Olga von der Wolga

Wald - Der Name „Couplet-Art­erhaltungsgesellschaft“, besser bekannt unter der Kurzversion Couplet AG, steht seit 20 Jahren in Bayern und darüber hinaus für Musikkabarett. Wie sich im Herrmannstodel in Wald zeigte, ist auch nach zwei Jahrzehnten von Altersmilde nichts zu spüren. Im Gegenteil: Das Quartett ist bissiger und böser denn je.

„Perlen für das Volk“ heißt das Programm, mit dem die Truppe um Jürgen Kirner einen Streifzug durch ihre eigene Geschichte macht. Glücksperlen und Glücksfeen reihen sich ein neben „Klassikern“ und Neukompositionen. Die Couplet AG verpackt Horst Seehofer („Horsti Hasenbein“) zum Überraschungsei Bayerns und präsentiert Beamtenpatenschaften, bei denen unbedingt auf den Untätigkeitsnachweis geachtet werden muss.

Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Berni Filser und Bernhard Gruber verpassen jedem Thema – egal wie böse es sein mag – den perfekten musikalischen Mantel. So besingt „Rasso von Inkasso“ sein dank der Deutschen Regierung florierendes Unternehmen und Hubert „Aiwonger“ fabuliert darüber, dass er sich in vier Jahren eine Krönungsmesse schreiben lassen will.

Schlag auf Schlag kritisiert und veräppelt die Couplet AG und trifft immer ins Schwarze. Die Flut von Fernsehköchen („Hinter jedem Messerblock grinst ein Schuhbeck-Kopf“) werden neben den neuen „Zapferl Söder Rektal“ („Macht kleine Würstl groß“) zum Thema, bevor Bianca Bachmann als verruchte Oligarchin Olga von der Wolga auftritt.

Kakerlaken, die nach ihrem Leben bei Müller-Brot Karriere im Dschungelcamp machen, „Latte Macchiato-Mütter“, die ihre ungeborenen Kinder zur Fruchtwassergymnastik schicken, und ein Ärztepaar, das geldverliebt alles operiert, was sich ihnen in den Weg stellt („Es gibt keine Gesunden, nur unzureichend Untersuchte“): Das Programm der Couplet AG ist schnell und abwechslungsreich.

Nach rund zwei Stunden Programm, wollte das Publikum in Wald die Couplet AG immer noch nicht gehen lassen. Die Sympathie gilt aber für beide Seiten. „Die Atmosphäre hier ist einzigartig“, betont Jürgen Kirner im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Nicht nur deshalb sind sie zum dritten Mal nach Wald gekommen. „Hierher fahren wir besonders gerne. Es ist ein Wohlgefühl, das sich hier einstellt“, schwärmt der Kabarettist.

Beim Heimatverein in Wald sei Kultur und Kabarett kein Feigenblatt, sondern eine Leidenschaft. Und diese Leidenschaft hat die Couplet AG mit ihrem Auftritt in Wald ein weiteres Mal angefacht.