Heimatverbundenheit eröffnet Perspektive für Kirchenbibliothek

Harald J. Munzinger

7.6.2019, 17:13 Uhr
Heimatverbundenheit eröffnet Perspektive für Kirchenbibliothek

© Harald Munzinger

Der könnte dann bei seiner Wiederwahl im nächsten Jahr den Gästen vielleicht für ein sehr erfolgreiches Nachwirken ihres jetzigen Besuches danken. Denn bei diesem hatten die einstigen Absolventen des damaligen Gymnasiums mit Oberrealschule am Peter-Kolb-Platz die Kirchenbibliothek besichtigt und dabei erfahren, dass aus dem statisch labilen "Kärntner" 5000 Bücher ausgelagert seien. Dass diese unbedingt nach Neustadt zurückgeholt werden müssten, stimmte Erster Bürgermeister Klaus Meier den Gästen gerne zu, die er über entsprechende Pläne für ein Depot im Gebäudekomplex am "Peter-Kolb-Platz" informierte, in dem auch das Stadtarchiv untergebracht sei.

Dort seien allerdings in eine Klimaanlage und die Diebstahlsicherung erhebliche Investitionen erforderlich, für die sich ein Verein um Spenden bemühe, der sich der wieder kompletten Neustädter Kirchenbibliothek annehmen wolle. Dass dazu unter Umständen die "Manfred Roth Stiftung" einen sehr wertvollen Beitrag leisten könne, stellte deren Vorstand Dr. Peter Polster "in alter Verbundenheit mit Neustadt" in Aussicht. Voraussetzung für eine bis zu 10.000 Euro möglichen Spende sei ein entsprechender Antrag, wozu sich Bürgermeister Meier rasch mit den Initiatoren für die Rückführung des Bücherschatz in Verbindung setzen möchte.

Dass diese in ihre "alte Schule" erfolgen könnte, fand bei den 54'er Abiturienten freudige Zustimmung, die natürlich einen Blick in das heutige Verwaltungsgebäude warfen, sich an die Klassenräume oder den Chemiesaale erinnerten und sich an den stattlichen Bäumen auf dem einstigen Schulhof erfreuten, die nach der Erzählung von Dr. Gerhard Beuschel sein Jahrgang einst gepflanzt hatte.

Renommierter Gast aus Polen

Beuschel, Kreisvorsitzender der Europa-Union Deutschland im Nürnberger Land, der die Jahrgangstreffen im "Allee-Hotel" mit einem Ausflugs- und Besichtigungsprogramm arrangiert – heuer zu den Heimatorten der Klassenkameraden im südlichen Steigerwald – hatte erneut Prof. Jerzy Grzywacz mit eingeladen. Mit dem 90-Jährigen aus Mittelfrankens Partnerregion Danzig freute sich Bürgermeister Klaus Meier über einen namhaften Gast im Sitzungssaal des Rathauses, der 1980 der Solidarnosc beigetreten, Mitbegründer des Geheimmagazins "Free Thought", während der "Rundtischgespräche" als Experte auf dem Gebiet des Umweltschutzes aufgetreten und mit beim Protest gegen den Bau eines Kernkraftwerks in der Nähe von Żarnowiec war.

Im freien Polen war er Prof. Grzywacz Mitbegründer der Sopoter Gemeindeverwaltung, 1990 einer der Führer des Bürgerkomitees in Sopot und Vorsitzender des Stadtrates. Diese Funktion hatte er bis 1994 inne und war in den Jahren 1998 bis 2002 Ratsmitglied des Parlaments der Woiwodschaft Pommern, wo er Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Zusammenarbeit war. Er zeigte Interesse an den Ratssitzungen in Neustadt und am Bevölkerungsanteil der Muslime, die ihm im Stadtbild aufgefallen waren. Dass es sich nicht entgegen dessen Annahme um türkische Mitbürger, sondern überwiegend um Flüchtlinge aus dem Irak und Iran sowie aus Afghanistan handle, informierte der Bürgermeister den polnischen Gast und brachte seinen Unmut über die Politik zum Ausdruck, die den jungen Menschen die Arbeit versage.

Beim Portrait Neustadts legte er den Schwerpunkt auf die jüngere Geschichte und aktuelle Entwicklung der Heimatstadt der "54'er", die sich eines steten Zuwachses – in den letzten zehn Jahren um 1000 Einwohner - einer boomenden Wirtschaft mit entsprechenden Steuereinnahmen und geringer Arbeitslosigkeit sowie des Prädikates erfreue, "unter den kleinstädtischen Gewinnern" zu sein. "Es läuft sehr gut", so Meier, der sich als Bürgermeister der SPD outete, einer "Partei, an die Sie sich vielleicht noch erinnern".

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