Ein Garten voller Kunstwerke in Herzogenaurach

03.08.2017, 16:53 Uhr
Ein Garten voller Kunstwerke in Herzogenaurach

© Foto: Roggenthin

Ein ausgemusterter Fahrradlenker, eine alte Springform, ein paar gebrauchte Tassen – was andere einfach wegwerfen würden, erwacht bei Doris Lohmaier zu neuem Leben. Die 57-jährige Physiotherapeutin schnappt sich dazu noch einen alten Holzstuhl und kreiert daraus einen bunten, surreal anmutenden Stuhl, der nun unter einem Baum im Lohmaier’schen Garten steht und die Blicke auf sich zieht.

Angefangen mit der Kunstleidenschaft hat es bei Doris Lohmaier im Jahr 2010. Inspiriert von einer Ausstellung über Nanas (Plastiken der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle; farbenfroh gestaltete, voluminöse weibliche Körper) besuchte sie einen vhs-Kurs, um selbst eine solche Skulptur anzufertigen.

Denn Farbe war ohnehin etwas, das die 57-Jährige begeisterte. Mit ihrem Mann Gotthard lebte Doris Lohmaier zwei Jahre lang in Mexiko, und "dort habe ich die Farbenfrohheit kennengelernt". Die Muster der Maya und Azteken, die Figuren, Formen und Farben hätten sie sehr inspiriert.

Erstes Werk: Nana

Und dann also eine Nana. Lebensgroß ist die Pappmaché-Figur geworden — und als ihr erstes Kunstwerk der ganze Stolz der Herzogenauracherin. Stolz ist sie aber natürlich auf alle ihre Werke. Denn nun hatte die Freude an der Kreativität Doris Lohmaier gepackt.

Erhielt seinen endgültigen Platz im Garten: ein bunter Stuhl.

Erhielt seinen endgültigen Platz im Garten: ein bunter Stuhl.

In einem weiteren Kurs kam sie mit Skulpturen aus Beton in Berührung — und dabei blieb sie. "Man kommt schneller voran und kann eher Erfolge erkennen", erklärt Doris Lohmaier ihre Liebe zum Beton. Und: "Der Geruch und das Zusammenrühren, bis man die richtige Konsistenz gefunden hat, faszinieren mich."

Drahtgeflechte verbinden größere Einzelteile und werden dann mit dem flüssigen Beton aufgefüllt und modelliert. Hier noch ein Löffel angeklebt, da ein paar rostige Nägel — der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. "Ich verwende nur alte Dinge, das schont also auch die Ressourcen." Nach der Aushärtung macht sich die Künstlerin ans Bemalen mit Acrylfarben. In ihr schlummern noch ganz viele bunte Ideen.

"Ich habe das Bedürfnis, kreativ zu sein", beschreibt sie ihre Leidenschaft. Sie könne dabei auch wunderbar entspannen, gerate mitunter sogar in einen meditativen "Flow". Ausgestellt oder gar verkauft indessen hat sie ihre Werke noch nicht. "Das ist meine Kunst, die gefällt sicher nicht jedem."

Unterstützung vom Ehemann

Größter Bewunderer, aber auch ehrlicher Kritiker ist ihr Mann Gotthard Lohmaier. "Ich bin von ihren Werken begeistert und unterstütze sie", sagt er. "Nur manchmal muss ich sie ein bisschen bremsen." Etwa, wenn sie vor lauter Schaffensdrang vergesse, auch mal eine Pause einzulegen, um etwas zu trinken oder zu essen. Und: "Viel Platz ist in unserem Garten bald nicht mehr", sagt Gotthard Lohmaier mit einem Augenzwinkern.

Starke Farben: Das surreal verfremdete Sitzmöbel. Foto: Peter Roggenthin

Starke Farben: Das surreal verfremdete Sitzmöbel. Foto: Peter Roggenthin

Das sieht seine Frau Doris freilich ganz anders. Nachdem sie einen Holzschnitz-Kurs ausprobiert hat — "um das auch mal zu versuchen" — hat sie nun einen Baum im Garten mit einem toten Aststumpf ins Visier genommen, an dem sie vielfältig künstlerisch tätig werden will. Man darf gespannt sein . . .

Ein Garten voller Kunstwerke in Herzogenaurach

© Foto: Peter Roggenthin

Etlichen Kunstwerken verpassen die Lohmaiers übrigens humorige Namen. Der surreale Stuhl beispielsweise heißt "Stuhlgang", ein Werk aus Blumenübertöpfen wurde "Nicht alle Tassen im Schrank" genannt oder eine Figur mit "Der lange Hals des Nachbarn" betitelt. "Diese Titel entstehen beim Arbeiten", erzählt Doris Lohmaier.

Ihr Lieblingsstück ist übrigens eine dekorative Stele, entstanden aus einem aufgeschnittenen Wagenrad, einer goldenen Kunststoffschale, Spiegelfragmenten und kleinen Kristallkugeln. "Bei diesem Werk hat einfach alles so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe", so Lohmaier. "Es ist am Ende sogar schöner geworden als gedacht."

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