"Das ist wohl eine Fügung"
Herzogenaurach: Eine Orgel geht auf Reisen
1.6.2022, 08:55 UhrEigentlich hatte es schon ganz konkrete Verkaufsgespräche mit Kirchengemeinden in der Schweiz und auch Slowenien gegeben, und es hätte gut sein können, dass die Herzogenauracher Orgel bald im nahen Ausland erklingt. Doch letztlich kam es doch nicht zu einer Einigung.
Eigentlich ging es um etwas ganz Anderes
Zufall, Schicksal, Wunder, was dann geschah? "Eine Fügung würde ich es nennen", meint die Bubenreuther Pfarrerin Christiane Stahlmann. Bei einer Terminabsprache mit Pfarrer Schürrle, bei der es um ganz andere Dinge ging, sei so nebenher angeklungen, dass die evangelische Gemeinde Herzogenaurach eine gebrauchte Orgel zu verkaufen hat.
Die Bubenreuther wurden hellhörig, haben sie doch schon seit 2019 einen Orgelbauverein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, für die Lukaskirche ein passendes Instrument zu beschaffen. Ein Neubau, so wusste man schnell, würde wohl rund 250 000 Euro kosten. Das Spendensammeln, so konstatiert Christiane Krautwurst vom dortigen Kirchenvorstand, sei aber "ein mühsames Geschäft". Zumal die Preise immer weiter gestiegen seien.
Innerhalb des Dekanats
Eine Fügung also, dass nun eine zwar gebrauchte, aber hochwertige Steinmeyer-Orgel aus den 1970er Jahren innerhalb des Dekanats den Kirchenraum wechselt. Beim Preis für das Second-Hand-Instrument haben sich Herzogenauracher und Bubenreuther auf 25000 Euro geeinigt. Für eine Reihe weiterer Arbeiten kommen allerdings noch einmal rund 30000 Euro hinzu.
Das erscheint hoch, ist es aber nicht. Denn eine Orgel baut man nicht eben mal so um wie einen Küchenschrank. Tausende von Teilen sind abzubauen, zu reinigen und wieder zusammenzusetzen. Und: Die Orgel soll genau auf den kleineren Kirchenraum in Bubenreuth angepasst werden. Das funktioniert unter anderem mit dem handwerklichem Geschick des Orgelbaumeisters Dominik Friedrich aus Oberasbach.
"Sanft und schön"
Die Herzogenauracher Orgel war schon leicht modifiziert worden, als 2012 die größere evangelische Kirche eingeweiht worden war. Vorher stand sie in dem kleinen Vorgängerbau und war genau darauf abgestimmt. Für einen vollen Klang in der jetzigen Herzogenauracher Kirche (an gleicher Stelle) wurde sie quasi "getunt": Der Winddruck wurde erhöht und ein Register ausgetauscht. Dies kann nun wieder zurückgenommen werden. "Sie klingt dann wieder so, wie ich sie aus meinen Anfangsjahren kenne, sanft und schön", sagte Kantor Gerald Fink.
Damit sich die Bubenreuther nicht nur auf die werbenden Worte der verkaufenden Gemeinde verlassen mussten, kam es zuletzt zu intensiven Gesprächen mit Experten, unter anderem mit dem zuständigen Orgelsachverständigen Thomas Schumann. Sein Urteil: Das Instrument passt gut nach Bubenreuth.
Eine Win-Win-Situation also, denn sobald die alte Orgel ausgebaut ist, beginnt in Herzogenaurach der Einbau der neuen Orgel von Orgelbau Waltershausen. Sie soll am 2. Oktober feierlich eingeweiht werden.
Wann in Bubenreuth die neue gebrauchte Orgel erstmals gespielt wird, ist noch nicht ganz gewiss. Möglicherweise schon im Herbst, es könnte aber auch Frühjahr werden.
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