Das doppelte Glück im Wasser gefunden

5.4.2008, 00:00 Uhr
Das doppelte Glück im Wasser gefunden

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Vor über fünf Jahren berichteten die NN zuletzt über die Schwimmschule, die Merseburg 2002 gemeinsam mit einem anderen Top-Schwimmer, Casey Barrett, im «Big Apple» gegründet hatte. Schon damals ließ sich die Sache glänzend an, doch heute steht fest, dass der inzwischen 33-Jährige alles richtig gemacht hatte, als er seinen Job als Financial Analyst bei einem internationalen Konzern in New York schmiss.

Gemeinsam mit Olympiateilnehmer Barrett hatte der EM-Dritte (mit der deutschen Freistilstaffel) und US-Universitätsmeister (das hat dort einen ungleich höheren Stellenwert als in Deutschland) die Idee, eine etwas andere Schwimmschule zu gründen. Zielgruppe von «Imagine Swimming» waren die Kinder betuchter Eltern.

Merseburg: «Für die ist es unheimlich wichtig, dass ihre Kleinen schon früh das Schwimmen lernen - es gibt sehr viele Leute mit Swimming-Pools und reichlich Strandausflüge.» 40 Dollar pro Stunde verlangen Merseburg und Barrett - und die Eltern zahlen, ohne mit der Wimper zu zucken.

Kein Wunder, besteht doch die Hoffnung, beim Bringen oder Abholen des eigenen Nachwuchses einen Oscar-Preisträger, ein Top-Model oder einen Footballprofi zu treffen, der das Gleiche tut. Meist kommt allerdings nur das Kindermädchen. «Die Prominenten waren natürlich als Multiplikatoren gut für unseren Ruf», sagt Merseburg rückblickend. Namen nennt er grundsätzlich nicht, denn: «Diskretion ist ein Teil unseres Geschäfts.» Zumal Kinder von Prominenten besonders geschützt werden müssen - vor eventuellen Entführern, aber auch vor Paparazzis.

Eine Extrawurst bekommen die Star-Kinder aber nicht gebraten. «Wir behandeln normale Kinder wie Berühmtheiten und die Berühmtheiten wie normale Menschen» - so lautet der Wahlspruch.

Auf jeden Fall scheint das Konzept der ehemaligen Schwimm-Asse aufzugehen, den Kindern ohne Leistungsdruck den Spaß am Wasser zu vermitteln. Inzwischen haben die beiden 30 weitere Schwimmtrainer angestellt (viele davon ebenfalls ehemalige Spitzensportler), die in vier angemieteten Bädern in New York Unterricht erteilen. Wahrscheinlich kommen in diesem Sommer zwei weitere Bäder hinzu, weil der Andrang so groß ist.

Um die 1000 Kinder haben die Kurse inzwischen durchlaufen, und natürlich befinden sich auch einige Talente darunter. Die 50 Besten werden von Lars Merseburg trainiert und nehmen als «Manhattan Makos» (Makos sind eine der schnellsten Haiarten) inzwischen auch an Wettkämpfen teil.

Aber ob er diesen Jungen und Mädchen überhaupt wünschen soll, an die Weltspitze zu schwimmen, fragt sich Merseburg durchaus: «Man muss sich schon wundern, woher diese Weltrekordflut in den vergangenen Wochen kommt. Von den neuen Schwimmanzügen, wie es die Hersteller behaupten, bestimmt nicht. Gen-Doping kann man zum Beispiel überhaupt nicht nachweisen.»

Zu seiner aktiven Zeit habe er schon den einen oder anderen «Kleiderschrank» in Verdacht gehabt, zu illegalen Mitteln gegriffen zu haben. Aber gegen einige der heutigen Topathleten sähen die ja aus wie «Handtücher».

Sein eigenes Doping sind derzeit aber eher die Glückshormone: Am 15. November hat er in der New Yorker City Hall seine Annabel geheiratet, mit der er seit drei Jahren liiert war - auch die gebürtige Südafrikanerin gehört zum Trainerteam von «Imagine Swimming».

Den Kontakt in die Heimat hat er nie abreißen lassen. Zwei Mal im Jahr besucht er entweder seine Eltern, die inzwischen von Höchstadt nach Hemhofen gezogen sind, oder seine Schwester Ines, die an der Musikakademie in Pesaro (Italien) arbeitet, zwei Mal fliegen die Eltern über den großen Teich.

Der nächste Europa-Besuch hat ebenfalls mit der Leidenschaft für Flüssiges zu tun - aber nicht mit Wasser. Lars Merseburg: «Ich möchte gern zur Bergkirchweih kommen. Darauf freue ich mich jedes Jahr.»