Peter Schnell: Kritischer Blick zur CSU
8.7.2014, 11:00 UhrBei der Wahl des 3. Bürgermeisters habe die CSU ihre Versprechungen direkt nach der Wahl „konterkariert“ und bewiesen, dass „parteipolitisches Taktieren“ doch vorgehe, sagte Schnell im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Und fügte sofort an, dass er das nicht aus persönlicher Betroffenheit sage. Schnell war mit seiner Bewerbung um dieses Amt knapp dem Christsozialen Friedrich Kolb unterlegen. Persönlich sei er darüber, auch mit Blick auf seine weitere Lebensplanung, aber „nicht unglücklich“. Er habe für dieses Amt kandidiert, da es seiner Meinung nach der Ökopartei als drittstärkster Fraktion zustehe und ein Grüner Bürgermeister Gunzenhausen gut zu Gesicht stünde.
Bemerkenswert sei, dass bei der CSU jetzt, wo sie wieder den Bürgermeister stellt, „Harmonie angesagt ist“, weil dies der Partei nütze. In den vergangenen sechs Jahren dagegen habe sie den abgewählten Bürgermeister Joachim Federschmidt kräftig „torpediert“. Deswegen, erläuterte Schnell, hätten sich die Grünen in der konstituierenden Sitzung verweigert.
Schnell ist aber keiner, der lange im Zorn zurückblickt, und betont denn auch, dass es jetzt gelte, nach vorne zu schauen. Fitz sei Bürgermeister und die Grünen-Fraktion werde mit ihm zusammenarbeiten wie mit allen anderen Fraktionen auch. Dem neuen Stadtoberhaupt bescheinigte Schnell – zumindest die wenigen Male, die er ihn bisher erlebt habe – eine „souveräne“ Amtsführung. Durchaus erfrischend ist es für Schnell, dass Fitz es auch an „Humor und Witz“ nicht fehlen lässt.
„Seit Jahren überfällig“, wendet sich der Fraktionsvorsitzende den politischen Anliegen seiner Partei zu, ist ein Verkehrskonzept. Hier wurden im vergangenen Herbst Daten erhoben, nun will Schnell auch Ergebnisse sehen. Nach wie vor steht er für die Forderung nach Tempo 30 in der ganzen Stadt, denn schließlich leben ja nicht nur in den Wohngebieten Menschen. Und auch das Radwegenetz gelte es zu optimieren.
Eines der Großprojekte, die in dieser Sitzungsperiode zur Verwirklichung anstehen, ist der Hochwasserschutz an der Promenade. Die Grünen werden sich hier „massiv“ gegen eine Mauer wehren, kündigte Schnell an, und verwies auf die von ihnen favorisierte naturnahe Lösung mit Teichen und Mulden.
Ein Neuanfang sei im Verhältnis zwischen Stadt und den Gewerbetreibenden notwendig. Hier habe bereits ein erstes Gespräch des Ratsausschusses mit dem IHG-Gremium stattgefunden, bei dem einige „Ressentiments“ aus dem Weg geräumt werden konnten, so Schnell. Dringend an der Zeit sei es aber, dass sich Einzelhändler, Wirte und Gewerbetreibende wieder zusammenschließen und die Stadt somit auch einen Ansprechpartner habe.
Ein „großes Thema“ in den kommenden Jahren, aber auch eine „schwierige Geschichte“, ist laut Schnell die Sanierung der Stadthalle. Wolle man diese finanziell stemmen, laufe man Gefahr, dass man andere Dinge nicht machen könne. Gespannt ist Schnell nun auf die Vorschläge der Verwaltung. Ihm wäre es wichtig, dass die Halle auch konzeptionell umgestaltet wird. Mit Tourneetheater bediene man einfach nur bestimmte Schichten, es gelte aber, die Halle zum Veranstaltungsort für alle Bevölkerungsgruppen zu machen. Möglich sein müssten etwa auch Rockkonzerte, da sei ein entsprechend pflegeleichter Boden notwendig, so Schnell, dem ein breites kulturelles Angebot in der Stadt ein großes Anliegen ist.
Dass mittlerweile in Sachen Bahnhof und Wiederbelebung der Hesselbergbahn alle Parteien „an einem Strang ziehen“, freut den Ökopolitiker. Gerade der „Durchstich“ nach Nürnberg ohne Umsteigen liegt Schnell dabei natürlich am Herzen, könnte er doch mehr Menschen davon überzeugen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen.
Sollte in absehbarer Zeit, und danach sieht es wohl aus, auch der Kauf des Bahnhofs klappen, so haben die Grünen bereits seit Jahren ein Konzept dazu in der Tasche. Neben Fahrkartenschalter, Buchhandlung und dem Bahnhofsstübchen, das sich in der Vergangenheit zu einer guten Adresse für Bluesfan entwickelt habe, sollte unbedingt eine touristische Einrichtung dorthin, um es für den Urlauber interessanter zu machen, mit der Bahn anzureisen.
Eine etwas kleinere Baustelle, und damit leichter umzusetzen, wäre ein Erfahrungsfeld der Sinne, das die Grünen gerne in Gunzenhausen installieren wollen. Natürlich nicht so groß wie in Nürnberg, aber beginnend mit einem Barfußpfad könnte man eine solche Einrichtung nach und nach aufbauen.
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