Hilfe für die Lurche der Landstraße
26.3.2020, 16:05 UhrEs hat jüngst geregnet, es gab, wenigstens zwei Tage lang, Schnee, sodass die Teiche Wasser haben. Monika Beck, Helferin am belebtesten Amphibien-Wanderweg im Landkreis nahe Nankenhof bei Oberreichenbach, ist froh darüber. Die Oberreichenbacherin koordiniert den Helferkreis, der momentan aus zehn Familien besteht, und führt Buch über die Zahl der Amphibien, die jeden Abend am Krötenzaun und der Krötenmauer längs der Kreisstraße 15 aufgelesen und an zwei auf der anderen Straßenseite gelegenen Teichen wieder ausgesetzt werden. Sie kann nachweisen, dass nach einem Rekordjahr 2017 die Trockenheit in den beiden Folgejahren katastrophale Folgen für die Lurche hatte.
6731 Kröten, 139 Frösche und 638 Teich- und Bergmolche haben die Helfer 2017 über die Straße getragen und ähnlich viele nach dem Ablaichen wieder zurück in ihren Lebensraum Wald. 2018 waren es nur noch 5366 Kröten, 2019 gerade 3932.
Bei Johannes Marabini in der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt laufen die Daten von allen Überwegen im Landkreis zusammen. Er bestätigt, dass die beiden letzten Trockenjahre Opfer gekostet haben. Nicht nur, weil in wasserarmen Teichen weniger Kaulquappen wachsen konnten. Auch erwachsene Tiere, sagt Marabini, starben. Bei der Trockenheit und Hitze gab es weniger Insekten und somit auch weniger Nahrung für die Lurche. Viele sind verhungert.
In diesem Frühjahr atmen die Naturschützer auf. So auch Elke Eisenack aus Herzogenaurach, die seit Jahrzehnten den Lurch-Wanderweg zwischen Niederndorf und Obermichelbach betreut und bei der die anderen Helfer ihre Statistiken zur Weitergabe ans Landratsamt zusammenkommen lassen. Die Naturschützerin spricht nicht nur vom glücklichen Umstand, im Laichteich mal wieder 40 Zentimeter Wasser zu haben und etliche Springfrösche, Teichfrösche, auch ein paar Bergmolche an "ihrem" Übergang registriert zu haben.
Elke Eisenack stellt auch den Teichwirten ein Lob aus: Sie hätten die Gunst der Witterung auch im Sinn der Amphibien genutzt und die Laich-Weiher rechtzeitig gesteckt, also volllaufen lassen. So sichern sie nicht nur ihren Nutztieren, sondern auch den Amphibien das Überleben.
Monika Beck aus Oberreichenbach kann da nur zustimmen. 400 bis 500 Tiere an einem Abend habe man in den vergangenen warmen Tagen an den künstlichen Hindernissen aufgesammelt, die die Tiere am lebensgefährlichen Marsch über die Kreisstraße hindern. Bekanntlich trägt dabei das Weibchen das begattende Männchen huckepack und begreiflicherweise ohne Blick für herannahende Autos. Da ist es für die Paare besser, von Menschen aufgelesen und in Eimern hinübergetragen zu werden.
Dabei sind bei Dunkelheit aber die Menschen dem Straßenverkehr ausgesetzt. Und trotz Warnschilder und seit heuer auch einem Tempolimit auf 50 Kilometer pro Stunde am betreffenden Straßenabschnitt haben laut Monika Beck die Warnwesten tragenden Amphibienhelfer immer wieder mal gefährliche Situationen. Auch der Müll, den vorbeifahrende Autoinsassen in die Straßengräben werfen, nervt die Naturschützerin.
Ihr Abschnitt bei Nankenhof ist gleichwohl auch ein Vorzeigeobjekt. Weil die herkömmlichen Krötenzäune aus Netzgewebe nicht wirklich unüberwindlich sind,die vor vielen Jahren gebaute Krötenmauer mit Durchlässen auch nicht und überdies marode, haben sich die Mitarbeiter des Kreisbauhofs eine neue Konstruktion einfallen lassen und ein erstes Teilstück an der ERH 15 eingebaut. Hier läuft jetzt eine Mauer aus Beton-L-Steinen am waldseitigen Straßengraben entlang mit einem überkragenden Blechdach. Hier kommt kein Lurch drüber, und Monika Beck ist des Lobes voll auf den Bauhof und die Erfindung. Weil diese auch preislich im Rahmen bleibe, hofft Beck, dass mehr davon gebaut werden.
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