Auch nach 40 Jahren können Gegensätze faszinieren

23.10.2012, 00:00 Uhr
Auch nach 40 Jahren können Gegensätze faszinieren

© Gloser

Es ist nebelig an diesem Montagmorgen im Landkreis. Vor allem im Höchstadter Aischgrund halten sich die grauen Schwaden hartnäckig. Eine Schafsherde ist zu sehen, ab und zu blökt eines ihrer Mitglieder, die benachbarte B470 sorgt für ein monotones Grundrauschen, ansonsten ist es für einen Werktag unglaublich ruhig.

Auch nach 40 Jahren können Gegensätze faszinieren

© Gloser, Distler

Genauso nebelig wie dieser Montagmorgen, ist mein Wissen über den Landkreis, schließlich bin ich hier erst seit ein paar Monaten im Einsatz. Eine Bustour durch ERH anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Landkreises soll Abhilfe schaffen. „Eigentlich wollten wir 40 verschiedene Orte anfahren, aber so viele würden wir an einem Tag ja gar nicht schaffen“, sagt Landrat Eberhard Irlinger über die ursprüngliche Idee hinter der Rundtour und fügt hinzu: „Ich werde Ihnen trotzdem 80 Geschichten erzählen.“

Auch nach 40 Jahren können Gegensätze faszinieren

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Auf 80 Anekdoten kommt der Landrat, der die Tour im Stile eines professionellen Reiseleiters moderiert, am Ende dann doch nicht, trotzdem sieht man den Landkreis 110 Kilometer später mit anderen Augen. Hätte mich vorher jemand gefragt, was mir zu Orten wie Neuhaus, Beutelsdorf oder Kalchreuth einfällt, wäre die Antwort wohl ziemlich eindeutig ausgefallen: nichts. Oder zumindest nicht viel.

Fast vergessene Schönheiten

Auch nach 40 Jahren können Gegensätze faszinieren

Daran kann auch die Bustour nur wenig ändern – dafür ist die Zeit schlichtweg zu knapp – dennoch wird bereits in den wenigen Stunden klar, wie viel Schönheit in all diesen Orten steckt. Eine Schönheit, die gerne mal vergessen wird, weil sich die Aufmerksamkeit zumeist auf die urbanen Ballungsräume und auf die Konzerne mit den großen Namen konzentriert. „Natürlich sind die Unternehmen enorm wichtig für uns, weil sie für den Wohlstand hier verantwortlich sind“, sagt Irlinger, „dabei darf man aber die Ehrenamtlichen nicht vergessen, denn die sorgen genauso dafür, dass wir uns hier wohlfühlen“.

Auch nach 40 Jahren können Gegensätze faszinieren

Und genau dieser Gegensatz ist vermutlich das Besondere an ERH. High-Tech trifft auf Tradition, Menschen aus aller Welt treffen auf fränkische „Ureinwohner“. „Der Landkreis ist ein Melting Pot“, sagt Matthias Redlingshöfer von der DLRG und Georg Strzodka, der sich um die Partnerschaft mit dem polnischen Landkreis Tarnowskie Góry kümmert, erklärt seine Faszination für ERH folgendermaßen: „Wir haben hier ein ländliches Schlaraffenland mit globaler Atmosphäre.“ So global, dass man durchaus auch mal ganz große Vergleichsgrößen heranziehen kann. Hans-Peter Wronsky, Vorsitzender des Seniorenbeirats, muss sogar an eine berühmte amerikanische Stadt denken, wenn er über seinen Wohnort Kalchreuth spricht. „Das ist das Beverly Hills der Region.“ Das Beverly Hills? „Wenn die Leute essen gehen wollen, dann kommen sie aus der ganzen Region hierher“, beantwortet er die Nachfrage mit einem Augenzwinkern.

Damit sich Tagestouristen auch einmal nach Neuhaus verlaufen, hat man dort ein altes Fischhaus zu einem kleinen Museum umgestaltet. Lutz Weißbrot und Kollegen bewahren dort ein Stück der Karpfenfischerei-Tradition des Landkreises. Apropos Karpfen: Zum Abschluss der Tour singt die Reisegruppe das „Karpfenlied“. Der Landrat spielt dazu Gitarre und Martin Oberle, Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft in Höchstadt, Trompete. Langsam lichtet sich der Nebel.

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