Der Vatertag: Traditionelle Männerparty oder Familienausflug?
13.05.2010, 00:00 Uhr
»Bei uns steht ein Familienausflug auf dem Programm«, freut sich die Herzogenauracherin Sabine Grief. »Wenn das Wetter passt, werden wir den Nachmittag mit der ganzen Familie im Bier- garten in Rennhofen verbringen, zum ersten Mal in diesem Jahr. Damit leiten wir die diesjährige Biergartensaison ein.«
Sport und Freunde statt Alkohol und Party stehen bei Michael Haas am Feiertag auf dem Programm. »Da ich kein Vater bin, feire ich den Vatertag auch nicht«, meint der Herzogenauracher. »Ich gehe an meinem freien Tag im Dohnwald joggen und treffe mich mit Freunden in Erlangen.«
Für Gastronom Thomas »Smiley« Schönfelder ist der Feiertag nicht gleichbedeutend mit einem freien Tag. »Als Wirt vom Ratskeller muss ich natürlich arbeiten. Für uns ist der Vatertag einer der besten Tage im Jahr. Wir hoffen auf schönes Wetter, so dass die Väter beim Frühschoppen auf der Terrasse sitzen können. Die Heckenmusikanten spielen und es gibt fränkische Spezialitäten.«
Einer dieser Väter wird Matthias Hagen sein. »Mit meinen Stammtischbrüdern werde ich den Vatertag mit Frühschoppen im Ratskeller beginnen, ganz traditionell wie es sich gehört. Am Nachmittag gönne ich mir dann etwas Ruhe, bevor es am Abend zum Open-Air-Kino geht«, erklärt der frischgebackene Vater. Seine Freundin Stefanie Rattmann hat da andere Pläne. »Am Feiertag besuche ich zusammen mit Tochter Marlene meinen Vater. Er freut sich immer sehr, wenn er seine Enkelin sieht.«
Für den Kalifornier Donald Arven spielt der Vatertag hingegen keine Rolle. »Ich fahre mit meiner Samba-Gruppe ,Piranha Social Club‘ nach Luxemburg, wo wir am Freitag bei einem Sambafestival auftreten«, erzählt der Drummer. Seit zwei Jahren spielt er in der Band die ,Surdo‘, eine große, zylindrische Trommel, die zu den wichtigsten Instrumenten eines Samba-Orchesters gehört. »Aber auf dem Festival wird natürlich auch gefeiert«, fügt der Amerikaner augenzwinkernd hinzu.
Die Gemeinsamkeit genießen möchte Aneta Lehner mit ihrem Mann. »Wir werden zusammen essen gehen und je nach Wetter vielleicht einen Ausflug nach Pottenstein machen.«
In die feiertäglichen Ausflugs- und Partypläne mischen sich jedoch auch nachdenkliche Stimmen. »Der Vatertag ist auch nicht mehr das, was er einmal gewesen ist.«, meint ein Passant, der nicht genannt werden will. Und ein anderer Herzogenauracher wehrt ab: »Wenn man seit über elf Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn hat, gibt es nichts zu feiern.«
Der Vatertag hat also viele Bedeutungen, jeder hat seine persönliche Wahrnehmung. Und überhaupt: »Der christliche Hintergrund des Feiertages scheint auch immer mehr im Bierdunst zu verschwinden«, ärgert sich eine Passantin. KRISTINA STADTELMEYER