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Corona: Sechs Argumente gegen mobile Luftfilter im Klassenzimmer
1.12.2021, 14:29 UhrFunktionalität: "Die Geräte verhindern nicht, was wir verhindern möchten"
Die Übertragung von SARS-CoV-2 findet laut Christian Bogdan im Klassenzimmer vor allem von Mensch-zu-Mensch statt, also vor allem bei unmittelbaren Kontakt mit dem Sitznachbarn oder wenn die Kinder in der Pause zusammen spielen. Auch wenn ein sogenannter Superspreader im Raum ist, werde ein mobiler Luftfilter eine Ansteckung nicht verhindern.
Die AHA-Regeln funktionieren
Viel wichtiger als ein Luftfilter ist die Einhaltung der AHA-Regeln, meint Bogdan. Also „Abstand halten!“, „Hygiene-Maßnahmen beachten!“ und Alltag mit Maske. "Wir haben in unserem Institut keine Luftfilter und arbeiten dort genauso wie vor der Corona-Pandemie, denn wir haben schon immer die klassischen Hygieneregeln beachtet."
Frische Luft muss trotzdem sein
"Fenster auf", heißt die Devise. Durch die mobilen Filter-Geräte findet kein Luftaustausch statt, das heißt es muss ohnehin weiter herkömmlich gelüftet werden, unter anderem damit beim Lernen genug Sauerstoff zur Verfügung steht. Die Kinder müssen sich im Klassenzimmer also sowieso warm anziehen, wenn es draußen kalt ist.
Bei getesteten Kindern sind die Aerosole ein geringes Problem
Weil in den Kindergärten und Schulen regelmäßig getestet wird, ist das Risiko einer Infektion über Aerosole geringer. "Natürlich gilt ganz klar: Niemand, der Symptome hat, sollte in eine Einrichtung gehen." Wenn die Tests nicht anschlagen, sei die Wahrscheinlichkeit einer hohen Viruslast nicht hoch, meint Bodgan - auch wenn man sich über Messungenauigkeiten bewusst ist.
Kosten und Lärm stehen nicht im Verhältnis
Die Folgekosten beim Austausch der Filter sei ebenso wie die Anschaffung zu teuer, als das sie zum Nutzen im Verhältnis stünde, meint der Professor. Der Landkreis Erlangen-Höchstadt hat sich entschieden, 2,2 Millionen Euro auszugeben. Aber - siehe oben - die AHA-Regeln sind viel effektiver. Auch dem Lärm, den die Geräte teils produzierten, könne man den Schülerinnen und Schülern ersparen.
"Schaden kann es nicht" - diese Argumentation gilt in der Medizin nicht immer
"Ich bin schon ein Freund von Multibarrieren-Systemen", sagt Bogdan. "Aber die einzelne Maßnahme muss auch so qualifizierbar sein, dass sie in Relation zum Aufwand steht." Das sei bei mobilen Luftfiltern nicht der Fall. Aus Sicht des Erlanger Infektionsimmunologen lässt sich die Maxime "Schaden kann es nicht" in der Medizin nicht einfach anwenden. Wer so handle, sei wahrscheinlich von Angst getrieben.
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