Herzrhythmus-Geräte: Der große NZ-Klinikcheck
19.3.2016, 06:01 UhrEin vergleichbares Forschungsprojekt, das Leistungen von Krankenhäusern regional und allgemein verständlich bekannt macht, ist in Deutschland nach Angaben von Experten in jüngerer Zeit nicht unternommen worden.
Die zehnte Folge befasst sich mit zwei Behandlungsmethoden bei gefährlichen Herzrhythmusstörungen. Zum einen geht es um das Einsetzen von Herzschrittmachern. Unter 28 Standorten erreichte hier das Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg im Qualitätsvergleich die Spitze. Ein Herzschrittmacher bringt ein zu langsam schlagendes Herz auf Trab. In die Erfolgsbewertung floss unter anderem ein, ob die Geräte korrekt platziert wurden, ob es Komplikationen gab oder ob die Dauer des Eingriffs und die Röntgendurchleuchtungszeit angemessen waren.
So schnitten die Kliniken in der Region beim Einsetzen eines Herzschrittmachers ab.
Defibrillatoren: Uniklinik Erlangen am besten
Der NZ-Klinikcheck veröffentlicht außerdem die Qualitätsdaten zum Einsetzen von Defibrillatoren. Unter 18 Klinik-Standorten schnitt hier das Universitätsklinikum Erlangen am besten ab. Die dem Herzschrittmacher ähnlichen Geräte werden Patienten mit schwerer Herzschwäche eingepflanzt, um sie vor dem plötzlichen Herztod zu schützen. Der Defibrillator kann bei lebensgefährlichem Kammerflimmern das Herz durch Stromstöße "neustarten".
So schnitten die Kliniken in der Region beim Einsetzen eines Defibrillators ab.
Mitentscheidend für gute Ergebnisse waren hier ebenfalls die Komplikationsrate oder ob der Eingriff medizinisch gerechtfertigt schien. Neben medizinischen Kriterien beruht der Klinikvergleich zum kleineren Teil auf Umfragen zur Patientenzufriedenheit.
In der Printausgabe der Nürnberger Zeitung erklären Prof. Stephan Achenbach vom Uniklinikum Erlangen und Dr. Karsten Pohle vom Martha-Maria-Krankenhaus Wissenswertes rund um die elektronischen Lebensretter.
Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben den NZ-Klinikcheck entwickelt. Sie verrechneten dafür systematisch öffentlich verfügbare Daten aus den Krankenhäusern. Davon existiert mittlerweile eine wahre Fülle. Doch ohne Auswertung haben diese Zahlen kaum Aussagekraft. Nicht nur ältere Menschen ohne Internetkenntnisse, selbst Fachleute können sich bisher kein Bild von der Qualität eines Krankenhauses machen.
"Gesamtziel des Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region anzuheben", erklären Prof. Martin Emmert und Prof. Oliver Schöffski, die verantwortlichen Forscher vom Lehrstuhl für Versorgungs- bzw. Gesundheitsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten.
Informationen über fachliche Klinikschwerpunkte
Im NZ-Klinikcheck schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."
Von Häusern in der weniger guten Kategorie 3 ist keineswegs allgemein abzuraten. Für ihre schlechteren Ergebnisse im regionalen Vergleich sind teilweise geringe Unterschiede ausschlaggebend; auch eine fehlerhafte Daten-Dokumentation kann ursächlich sein. Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."
Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck hier.
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