Bufdi aus Überzeugung

01.03.2013, 15:42 Uhr
Bufdi aus Überzeugung

© Pfrogner

Eine der ersten Lektionen hat Erik Poscher geflissentlich überhört: „Bei einem Seminar wollten sie uns beibringen, dass wir nicht Bufdi sagen sollen“, erinnert sich der 21-Jährige. Eher schon Bfd-ler als Abkürzung für Bundesfreiwilligendienstleistender. Der Begriff Bufdi sei zu abwertend. Poscher jedoch störte das nicht, er und seine Mitstreiter benutzen die Abkürzung weiterhin.

Seit vergangenem September arbeitet Erik Poscher in der Fortuna, engagiert sich im Jugendzentrum und erledigt vieles, was sonst noch in der Kulturfabrik anfällt. Wenn das Jugendzentrum geöffnet ist, beschäftigt er sich gemeinsam mit Leiterin Julia Gally mit den Jugendlichen. Er hilft außerdem beim Aufbau im Kultursaal, kümmert sich auch schon mal um Moderationstexte für Veranstaltungen. Er spielt Chauffeur für die Ganztagesschüler der Ritter-von-Spix-Schule, die in der Fortuna ein ausdrücklich nicht-schulisches Programm genießen. Erledigt Büroarbeiten. Ist in der Stadt und im Landkreis unterwegs, um Werbeplakate für die Fortuna aufzuhängen.

Ein eigenes Steckenpferd pflegt er in einem Teil seiner 39 Wochenstunden ebenfalls: das Filmteam. „Ich drehe mit Jugendlichen einen Film über das Angebot des Jugendzentrums“, sagt Poscher. Präsentiert werden soll dieser, wenn alles gut geht, beim Tag der Offenen Tür im April.

„Wir setzen ihn für alles ein, was er kann“, fasst Fortuna-Chef Bernd Riehlein zusammen. Einer der früheren Fortuna-Zivis sei Schreiner gewesen, der habe sich im Kulturzentrum als Handwerker betätigt. Bei Poscher hingegen seien es eher die kreativen Aufgaben.

Riehlein betont, dass Erik Poscher eine zusätzliche Kraft sei und „sehr wertvoll“ — denn „wenn wir keinen Bufdi hätten, könnten wir auch weniger anbieten“. Das Filmteam etwa gäbe es nicht. Die Leiterin des Jugendzentrums könnte ohne die Entlastung durch ihn weniger Angebote machen. „Und auch die Fahrdienste für Schüler könnten wir nicht leisten.“

Doch warum macht jemand überhaupt Bundesfreiwilligendienst? Jetzt, wo die Pflicht zu Wehr- oder Zivildienst längst weg ist? „Ich überlege, Soziale Arbeit zu studieren, und wollte vorher etwas in der Richtung machen, um zu schauen, ob es das Richtige für mich ist“, sagt Poscher.

Schließlich hatte er sich schon einmal für einen falschen Weg entschieden: Er begann eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger, merkte dann aber, dass ihm die Aufgabe nicht liegt und brach die Lehre ab. Kurzerhand fragte er deshalb bei Riehlein nach, bei dem er schon zu dessen Zeiten als Jugendpfleger ein Praktikum absolviert hatte. Später war Poscher in der Fortuna ehrenamtlich tätig: Er gründete zum Beispiel das Metal Café mit, half bei Rock am Kreisel.

Für die Fortuna, das betont deren Chef Riehlein, ist der 21-Jährige Gold wert: „Das ist eine win-win-Situation: Wir haben viel davon und für ihn ist es ein wichtiger Baustein zur Berufsfindung.“ Ohnehin sei er ein großer Verfechter einer Orientierungsphase nach dem Schulabschluss.

Illusionen macht er sich trotzdem nicht: „Die Zeiten, in der wir für einige Monate auch mal einen Elektrotechniker hier hatten, sind mit der Abschaffung des Zivildienstes vorbei.“ Heute würden sich nur noch Menschen bewerben, die sich den Themen der Kulturfabrik wirklich verbunden fühlen.

Der Bundesfreiwilligendienst dauert in der Regel ein Jahr, kann aber auf sechs Monate verkürzt oder auf zwei Jahre verlängert werden. Die Stellen müssen arbeitsmarktneutral gestaltet sein, das heißt, die Bufdis dürfen niemandem den Job wegnehmen. An 25 Tagen besuchen die Bfd-ler Seminare — und da stehen dann nicht nur soziale Kompetenzen und politische Bildung auf dem Stundenplan, sondern eben auch die Frage, ob es nun korrekt Bufdi oder Bundesfreiwilligendienstleistender heißen muss.

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