktober ist Kathrin Kimmich bei der Zukunftsinitiative „altmühlfranken“ (also beim Landratsamt). Ihr Job ist auf zwei Jahre befristet. In dieser Zeit soll sie die Voraussetzungen und ein Handlungskonzept erarbeiten, damit sich der Kreis als „Bildungsregion in Bayern“ bewerben kann.  Sie koordiniert die Tätigkeit von ewa 150 ehrenamtlichen Leuten, die in fünf Arbeitskreisen die Bildungspotenziale behandeln. Schon im März will sie ein Handlungskonzept vorlegen. Im Herbst 2013 soll eine Berufsausbildungsmesse (zeitgleich in Gunzenhausen, Weißenburg und Treuchtlingen) folgen, damit die jungen Menschen besser wissen, was es im Kreis überhaupt für sie an inte­ressanten Arbeitsplätzen gibt.
Kathrin Kimmich („Ich verstehe mich als Netzwerker und Ideenverfolger“) will die motivierten Leute zusammenbringen, sodass es möglichst keine Überschneidungen mehr gibt. Noch immer gebe es zu viele einzelne Initiativen, die voneinander nichts wüssten.
Kimmich will sich für duale Studiengänge im Kreis einsetzen und damit die Zahl derer verringern, die wegziehen, weil sie hier keine adäquaten Ausbildungsmöglichkeiten haben. Verbundstudiengänge in Verbindung mit Hochschulen müssten auch im Landkreis möglich sein. In diesem Zusammenhang sieht sie auch die Arbeit des neuen TTZ und des ihm angegliederten Studienzentrums in Weißenburg, das sich im Aufbau befindet.
Als einziger von den Kreisräten kommentierte der Grüne Fritz Hörner (Bürgermeister von Markt Berolzheim) die Arbeit der Zukunftscoachin, und war sarkastisch: „Ich habe langsam Angst um unsere Kommunalwälder, dass wir genügend Papier herkriegen für all die gedruckten Konzepte.“

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