Das Malen mit der Nadel

17.06.2011, 11:00 Uhr
Das Malen mit der Nadel

„Und, wie geht‘s euch, was gibt‘s Neues?“ So oder so ähnlich fangen die Dienstage bei den „Flinken Nadeln“ an. Sieben Frauen sind es, die sich reihum bei einer von ihnen treffen, um Kaffee zu trinken, zu plaudern — und zu sticken. Die „glorreichen Sieben“, das sind: Elke Häußler, Christhilde Thoma, Annette Henkel, Martina Würzberger, Angelika Mechtold-Schmitz, Petra Lintzmeyer und Simone Klöhn.

Nettes Gespräch nebenbei

Doch wie kommt es, dass sich die Frauen im Alter zwischen 38 und 51 Jahren ein dem Anschein nach so „altmodisches“ Hobby ausgesucht haben? Gründerin der Stickgruppe ist Elke Häußler. Die selbstständige Schmuckdesignerin war vom Sticken schon immer fasziniert, pflegt dieses Hobby bereits seit 20 Jahren. Im Mai 2005 kam sie mit Christhilde Thoma ins Gespräch und siehe da: Auch Thoma stickte gerne. Schnell war die Idee geboren, sich nicht einfach nur mehr zum Kaffee trinken zu treffen, sondern auch gemeinsam zu sticken. Denn schließlich: Trotz aller nötigen Konzentration — für ein nettes Gespräch nebenbei bleibt da schon Raum.

Das Malen mit der Nadel

© Mark Johnston

Und weil die beiden viel Spaß bei ihren Zusammenkünften hatten, „rekrutierten“ sie noch fünf weitere Frauen, von denen einzig Angelika Mechtold-Schmitz auch schon Erfahrung im Sticken hatte. Die restlichen vier waren „Neulinge“ auf diesem Gebiet, aber durchaus lernwillig.

Freundinnen geworden

Heute möchte keine von ihnen das Sticken mehr missen — und natürlich auch das Zusammensein. Denn längst bleibt es nicht nur bei den zwei/drei Stunden am Dienstagvormittag. Die sieben Frauen machen auch Ausflüge gemeinsam, gönnen sich mal ein Wellness-Wochenende oder organisieren ein Sommerfest. Aus Bekannten sind Freundinnen geworden.

Aber was macht denn nun das Sticken so interessant? „Es ist einfach gut für die Seele“, erklärt Elke Häußler. „Es beruhigt und ist ein toller Ausgleich für all den Stress und die Hektik.“ Denn die sieben Frauen haben alle Familie und Beruf, haben also viel um die Ohren. Die regelmäßigen Dienstagstreffen mit der Stickgruppe sind ihre „Inseln“ im Alltag. Außerdem sei sticken wie „malen mit der Nadel“, sagt Häußler. Jede von ihnen sei stolz auf ein fertig gestelltes Werk. Dafür allerdings braucht man viel Geduld — ein Bild oder eine Tischdecke können schon einmal ein paar Monate in Anspruch nehmen. Aber das ist ja das Schöne an den regelmäßigen Stick-Treffen: Man kann sich Zeit lassen.

Gegenseitig motivieren

Mit sieben Frauen sind die „Flinken Nadeln“ aber auch voll. Seit Annette Henkel im Februar 2009 als letzte dazu gestoßen ist, gibt es keine „Neuaufnahmen“ mehr. Die Gruppe möchte aber andere Frauen anregen, sich mit ihrem Hobby auch mit Gleichgesinnten zusammen zu tun, weil man sich gegenseitig motivieren und helfen kann und es einfach gemeinsam mehr Spaß macht.

Und auch das Sticken wollen sie publik machen, denn für die Sieben ist es alles andere als altmodisch. „Wir pflegen hier altes Brauchtum“, meint Elke Häußler. „Dass man selbst etwas mit den eigenen Händen schafft, geht doch immer mehr verloren“, bedauert sie. Außerdem fördere das Sticken die Konzentration und die Feinmotorik.

Und: Was gibt es Schöneres, als das eigene Heim mit eigenen Kunstwerken zu schmücken?