Diskussion im Stadtrat

Herzogenaurach: Wie viel Photovoltaik-Freiflächen braucht die Stadt?

5.7.2021, 12:25 Uhr
Freiflächenanlagen für Photovoltaik - auch der Artenvielfalt soll gedient werden. 

© Fritz Arnold, NN Freiflächenanlagen für Photovoltaik - auch der Artenvielfalt soll gedient werden. 

Dies führte inhaltlich zum Antrag der Stadtrats-Grünen, auf dem Dach der neuen Kita Johann Comenius im Reihenzach zusätzliche Module für eine PV-Anlage zu installieren. Dann wurde es doch noch kontrovers.

Kurz oder ausführlich wurde das Thema von allen Ratsfraktionen kommentiert mit der Quintessenz, es bleibe eine Einzelfallentscheidung und die Frage, ob es den Kriterien des Bebauungsplans entspricht.

Die Grünen mit Retta Müller-Schimmel insistierten, ohne schnelles Handeln sei die Energiewende nicht zu schaffen. Wünschenswert sei die Nutzung von Photovoltaik auf Dachflächen oder bereits versiegelten Flächen.

2,4 Hektar große Fläche bei Haundorf

Bürgermeister German Hacker gab zu bedenken, 62 Gigawatt an Strom werde in Deutschland gebraucht, 20 Gigawatt kommen aus Kohlestrom: "Die Arbeit beginnt erst konkret vor Ort."

Die bislang größte Photovoltaik-Fläche auf Gemeindegebiet befindet sich an der A3 bei Haundorf Richtung Kosbach, ein Areal von 2,4 Hektar. Grundsätzlich, so führte Anja Wettstein, Leiterin des Stadtplanungsamts aus, will man zuerst "auf vorbelasteten Flächen" aktiv werden, dann "in die Fläche gehen". Anlagen sollten in die Landschaft passen und dem Artenschutz gerecht werden. "Agri-Photovoltaik", das heißt in Verbindung mit Landwirtschaft, wurde als günstige Variante angesehen.

Reichen 300 Meter Distanz zum Wohngebiet?

Ein Beispiel für eine Bürgersolaranlage, wie sie auch in Herzogenaurach möglich sein soll, hier in Nürnberg in der Wohnanlage Bucher Straße. 

Ein Beispiel für eine Bürgersolaranlage, wie sie auch in Herzogenaurach möglich sein soll, hier in Nürnberg in der Wohnanlage Bucher Straße.  © Roland Fengler, NN

Um die Distanz von gewünscht 300 Meter zum Wohngebiet entfaltete sich eine Diskussion. Immerhin, so Bernhard Schwab (CSU) könnten die Anlagen einige Dimensionen entwickeln. Auch verfügt die Stadt kaum über Flächen, Ziel ist vielmehr, einen Investor zu finden.

Konrad Körner (Junge Union) rückte zurecht, der "Katalog hat null Bindungswirkung, ist ein Wunschzettel an potenzielle Investoren." Er reiche nicht einmal an die textlichen Festsetzungen eines Bebauungsplanes heran.

Mehr Photovoltaik für Reihenzach?

Zu diesem Thema anschließend hatten die Grünen einen Antrag vorbereitet, auf der Kita Johann Comenius im Reihenzach sollten aus Gründen des Klimaschutzes weitere Photovoltaik-Module auf dem Dach aufgebracht werden. Bürgermeister German Hacker und Silke Stadter, Leiterin des Stadtbauamts, argumentierten in diesem Fall, das Gebäude sei von der Bauweise und vom Energiekonzept mit Gründach so ausgerichtet, dass der Eigenstromverbrauch zu 80 Prozent möglich sei. Weitere 20 Prozent würden eingespeist. Für eine zusätzliche Stufe wären Wechselrichter nötig, technisch wie finanziell nicht sinnvoll. Sollte der Eigenstrom höher liegen, so könnte um 6 KW erweitert werden.

Peter Simon (Bündnisgrüne) insistierte, die aktuellen Strom- und Emissionspreise würden die Klimaschäden nicht einberechnen und die Vorgaben würden sich ohnehin nach der Bundestagswahl im September ändern, egal welche Partei vorn liegt.

Einzug für 1. September geplant

Auch Walter Drebinger (CSU) und Manfred Welker (Freie Wähler) plädierten für eine sofortige Nachrüstung, der jedoch die Begrünung weichen müsste.

Sandra Wüstner (SPD) und Silke Stadter unterstrichen, zum 1. September wollten Kinder dort einziehen. Das "ausgetüftelte Energiekonzept" mit Niederschlagswasser, so die Leiterin des Stadtbauamts, sei im Stadtrat akzeptiert worden: "Man kann nicht vierteljährlich umplanen." Mit 19:11 Stimmen wurde der Grünen-Antrag abgelehnt.

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